Miteinander, Nebeneinander, Gegeneinander: Das Spital umfasst vielfältige Beziehungsnetze

 

Hospital Forum 2019-Netzwerken

Kollegialität und Kooperation – ein permanenter Prozess der Wertschätzung

(Fotos: Vinzenzgruppe.at)

 

Mit dem Thema „Miteinander, Nebeneinander, Gegeneinander: das Spital als Bühne vielfältiger Beziehungsnetze“ beschäftigte sich das 16. Forum Hospital Management, das vergangenen Mittwoch im Studio 44 in Wien stattfand.

Auf Einladung von AKH Wien, Vinzenz Gruppe, Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger und WU Executive Academy diskutierten Expertinnen und Experten aus Medizin und Wirtschaft über die Interaktion von Mensch, Maschine und Medizin im Krankenhaus. „Es gibt massive Änderungen in den Krankenhausgesetzen. Auch die strategischen Rahmenbedingungen ändern sich. Die Digitalisierung hält wacker Einzug in unsere Krankenhäuser“, sagte Dr. Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe. „Das alles bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Menschen und die Beziehungen, zwischen den Mitarbeitenden untereinander und zwischen Mitarbeitenden und Patienten. Aber welche Auswirkungen sind das?“

Antwort darauf suchte man im 16. Forum Hospital Management bei der gemeinsamen Erforschung der Beziehungsgeflechte auf menschlicher, technischer und organisatorischer Ebene, wie man sie in jedem Krankenhaus vorfindet. „Der Wettlauf der Veränderung und die Disruption in Gesellschaft und Wirtschaft machen sich im Krankenhaus besonders bemerkbar. Es ist wichtig, den Patienten als Mensch im Auge zu behalten“, sagte Dr. Josef Probst, Generaldirektor im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. „Wir sollen mindestens gleich viel Energie in die Entwicklung der Management Methoden legen wie in die Anwendung neuer Technologien und außerdem bessere Betreuungsmodelle für die Patienten entwickeln.“

Hospital Forum 2019-Publikum

Dir. Herwig Wetzlinger (AKH Wien): „Es braucht Menschen, die an die Kooperationen glauben. Wir müssen gemeinsam ein Ziel so entwickeln, dass es zum Erfolg führt“, sagte Wetzlinger und nannte als erstrebenswertes Ziel die wohnortnahe Versorgung bei gleichbleibender Qualität.

A.o. Univ. Prof. Dr. Johannes Steyrer, Programmdirektor des Masterstudium „Management“ an der WU Wien, präsentierte Erkenntnisse aus aktuellen Studien seines Instituts. Kooperation und Wertschätzung sind demnach wesentliche Erfolgsfaktoren in der Patientensicherheitskultur eines Krankenhauses: „Die Sicherheit wird erhöht, wenn Kultur und Team gut funktionieren. Optimierungssysteme wirken beispielsweise noch besser, wenn Mitarbeitende einen wertschätzenden Umgang miteinander pflegen.“ Ebenfalls zuträglich für das Greifen der Sicherheitsmaßnahmen sei eine gute Stimmung im Team, unerlässlich für den Erfolg eine Lernkultur im Team, die auch von der Führung mitgetragen werden muss.

Als einen wesentlichen Aspekt zur Kooperationsverbesserung im Team brachte Steyrer die Gender Balance ein: „Forschungsarbeiten zeigen, dass die Kooperation im Operationssaal am besten in geschlechtlich ausgewogenen Teams funktioniert.“

Hospital Forum 2019-Diskussion

Prior Johannes Pausch, OSB vom Europakloster Gut Aich ging in seinem Eröffnungsreferat auf zwischenmenschliche Spannungsfelder ein, die uns im Krankenhaus begleiten: Einerseits sind Männer und Frauen Götter in Weiß. Andererseits auch Sklaven der Technik und Bürokratie. „Wir scheitern nicht an der Technik oder an der Bürokratie, sondern wir scheitern an Beziehungen. Wir können die Dinge nicht mehr miteinander in Verbindung setzen.“ So stünden wir ständig an der Grenze des physischen und psychischen Leistungsvermögens, zwischen dem verloren gegangenen guten Maß und dem Anspruch an Vollkommenheit und der Angst vor dem Versagen, der Würde des Menschen und dem Verlust von Werten. „Wir kennen oft die gemeinsamen Werte gar nicht mehr“, sagte Pausch über den Umgang mit Werten und gibt den Gästen einen Ärztlichen Rat aus seiner eigenen Patientengeschichte mit auf den Weg: „Schalte zuerst das Hirn und das Herz ein, dann erst setze die Technik ein.“

 

>> Präsentationsunterlagen und Fotos finden Sie hier.

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