Neue Serie – Teil 5: Community Health Nurses – die Innovator*innen

Jetzt – inmitten der Covid-19-Pandemie – wird das Fehlen eines niedrigschwelligen, lokalen Zugangs für hunderttausende pflegende Angehörige immer schmerzlicher spürbar. Stehen wir vor einer Renaissance der schon vor Jahrzehnten so erfolgreichen Gemeindeschwestern als ´Community Health Nurses´? Die engagierte Pionierin Rosa Maria Eglseer (NÖ) berichtet.

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„Sei du selbst die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst!“ Von großen Weisheitslehrern wie Mahatma Gandhi bis zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen wir, dass Veränderung immer auch neue Wege braucht. Neue Wege im Denken, im Experimentieren und in der Umsetzung. Und genau an diesem Punkt setzen unsere Pionierprojekte in Gemeinden an.

Die Innovationsprojekte widmen sich nicht der Frage von Pflegeversorgung. Dies leisten die Wohlfahrtsträger und privaten Akteure in guter Qualität. Unsere Innovationsforschung widmet sich den Hotspots von Gesundheit und Lebensqualität.

Determinante für Gesundheit und Lebensqualität

Derzeit wird das Alt-werden als Problem gesehen und meist ausschließlich aus der Perspektive von „Krankheit & Pflegebedürftigkeit“ dargestellt. Dabei ist ein Großteil der älteren Mitbürger*innen die jetzt in Pension gehen ausreichend fit, um sich gesellschaftlich zu engagieren. Sinn durch gesellschaftliches Engagement erleben ist wiederum eine wichtige Determinante für Gesundheit und Lebensqualität und würde die gesunden Lebensjahre nach der Pension deutlich vermehren. Trotzdem wird diese gesamte Ressource der „Babyboomer-Generation“, die jetzt in Pension geht, nicht gesehen. Dies zu ändern könnte jedoch den demografischen Hotspot zur größten Chance Europas werden lassen. 2030 wird rund ein Drittel der Bevölkerung in Österreich (2,7 Mio.) über 60 Jahre alt sein. Jetzt stellen wir die Weichen zur Chance oder zum Problem.

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Die Hotspots bis 2030 kurz zusammengefasst:

  • Demografischer Wandel – „Überalterung“
  • Die Österreicher*innen haben nur 57 gesunde Lebensjahre
  • niedriger Digitalisierungsgrad der Generationen 60+
  • Krankheitsorientierung und Versorgungslücken zwischen Institutionen und häuslicher Versorgung.

Unsere Innovationsprojekte mit Community Health Nurse Innovator*innen

Wir stehen für gemeinsames Entwickeln von Gesundheit und Lebensqualität. Um die regionalen, kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede zu bestmöglichen Services zu verbinden. Denn vermutlich brauchen Menschen in einem Tiroler Dorf andere Leistungen als im 22. Bezirk in Wien. Jede Gemeinde/Stadt ist in sich ein einzigartiger Organismus mit ganz besonderen „Schätzen“, die es zu heben gilt. Daher setzen wir in den Innovationsprojekten an mehreren Stellen zeitgleich an:

  1. Beteiligung und Teilhabe der Bürger*innen in der Bedarfserhebung – Was brauchen Menschen wirklich für ein gutes Leben in der Gemeinde/Stadt?
  1. Analyse der Angebote/Dienstleistungen – Welche Angebote gibt es in der Gemeinde/Stadt? Wo fehlt die Vernetzung?
  1. Versorge- und Vorsorgelücken sichtbar machen. Oftmals muss in dieser Phase ein neues Bild vom Alt-werden im Ort geschaffen werden. Dabei ist viel Vernetzungsarbeit mit Gesundheitsdienstleistern, Sozialarbeiter*innen bis Regionalentwickler*innen notwendig.
  1. Nachhaltige Verankerung: Die Community Health Nurse ist die Professionist*in und „nachhaltige Verankerung“. Unsere Erfahrung ist, dass Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt auf lange Sicht nur unter dem „Schutz“ einer Professionist*in funktioniert. Ehrenamtliche erhalten ein klares Tätigkeitsfeld, welches ihr Engagement, ihre Talente und Fähigkeiten optimal berücksichtigt. Ohne dabei Gefahr zu laufen als Unterstützer*in in gesetzliche Graubereiche gedrängt zu werden oder sich selbst zu überfordern.

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Einen besonderen Wert erleben wir dabei in der Beurteilung und Einschätzung der Situation. Beispielsweise wissen pflegende Angehörige oftmals nicht, wer oder wo die richtige Anlaufstelle für ihre Fragen ist. Manchmal reicht ein Telefonat und manchmal braucht es ein „an die Hand nehmen“ und durch den Prozess begleiten. Beispielsweise vom Pflegegeldantrag, der Koordination mit mobilen Pflegediensten, der Organisation einer diabetischen Fußpflege bis zur Vermittlung von Beratung für barrierefreies Wohnen.

Damit diese koordinierenden Tätigkeiten in hoher Qualität und effizient umgesetzt werden können, bieten wir künftig regionale Vernetzungsplattformen an. Ein innovatives Werkzeug für Community Health Nurses, welches zeitliche, finanzielle und soziale Ressourcen schont.

Wie können Sie zum/zur INNOVATOR*IN werden?

Sie möchten mehr über Community Health Nurse erfahren? Dann bleiben Sie bitte dran! 14-tägig in dieser neuen Serie der LAZARUS Online-Pflegezeitschrift! In der nächsten Ausgabe erfahren Sie mehr darüber, welchen Beitrag Sie als CHN beispielsweise gegen Altersarmut, für Chancengerechtigkeit oder für Gesundheitskompetenz leisten können.

Oder möchten Sie persönliche Informationen? Melden Sie sich direkt bei Rosa Maria Eglseer für einen Gesprächstermin unter Tel. +43 664 840 54 58 oder per Mail an:

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Fotos: Pionier-Gemeinde Zwentendorf, 2018/Korrak.com

Zur Autorin:

DGKP Dr.in Rosa Maria Eglseer, MSc, ist seit 38 Jahren Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Sozial- und Lebensberaterin. Sie hat bereits mehr als 350 Gesundheitsförderungs- und Ausbildungsprojekte begleitet. Ihre Dissertation erfolgte 2016 zum Thema: „Bedarf von kommunaler Pflege und Betreuung“. Frau Eglseer ist selbstständige Sozialunternehmerin und Initiatorin von: > „Vitale Gemeinden mit Community Health Nurse„. Im Jahr 2018 erhielt sie den Constantinus-Award in der Kategorie Pro-Ethik und soziale Verantwortung und wurde im Jahr 2020 für den Social Business Award nominiert .

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Ihre Passion ist ein NEUES Alt-werden: selbstbestimmt, aktiv und glücklich!

„Danke an Lazarus für Ihren Pioniergeist und Ihre freundliche Unterstützung!“

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