Mit jedem Tag Besuchssperre gefährlicher: Corona-Einsamkeit bei Pflegebedürftigen und Demenzpatienten

Immer deutlicher zeigt sich der zweischneidige Charakter der drastischen Ausgangs- und Besuchsverbote – insbesondere bei alten Menschen in Heimen – die zudem auch noch untereinander isoliert sind – oder die allein zu Hause leben. Hat jemand unsere Alten gefragt, ob sie um diesen hohen Preis überhaupt „geschützt“ werden wollen?

Die völlige Abschirmung sei den Experten – darunter keine/r mit geriatrischer Kompetenz – und den Politikern zufolge unbedingt nötig, um diese Hochrisikogruppe vor einer CoVID-19-Infektion zu schützen. Gleichzeitig steigert der über Wochen und Monate fehlende Sozialkontakt mit Angehörigen und/oder ehrenamtlichen Besuchsdiensten die negativen Effekte auf die Psyche und damit auf die Gesundheit und Widerstandskraft der Betroffenen. Von Tag zu Tag ein wenig mehr.

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Grafik: ORF

Menschen in der Langzeitbetreuung, aber auch allein lebende Hochbetagte erfahren durch die Kontakteinschrankungen nun den
schwerwiegenden Verlust ihrer engen Bezugspersonen – jeglicher Besuch von Verwandten und auch externen Besuchsdiensten bleibt aus. Das Pflegepersonal ist coronabedingt ohnehin bereits zusatzlich belastet und vermag den weggefallenen, aber für die Gesundheit unbedingt notigen sozialen Bezug nicht wettzumachen. Zehntausende Pflegebedürftige und Demenzkranke können sich derzeit ein entscheidendes menschliches Grundbedurfnis, das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe, nicht mehr erfullen.

Zusätzlich zu den psychischen Gefahren von Einsamkeit steigt der Gesprächsbedarf – bedingt durch die Corona-Krise selbst: Vor dem Hintergrund der eigenen Vergangenheit, etwa der realen Erfahrung von Lebensmittelknappheit oder Geldentwertung, sind diese existenziellen Sorgen und Ängste gross und können ein bedrohliches Ausmass annehmen. Diese lange anhaltende Zwangslage könnte zu vermehrter medikamentöser Sedierung von unruhigen, zunehmend agitierten Bewohner*innen führen.

Deshalb ist es jetzt umso dringlicher, alle Mitarbeiter*innen rasch und regelmässig auf CoVID-19 zu testen, damit keine Infektion von aussen eingeschleppt wird und der gesellige Heimallatg – wenngleich vorerst noch ohne Besuche und Ausgänge – möglichst rasch wieder aufgenommen werden kann!

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