Österr. Preise für Patientensicherheit 2019 an sechs Projekte verliehen: „Grippe – nein danke“ im Pflegeheim

v.l.n.r: DGKP Christian Pux, Dr. Brigitte Ettl, Christian Richter, BSc, Mag. Diemut Strasser, Mag. Dr. Elisabeth Kretschmer, Alfred Kaltenbrunner, Armin Laiminger, Mag. pharm. Stefanie Schulz-Wulkow
Foto: Ettl

 

Im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung der Plattform Patientensicherheit wurde am 14. November im Wiener Krankenhaus-Nord der ´Austrian Patient Safety Award 2019´ verliehen. Unter den sechs prämierten Projekten ragte auch ein überzeugendes pflegefachliches Präventionsprojekt „Grippe – Nein danke“ in Pflegeheimen hervor.

„Grippe-Nein danke“ – Ein Projekt zur Vermeidung von Influenza-Infektionen in Gemeinschaftseinrichtungen für Senioren und Seniorinnen von DGKP Christian Pux (Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Graz, im Bild o. li.). Die wichtigsten und kosteneffektivsten Präventionsmaßnahmen gegen eine Influenzaerkrankung stellen die Impfung und Maßnahmen der Händehygiene dar. Eine umfangreiche Ist-Analyse führte zu Optimierungsmaßnahmen und zur Steigerung der Gesundheitskompentenz. Dadurch kam es zu einem besseren Gesundheitszustand der Senior*innen, zu einer geringeren Hospitalisierungsrate, zu weniger Krankenständen beim Personal und somit auch zu einer Kosteneinsparung für das Gesundheitssystem.

In der Kategorie „Stationäre Pflegeeinrichtungen“ wurde noch ein weiteres Projekt ausgezeichnet: GEMED – Multiprofessionelles Geriatrisches Medikationsmanagement in stationären Alteneinrichtungen von Mag. Dr. Elisabeth Kretschmer und Mag. Diemut Strasser (beide Apothekerkammer, Salzburg). Bewohner*innen von Senioren- und Pflegeeinrichtungen sind besonders stark von Polymedikation betroffen. Durch eine standardisierte Zusammenarbeit von Apothekern, Pflegefachkräften und Ärzten wurden medikationsbedingte Risiken frühzeitig erkannt und Änderungen der Medikation vorgenommen, was zu einer Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit führte.

plattform patientensicherheit

In der Kategorie „Medikationssicherheit“ gab es ebenfalls zwei prämierte Projekte:

      Korrekte Anordnung von Medikamenten: Ein neuer Ansatz zur Verbesserung mittels Selbst- und Fremdbewertung von Priv.-Doz. Mag. Dr. Gerald Sendlhofer, LKH-Univ. Klinikum Graz. „Im Jahr 2017 wurde eine neue Methode der Selbst- und Fremdbewertung als Feedbacksystem zur Bewertung der Leserlichkeit und Vollständigkeit handschriftlicher Verordnungen auf Fieberkurven eingeführt. Ziel ist es, fehlerhafte Verordnungen zu verringern und den zusätzlichen Arbeitsaufwand für das Pflegepersonal zu reduzieren.“

      Etablierung einer flächendeckenden klinisch-pharmazeutischen Betreuung basierend auf der elektronischen Fieberkurve zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit von Mag. pharm. Stefanie Schulz-Wulkow, Konventhospital Barmherzige Brüder Linz. „Die klinisch – pharmazeutische Betreuung ist ein zentrales Element der Versorgung der Patienten, die zeitgleich mit der Nutzung der elektronischen Medikation schrittweise aufgebaut wurde. Der Schwerpunkt der Betreuung liegt in der routinemäßigen Durchführung eines pharmazeutischen Medikationchecks anhand der elektronisch verfügbaren Daten für jeden stationär aufgenommenen Patienten zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit.“

Gewinner in der Kategorie „Notfall“ war das Projekt:

      IN-GE – die Intubationsassistenz mit Geräteunterlage von Armin Laiminger, Österreichisches Rotes Kreuz, Tirol. „Die Intubations-Geräteunterlage (IN-GE), mit aufgedruckten und markierten Gerätezonen ermöglicht es, Komplikationen durch fehlendes Equipment zu minimieren, bei richtiger Anwendung sogar auszuschließen. Um die Versorgungssicherheit der betroffenen Patienten nachhaltig sicherzustellen wird die Geräteunterlage flächendeckend für alle im Bundesland Tirol eingesetzten Rettungsfahrzeuge angeschafft.“

In der Kategorie „Grundversorgung“ hat folgendes Projekt den Preis erhalten:

Erhöhung der Patientinnen- und Mitarbeitersicherheit bei Notfällen im Kreißzimmer aus der Sicht eines Grundversorgungs-Klinikums in der Peripherie von Alfred Kaltenbrunner, Landesklinikum Scheibbs. „Die nächste Klinik mit einer neonatologischen Versorgungseinheit ist mehr als 30 km entfernt, ein Kinderarzt rund um die Uhr nicht verfügbar und auch das Personal außerhalb der Kernarbeitszeit ist nur in Mindestbesetzung vorhanden. Im interdisziplinären Team wurden breit angelegte Maßnahmen gesetzt, um die Risiken für alle Beteiligten zu minimieren. So wurden beispielsweise der Alarmierungsablauf für den Fall einer Notsectio optimiert sowie Alarmierungstaster installiert. Die Handlungsabläufe in Notfällen wurden aufeinander abgestimmt und regelmäßige Simulationstrainings vor Ort sowie Schulungen geburtshilflicher Notfälle inkl. Neugeborenenreanimation mit externen Experten implementiert.“

„Mit dem Austrian Patient Safety Award werden Projekte ausgezeichnet, die mit Ihren innovativen Lösungsansätzen zur Erhöhung der Patientensicherheit und der Qualität in Gesundheitseinrichtungen maßgeblich beitragen. Mit dieser Auszeichnung will die Plattform Patientensicherheit diese Leistungen einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und so für das Thema Patientensicherheit sensibilisieren. Auf die diesjährigen Preisträgerprojekte kann ganz Österreich stolz sein, weil sie höchste Ansprüche in Praxisnähe und Wissenschaftlichkeit erfüllen“, erklärt Dr. Brigitte Ettl, ärztliche Direktorin im Krankenhaus Hietzing (Wien) und Präsidentin der Österreichischen Plattform Patientensicherheit.

Der Preis wurde heuer zum vierten Mal vergeben und wird im Zweijahresrhythmus ausgeschrieben. Einreichen konnten Krankenanstalten, Abteilungen und Stationen sowie ambulante Gesundheitseinrichtungen wie Institutionen, Ordinationen oder Gruppenpraxen. Die Entscheidung über die Preisträger trift eine fachkundige Jury aus dem Gesundheits- und Patientensicherheitsbereich.

>> Weitere Informationen finden Sie hier.

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