Hebammen in Österreich: Neues Kammerpräsidium angelobt

Zum Ende des „Internationalen Jahres der Pflegenden und Hebammen 2020“ wurde am 18. Dezember ein neues Präsidium des Österreichischen Hebammengremiums – eine Kammer mit Pflichtmitgliedschaft für rund 2.500 Berufsangehörige – im Gesundheitsministerium angelobt.

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v.l.: Gerlinde Feichtlbauer, neue Präsidentin des ÖHG, Generalsekretärin Ines Stilling (Gesundheitsinisterium) und Beate Kayer, neue ÖHG-Vizepräsidentin (Foto: ÖHG)

 

Die Oberösterreicherin Gerlinde Feichtlbauer übernimmt die Funktion von Petra Welskop, die sich nach zehn Jahren als Präsidentin aus dem ÖHG-Vorstand verabschiedet. Die Burgenländerin Beate Kayer ist neue Vizepräsidentin. Alle fünf Jahre wählen die rund 2.500 Hebammen Österreichs ihre Standesvertretung, die den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts (Kammer) inne hat.

Stilling betonte: „Hebammen betreuen Frauen während der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Leben mit dem Baby und geben ihnen Sicherheit. Das ist eine wichtige Aufgabe unseres Gesundheitssystems und ich bedanke mich bei den Hebammen in
Österreich für die wertvolle Arbeit, die sie jeden Tag leisten.“

Corona Vereinbarungen haben rasch funktioniert

„Wir Hebammen sind eine kleine Berufsgruppe, aber wir haben viel erreicht in den letzten Jahren. Die Corona Pandemie hat gezeigt, wie gut wir im Gesundheitssystem verankert sind. Wir haben sehr rasch Vereinbarungen für frei praktizierende Hebammen gehabt  – zur Telemedizin, zur Hebammen-Beratung im Mutter-Kind-Pass, zu zusätzlichen telefonischen Beratungen usw.“, resümiert Feichtlbauer. Vize-Präsidentin Beate Kayer ergänzt: „Hebammen werden gehört, unsere Anliegen werden ernst genommen, auch in schwierigen Zeiten. Und das ist auch für schwangere Frauen und für Mütter mit ihren Neugeborenen eine gute Nachricht. Hebammen-Begleitung ist nämlich für die Frauen in der Schwangerschaft, während der Geburt und im ersten Jahr mit dem Baby sehr wichtig. Gerade auch in Zeiten großer Unsicherheit.“

Hebamme+Hörrohr+Natur

Zu ihren wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre zählt Präsidentin Feichtlbauer die Bekämpfung des Fachkräftemangels. Sie fordert eine Österreich-weite Bedarfsanalyse, die bisher an der Finanzierung gescheitert sei. Außerdem macht Feichtlbauer zum wiederholten Male darauf aufmerksam, dass in einigen Bundesländern dringend zusätzliche Kassenstellen für frei praktizierende Hebammen geschaffen werden müssen. Darüber hinaus hofft sie, die Gespräche über einen neuen Gesamtvertrag mit den Sozialversicherungen rasch zu einem guten Ergebnis führen zu können.

„Hebammen brauchen eine starke Standesvertretung. Wir sind eine kleine Berufsgruppe und innerhalb des Gesundheitssystems eine spezielle Berufsgruppe. Denn wir haben es nicht mit Krankheit zu tun, sondern wir begleiten gesunde Frauen in einem besonderen Abschnitt ihres Lebens“, betont Feichtlbauer.  „Ich persönlich finde es sehr befriedigend, dass Standespolitik für Hebammen immer auch gesundheitspolitische Arbeit für Frauen ist. Wir Hebammen sehen Schwangerschaft und Geburt als besonderen Abschnitt im Leben einer Frau und wir wollen die Frauen in ihrem Vertrauen auf den eigenen Körper stärken. Sie sollen das Freudige an diesem Lebensabschnitt erleben können und sich nicht wegen aller möglichen Risiken verunsichern lassen“, so Feichtlbauer. In Zeiten der hochtechnisierten Geburtshilfe und auch in Zeiten von Corona sei dies für viele Frauen nicht so einfach.

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Hebammen arbeiten freiberuflich und/oder in einem Krankenhaus mit geburtshilflicher Abteilung, im Geburtshaus, in der Hebammenpraxis oder als Familienhebammen in Mutter-Eltern-Beratungen. Aktuell sind 599 Hebammen in Krankenhäusern angestellt, 530 Hebammen arbeiten in der freien Praxis und die restlichen 1.403 Hebammen arbeiten zusätzlich zur Anstellung im Krankenhaus auch frei praktizierend.

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