Verschnaufpause für unsere Atemwege und die Umwelt: Löst der Corona-Winzling unser riesiges Gesundheits- und Klimaproblem?

Es ist eine Verschnaufpause – mehr aber nicht. Ein erfreulicher „Kollateral-Bonus“ der Corona-Pandemie: Die CO2-Emissionen sinken weltweit um durchschnittlich sieben Prozent – in der EU sogar um elf, in den USA um zwölf Prozent.

Es ist ja wohl kein Zufall, dass die Atemwegserkrankungen weltweit massiv zunehmen – derzeit verkörpert durch den COVID-19 Virus? Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Reduktion wirtschaftlicher Aktivitäten sind die CO2-Emissionen 2020 im globalen Schnitt um sieben Prozent (EU: -11 Prozent, USA: -12 Prozent) oder umgerechnet etwa 2,4 Mrd. Tonnen CO2 auf 34 Mrd. Tonnen CO2 gesunken. Unfreiwilliger Treiber dieser Senkung ist vor allem der Transportsektor, wie die jährliche Bilanz des „Global Carbon Project“ (GCP), eines weltweiten Zusammenschlusses von 86 Klimaforschern unter Beteiligung der Universität München zeigt.

Droht mit erfolgreicher Impfung neuer CO2-Rekordanstieg?

Besonders deutlich fällt der Rückgang der Emissionen in den USA und in den EU-Mitgliedsstaaten aus. Hier trafen verringerte Emissionen aus der Kohlenutzung und die Auswirkungen der pandemiebedingten Beschränkungen zusammen. Schon 2019 stiegen die CO2-Emissionen langsamer als in den Vorjahren. Mit der Corona-Pandemie sanken die Emissionen nun deutlich, deshalb ist 2020 ein Schlüsseljahr für Gesundheit und Klima. Ob dies einen Trend einläutet, hängt allerdings stark davon ab, wie umweltbewusst die Maßnahmen in den staatlichen Wiederbelebungspaketen für die Wirtschaft weltweit gestaltet werden. „Wir beobachten bereits, dass die Emissionen sich langsam wieder dem Niveau von 2019 annähern“, so Geografin Julia Pongratz (Uni München).

Rauchende Schornsteine_Klimawandel

Laut dem Bericht lagen die Emissionen auch im Dezember 2020 aus dem Straßen- und Luftverkehr aufgrund der anhaltenden Beschränkungen immer noch um etwa zehn beziehungsweise 40 Prozent unter den Werten von 2019. Ob der 2020 auch Corona-bedingte Rückgang der Emissionen sich in der Zukunft fortsetzen wird, bleibt aber offen, warnen die Forscher. Nach dem Rückgang der Emissionen aufgrund der globalen Finanzkrise 2008, stiegen die Emissionen im Jahr 2010 sprungartig um fünf Prozent an, als sich die Wirtschaft erholte. Es besteht somit die Befürchtung, dass ein sprunghafter Anstieg der CO2-Emissionen auch nach dem Abklingen der Corona-Pandemie passieren könnte.

Trotz Rückgang ernste Lage

Die CO2-Emissionen insgesamt – aus fossilem CO2 und aus Landnutzung – liegen 2020 bei etwa 39 Mrd. Tonnen CO2, trotz des Rückgangs also immer noch auf einem Niveau wie etwa 2012. Dies ließ den CO2-Gehalt in der Atmosphäre weiter ansteigen. Im Jahresmittel wird er voraussichtlich einen neuen Rekordwert von 412 ppm erreichen, so die Wissenschaftler. Das entspricht einer Zunahme von 48 Prozent gegenüber dem vorindustriellen Wert. Stabilisieren wird sich der atmosphärische CO2-Gehalt und damit das Weltklima aber erst, wenn die globalen CO2-Emissionen sehr nahe bei Null liegen, heißt es.

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