Fad, trocken und weit am Ziel vorbei: Österreich-Kampagne – Pflege- und Sozial-„Berufe mit Sinn, Vielfalt und Zukunft“

Mit dem Motto „Berufe mit Sinn, Vielfalt und Zukunft“ wirbt das Sozial- und Gesundheitsministerium jetzt für eine vielfältige Karriere in einem der krisensicheren Pflege- und Sozialberufe. Nüchtern, sachlich, korrekt – aber ohne einen Funken Empathie – ist diese Infoseite jedoch meilenweit von einer auf Jugendliche fokussierten „Kampagne“ entfernt.

Sogar der Einzelhandel bietet kreativere, Zielgruppen-spezifische Werbung und vermag damit sogar ein wenig „Lebensgefühl“ zu vermitteln. Sofern jemand jedoch diese Pflege-Website im pragmatisch-fantasielosen Design überhaupt öffnet, erfährt man etwa, was diese Berufe gemeinsam haben: „Ziel ist es, Menschen dahingehend zu unterstützen, dass physische, psychische und kognitive Ressourcen wieder hergestellt bzw. erhalten werden können.“ Ein Motiv zur Berufswahl durch junge Menschen wird jedoch nicht angeboten.

 

„Reden wir nicht über Geld“?

Dieser unglückliche, unprofessionelle Satz erinnert frappant an frühere Zeiten, als Pflege noch „um Gotteslohn“ geleistet wurde. Er suggeriert fälschlich, dass nicht gerne über Gehälter und Benefits in dieser Branche geredet werden soll. Und auf der gesamten Informationsseite wird auch nichts über die Verdienstmöglichkeiten und Gehaltsstrukturen im Pflege- und Betreuungsbereich näher dargestellt – obwohl die Gehaltstabellen des öffentlichen Dienstes ebenso wie die Kollektivverträge der Branche öffentlich einsehbar sind.

Zurück an den Start

Selbst mit einem Mini-Budget kann mehr gemacht werden als diese knochentrockene Info-Website. Diese „Kampagne“(?) eignet sich keinesfalls dazu, junge Menschen von ihren Handys, Chats und Computerspielen wegzulocken und Interesse für einen Pflege- oder Sozialberuf zu wecken. Dafür wird es nicht viel Geld, aber umso mehr Empathie und Kreativität brauchen.

Übrigens: Der von der Redaktion eingebettete, aktuelle Youtube-Vortrag von PDL Waltraud Haas-Wippel (Geriatrische Gesundheitszentren – GGZ Graz) bei einer Tagung der „Taskforce Pflege“ zum Thema Pflegereform Ende Oktober im Gesundheitsministerium ist leider nicht Bestandteil dieser Kampagne, aber jedenfalls hörenswert!

>> zur Kampagne „Pflege mit Zukunft“

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