Pflegeberufe-Statistik 2020: Positiver Aufwärtstrend beim Berufseinstieg – mehr aber auch nicht

Folgt man den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts, beginnen immer mehr Menschen in Deutschland eine Pflegeausbildung oder schließen diese erfolgreich ab. Im Zehnjahresvergleich wird mit einem Plus an Azubis von bis zu 40 Prozent gegenüber 2009 zwar ein positiver Trend sichtbar – mehr allerdings nicht.

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Im Vorjahr begannen 71.300 Personen eine Ausbildung in einem Pflegeberuf – ein Plus von 8 Prozent gegenüber 2018. Mehr Personen (44.900) schlossen im Vorjahr die Pflegeausbildung erfolgreich ab, das sind 25 % mehr als 10 Jahre zuvor. Dabei stieg auch der Männeranteil bei den Berufsanfängern von 19 % (2009) auf 25 % im Vorjahr.

Den stärksten Zuwachs an Auszubildenden – von 19.400 (2009) auf 27.300 im Vorjahr- verzeichnet derzeit die Altenpflege. (+41%). Der Zahl der Ausbildungseinsteiger*innen im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege hat mit 26.600 im Vorjahr rund 5.200 mehr Personen gewinnen können als 10 Jahre zuvor. Aktuell leistet mehr als die Hälfte aller beruflich Pflegenden Schichtdienst, knapp 80 Prozent zudem regelmäßig auch Wochenenddienste.

Kommentar:

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Kein Grund zum Jubel: Nach drei Jahren „Konzertierte Aktion Pflege“ und einer Ausbildungsoffensive markieren die steigenden Einsteigerzahlen in der Pflege zwar einen positiven Trend, sind aber noch meilenweit von einer „Nährrate“ entfernt. welche die Abgänge durch Rente oder vorzeitigem Berufsausstieg ausgleicht. Ganz zu schweigen von einem Realzuwachs, der das aktuelle Fehl von bundesweit etwa 120.000 Vollzeitstellen aktuell verringern könnte. Die deutsche Bundesregierung und die Bundesländer werden sich noch weitaus stärker als bisher ins Zeug legen müssen, um den Teufelskreis aus Fachkräftemangel und Überlastung des vorhandenen Pflegepersonals zu durchbrechen. Geht nämlich der positive Zehnjahres-Trend in diesem Schneckentempo weiter, würde eine nachhaltige Stabilisierung der Personalsituation wohl noch Jahrzehnte dauern.

Erich M. Hofer

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