Von COVID-19 bezwungen: Sr. Liliane Juchli, Doyenne der deutschsprachigen Berufspflege verstorben

Ihr ganzheitliches Pflegeverständnis und ihr Standard-Lehrbuch „die Juchli“ revolutionierten in den letzten 50 Jahren die gesamte deutschsprachige professionelle Pflegewelt. Generationen von Pflegenden sind mit ihren Büchern ausgebildet worden. Auch im hohen Alter hat sie sich für ihren Beruf stark gemacht und gerade auch die jungen Menschen im Beruf begeistert. Gestern Montag, 30. November ist Sr. Liliane Juchli im Alter von 87 Jahren in Bern verstorben.

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Dem selten verliehenen „Lazarus Ehrenpreis für das Lebenswerk“ im Jahr 2010 (Bild) folgten noch viele internationale Ehrungen wie das Bundesverdienstkreuz (DE) oder das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (AT)

 

„Sr. Liliane Juchli war eine der mutigsten und inspirierendsten Pflegefachfrauen im deutschsprachigen Raum. Wie vielen anderen Pflegefachpersonen auch, hat sie mir Kraft und Zuversicht vermittelt, wenn ich zweifelte und aufgeben wollte“, würdigt Prof. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK), die Verstorbene.

Mit Sr. Liliane Juchli, einer der ganz grossen Pionierinnen, verliert die deutschsprachige Pflegewelt ein Vorbild, eine Wegbereiterin und einen Leuchtturm. Ihr berufliches Wirken umfasste zahlreiche Bücher und unzählige Vortragsreisen über mehr als 50 Jahre. Ihr Lehrbuch  erschien 1973 in seiner 1. Auflage und war über Jahrzehnte hinweg das Standardwerk in der Pflegeausbildung. Sie formulierte mit den ‚Aktivitäten des täglichen Lebens‘ (ATL) ein konzeptuelles Modell der Pflege.  Seit ihrer Pensionierung vor über 20 Jahren befasste sie sich viel mit dem Altern und trat in den letzten Jahren insbesondere bei Veranstaltungen für den Pflegenachwuchs auf, wo sie begeistert gefeiert wurde.

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Am 16. März 2017 besuchte Sr. Liliane Juchli gemeinsam mit LAZARUS Chefredakteur Erich M. Hofer überraschend die Krankenpflegeschule am Wilhelminenspital in Wien und überreichte dort der Leiterin des Österreichischen Pflegemuseums, Mag. Birgit Steuding (li.) die erste gebundene Vorläufer-Ausgabe (1969) des späteren Thieme-Lehrbuchs ´Krankenpflege´ (1. Auflage 1973)

 

Sr. Liliane Juchli hat sich – bereits durch eine hartnäckige Infektion geschwächt – mit Covid-19 angesteckt. Den Kampf gegen dieses Virus hat sie nun nicht mehr gewinnen können, berichtete der Schweizer Berufsverband in seinem Nachruf. 

Sr. Liliane setzte sich Zeit ihres Lebens für eine fachkundige, ganzheitliche, konsequent am Menschen und seinen Bedürfnissen orientierte Pflege ein. Pflege war für Sr. Liliane immer auch die Beziehung zwischen Menschen, was in ihrem Leitspruch «Ich pflege als die, die ich bin» zum Ausdruck kommt.

Denn für Sr. Liliane war immer klar, dass die Pflegenden, um sich für die kranken Menschen einsetzen zu können, auch für sich selbst Sorge tragen müssen: «Ein Leuchtturm, dessen Flamme erloschen ist, kann keine Orientierung geben», sagte sie in ihrer >Audio-Osterbotschaft noch im Corona-Frühling 2020. Für Sr. Liliane Juchli erschöpfte sich das Engagement folglich nicht in der Ausbildung der Pflegefachpersonen, sondern sie setzte sich auch politisch für die Pflege ein, so etwa als Mitglied des Initiativkomitees der Schweizer Volksinitiative für eine starke Pflege.

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Ein letztes Mal durchblätterte Sr. Liliane Juchli den Vorläufer (1969) ihres späteren Standard-Lehrbuchs „Krankenpflege“, bevor sie diese pflegehistorische Kostbarkeit am 16. März 2017 offiziell an das Österr. Pflegemuseum in Wien übergab

 

Sr. Liliane Juchli erhielt für ihre Werk zahlreiche Würdigungen, wie u.v.a. den Ehrendoktortitel von der Universität Freiburg (1997), das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2018) oder das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (2019). Nicht zuletzt würdigten auch alle drei deutschsprachigen Berufsverbände (DBfK, ÖGKV und SBK) sowie pflegerische Fachgesellschaften die heruaragenden Verdienste der Verstorbene mit höchsten Verbandsauszeichnungen.

Zu ihrem 80.Geburtstag erschien im Jahr 2013 ein Film, der auch im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde: > „Leiden schafft Pflege Sr. Liliane Juchli – Ein Leben für die Würde des Menschen

Hall_of_Fame_klSr. Liliane Juchli hat sich unschätzbare Verdienste um die Professionalisierung der Pflege im gesamten deutschsprachigen D-A-CH Raum erworben. Wir bewahren ihr ein dankbares und ehrendes Gedenken in der LAZARUS  >“Ehrenhalle der Pflege„.

Offizielle Parte des Klosters Ingenbohl (CH):

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Weitere wichtige Quellen zu Leben und Werk:
> Juchli´s Corona-Audiobotschaft 2020 an alle Pflegenden
>> Autorisierte, ausführliche Biografie auf Wikipedia
>>> Zum Museum „Sr. Liliane Juchli Bibliothek“ in Schwyz (CH)

 

Ihr ganz persönlicher Abschied im Kondolenz-Buch ist hier möglich:

 

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