Österreich: Hebammen-Hausbesuche jetzt auf Krankenkasse

Seit Jahresbeginn wird die häusliche Hebammen-Betreuung im Wochenbett für alle Frauen von der Krankenkasse finanziert. Unabhängig davon, an welchem postnatalen Tag die Mutter und das Neugeborene das Krankenhaus verlassen haben.

Hebamme+Schwangerschaft

Nach langjährigem zähen Ringen ist es endlich soweit – auch auf eine Erhöhung der Hebammen-Kassentarife einigten sich die Sozialversicherungen und die Berufsvertretung, das Österreichische Hebammengremium. „Auf die so genannte vorzeitige Entlassung als Bedingung für Hebammen-Betreuung im Wochenbett zu verzichten, ist uns Hebammen schon lange ein Anliegen gewesen“, freut sich Präsidentin Petra Welskop. Grundsätzlich sei in den letzten Jahren ein Trend zu beobachten, dass die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus nach der Geburt immer kürzer werde.

Die Spitalsstatistik zeigt das deutlich: Im Jahr 2000 gingen österreichweit rund 12.000 Frauen in den ersten vier Tagen nach der Geburt nach Hause, im Jahr 2014 waren es fast 30.000 Frauen, Tendenz weiterhin steigend. Gesunde Frauen und ihre Neugeborenen seien laut Welskop in den Tagen und Wochen nach der Entbindung zu Hause sehr gut aufgehoben. „Besonders das frühe Wochenbett in den ersten ein bis zwei Wochen ist eine Zeit enormer körperlicher, seelischer und sozialer Veränderungen. Und wo könnte das besser gelingen als zu Hause, mit einer Hebamme an der Seite, die regelmäßig kommt, dadurch Sicherheit gibt und diese Sicherheit an das Neugeborene weitergeben kann.“

stillen

Davon profitiere auch der Rest der Familie“, erklärt Welskop. Auch aus medizinischer Sicht sei es sinnvoll, wenn die Mutter und das Kind schon das Frühwochenbett zu Hause, in privater Umgebung verbringen, wenn sie dort gut betreut werden. Welskop: „Umso bedauerlicher, dass bisher gerade jene Frauen, die z.B. aufgrund von Komplikationen länger im Krankenhaus bleiben mussten, die anschließende Betreuung durch die Hebamme nicht als Kassenleistung in Anspruch nehmen konnten. Das ist nun viel besser gelöst, und darüber sind wir sehr froh. Kassenhebammen können nun alle Frauen und Neugeborenen im Wochenbett betreuen und ihre Leistungen mit den Krankenkassen verrechnen.“

 

Fünf Hebammen-Hausbesuche in den ersten fünf Tagen nach der Geburt und – wenn Probleme auftreten – weitere sieben Hausbesuche bis zur achten Woche bezahlt die Krankenkasse. Häufig sind es Probleme beim Stillen, die die Hebamme schon frühzeitig erkennt, und mit den richtigen Maßnahmen einen weiteren guten Stillverlauf unterstützt.

Hebamme+Hörrohr+Natur

Erhöhung der Hebammen-Kassentarife

Für einen Hausbesuch erhielt eine Kassenhebamme bisher 35,70 Euro vergütet. Ab 1. Jänner 2017 werden die Krankenkassen 41,70 Euro bezahlen. Außerdem wurden weitere schrittweise Erhöhungen in den kommenden Jahren vereinbart, sodass ab 1.1.2020 Kassenhebammen für einen Hausbesuch 50 Euro bekommen werden.

Nun gilt es nur noch, genügend Kassenverträge für Hebammen zu schaffen. Österreichweit sind knapp 2.200 Hebammen tätig, rund 250 von ihnen haben einen Kassenvertrag. Petra Welskop: „In einigen Bundesländern ist die Versorgung der Mütter und Kinder mit Kassenhebammen gut gesichert, in anderen leider nicht.“ Der Berufsverband erwartet sich jetzt eine deutliche Verbesserung der Versorgungslage (APA, 30.01.2017).

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