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Hospiz Österreich startet neues Projekt: Sterben zu Hause immer noch Wunschdenken

 

 

Nur jede/r Vierte „durfte“ in den letzten 30 Jahren dort sterben, wo er/sie gelebt hatte: Zu Hause. Und diese enttäuschend niedrige Zahl stagniert weiter – das PrinzipHände alt-jung „ambulant vor stationär“ greift im Palliativpflege-Bereich einfach nicht, beklagt der `Dachverband Hospiz Österreich`. Nun soll das in Wien erfolgreich erprobte Modell (HPC-mobil, LAZARUS berichtete) im dreijährigen Projekt „Hauskrankenpflege im Zentrum (HiZ)“ in jedem Bundesland adaptiert und umgesetzt werden.

 

HiZ ist ein Projekt der Grundversorgung von Hospiz Österreich in Kooperation mit den Hospiz- und Palliativorganisationen und den Anbietern der Hauskrankenpflege in den Bundesländern. Gefördert wird das dreijährige Projekt u.a. vom Fonds Gesundes Österreich.

‚Mobil‘ vor ‚stationär‘?

Die meisten Menschen, die in Österreich leben, wünschen sich, dass sie zu Hause versterben können[1]. Die Realität zeigt jedoch, dass im österreichweiten Durchschnitt nur 26,3% tatsächlich zu Hause versterben konnten. Verwunderlich und enttäuschend ist, dass diese Zahlen sich seit 1988 kaum verändert haben bzw. sogar noch gesunken sind[2]. Wunsch und Realität liegen hier also weit auseinander, obwohl ‚Mobil‘ vor ‚Stationär‘ ein gängiger Slogan ist bei Entscheidungsträgern.

In Wien gab es unter der Leitung von Hospiz Österreich von 2015 – 2018 das Projekt HPC Mobil -Hospizkultur und Palliative Care in der mobilen Pflege und Betreuung zu Hause, in dem mit vier Wiener Trägern der Hauskrankenpflege (Arbeiter Samariter Bund Wien, Caritas der ED Wien, CS Caritas Socialis, Volkshilfe Wien) sehr positiv und erfolgreich zusammengearbeitet wurde, mit großartigen und sehr bemerkenswerten Ergebnissen[3]. Die Nachhaltigkeit ist hervorragend. Aus diesem Projekt gibt es viel an Erfahrungen und Informationen aus dem Bereich der Hauskrankenpflege im Zusammenhang mit schwerkranken und sterbenden Menschen in Wien.

Abschied - Sterben zuhause - HPCmobil

Da die Bundesländer allerdings gerade im Bereich der Hauskrankenpflege sehr unterschiedlich strukturiert sind, können die Erkenntnisse und Umsetzungen von HPC Mobil in Wien NICHT einfach übernommen werden. In jedem Bundesland ist ein eigener Pilot notwendig. Aber natürlich macht es in einem ressourcenschonenden, effizienten Arbeiten Sinn, genau darauf zu achten, was aus HPC Mobil mitgenommen oder adaptiert werden kann.

HiZ – eine große Chance für ganz Österreich

Im Projekt HiZ arbeiten die interessierten landeskoordinierenden Hospiz- und Palliativorganisationen der Bundesländer mit Trägern und Krankenpflegevereinen im jeweiligen Bundesland in einem übergeordneten, österreichweiten Netzwerk zusammen. In den Netzwerktreffen erarbeiten sie mit der Begleitung von Hospiz Österreich und Univ. Prof. Dr. Ralph Grossmann als Organisationsentwickler den für sie passenden Pilot für das Bundesland, um die MitarbeiterInnen der Hauskrankenpflege in ihrer Arbeit mit schwerkranken und sterbenden Menschen zu unterstützen. Während der Umsetzung im eigenen Bundesland werden sie von Hospiz Österreich unterstützt. Das Knowhow und die Erfahrungen aus dem Wiener Pilot fließen in das Projekt mit ein. Auf diese Weise werden Synergien optimal genutzt. Das vernetzte Arbeiten bringt Ideen, Motivation und Kraft. Es erleichtert und unterstützt die Umsetzung des Pilots im eigenen Bundesland.

Die Innovation des Projektes HiZ zeigt sich in mehrfacher Hinsicht:

  • Hospiz und Palliative Care Basiswissen und Grundhaltung für die Grundversorgung
  • Es beachtet die Veränderung, dass das Sterben in der Geriatrie ein langsames mit vielen Krisensituationen geworden ist. Das bringt mit sich, dass ein Grundwissen und eine Grundhaltung zu Hospiz und Palliative Care für die MitarbeiterInnen der Hauskrankenpflege notwendig ist.
  • In der Unterstützung der MitarbeiterInnen der Hauskrankenpflege in ihrer Arbeit mit schwerkranken und sterbenden Menschen.
  • Dass gleichermaßen Maßnahmen der Organisationsentwicklung und Maßnahmen der Fortbildung im Projekt angewendet werden, womit Nachhaltigkeit erreicht werden kann.
  • Dass mit den TrägervertreterInnen und den VertreterInnen der Krankenpflegevereine, also den PraktikerInnen, von Anfang an eng zusammengearbeitet wird. Konzepte, Ziele, Leistungen und Indikatoren werden nicht vorgegeben, diese werden gemeinsam erarbeitet.
  • Dass Synergien optimal genutzt werden und dass durch Netzwerktreffen Knowhow und Erfahrung geteilt wird. Es ist ein sehr ressourcenschonendes Arbeiten mit höchster Effizienz.

Projektleitung: Dr.in Sigrid Beyer

Projektkoordination: Maria Eibel, BSc, MA

[1] Freilinger, Franz (2009): Das institutionalisierte Sterben. Sozioökonomische Aspekte am Ende des Lebens. In: focus neurogeriatrie 2009, 1-2, Springer Verlag Wien, abrufbar unter: https://page-one.springer.com/pdf/preview/10.1007/s12151-009-0150-1

[2] Baumgartner, Johann Dr., Koordination Palliativbetreuung Steiermark (2018): Aufbereiteter Datensatz mit Daten von Statistik Austria, Landesstatistik Steiermark

[3] Siehe hierzu auch die Projekthomepage: www.hpc-mobil.hospiz.at  

 

Unsere Berichte zu diesem Thema:

Sterben zu Hause: Hospiz Österreich fördert Paradigmenwechsel  (mit Video)

Mutmachen für ein Sterben zu Hause Hospizkultur und Palliative Care in der Hauskrankenpflege – HPC Mobil

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