Neue Serie – Teil 6: Community Health Nurses – die Pionier*innen

Jetzt – inmitten der Covid-19-Pandemie – wird das Fehlen eines niedrigschwelligen, lokalen Zugangs für hunderttausende pflegende Angehörige immer schmerzlicher spürbar. Stehen wir vor einer Renaissance der schon vor Jahrzehnten so erfolgreichen Gemeindeschwestern als ´Community Health Nurses´? Die engagierte Pionierin Rosa Maria Eglseer (NÖ) berichtet.

Community Health Nurse Logo 2020 JPG

Community Health Nurses sind künftig nicht nur in Gesundheitsthemen Ansprechpartner*innen. Sie leisten auch einen großen Beitrag in der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele – den Sustainable Development Goals (SDG). Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt. Und genau das macht das neue Berufsfeld so spannend. Es lohnt sich, unter den Pionier*innen zu sein!

Vom Auszeithof, Demenzhof, Gartenhof bis zur tiergestützten Intervention zieht sich das Repertoire alleine im Green Care Bereich. Gesundheit und Pflege kann ohne Naturbezug gar nicht existieren. Deshalb ist das Berufsfeld der Community Health Nurse zukünftig so spannend und vielfältig.

Eine kleine Übung:

Gehen Sie bitte im Gedanken alle leerstehenden Gebäude in Ihrem Ort oder Stadtteil durch. Vielleicht ist es ein Bauernhaus, ein Gasthof oder der Gemischtwarenhändler, der während der Corona-Krise aufgeben musste. Haben Sie da nicht schon davon geträumt, vielleicht ein „Demenz-Café“, ein Generationen-Café, einen Auszeithof für pflegende Angehörige oder eine Alten-Wohngemeinschaft daraus zu machen? Träume sollen und können jetzt wahr werden, wenn wir interdisziplinär und Trägerübergreifende Projekte ins Leben rufen. Denn kein Mensch hat Ihre Erfahrungen, Ihr Know-How oder diesen tiefen Blick ins Leben – von der Geburt eines Menschen bis zum Tod. Nutzen wir gemeinsam diese Schätze!

Warten auf – WEN? Niemand wird uns darum bitten!

Damit uns Zukunft gelingt, müssen WIR Pflegefachkräfte den Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege selbst gestalten. Oder sollen – provokant gefragt – uns wieder berufsfremde Personen/Organisationen vertreten?

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Im Bereich der Nachhaltigkeitsziele können wir viel bewegen und Gutes tun. Mit dem Nebeneffekt, dass jede*r vom Helfenden zum Gestaltenden wird. Pionier*in zu sein, heißt ganz besonders hier die Komfortzone und auch die Sicherheit ein Stück zu verlassen. Die Auswirkung auf ein ganzes Dorf/Stadt können vielfältig sein. Wir können beispielsweise einen Beitrag leisten in folgen Nachhaltigkeitszielen:

  • SDG 1: Beenden der Armutsgefährdung im Alter: Armut entsteht auch durch Pflege zu Hause: Betroffene und Pflegende Angehörige tragen derzeit 2,9 Mrd. von 7,9 Mrd. der Pflegekosten in Österreich (Rechnungshofbericht 2020).
  • SDG 2: Nachhaltige Landwirtschaft fördern: Echten Hunger wird man in unseren Breiten kaum finden, Fehlernährung sehen wir jedoch als gesamtgesellschaftliches Problem mit unüberschaubaren Spätfolgen. Community Health Nurses können in diesem Thema einen Beitrag zu „gesunder und regionaler“ Ernährung in jedem Alter leisten.
  • SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen in jedem Alter fördern: Gesunde Lebensjahre müssen aktiv gefördert werden! Gesundheitskompetenz bzw. Gesundheitsbewusstsein entsteht nicht von selbst. Es braucht mehr Unterstützungsleistung für Prävention, Entlastung oder Gesundheitsförderung der Betroffenen oder An-/Zugehörigen.
  • Gesundheitskompetenz: Das Gesundheitssystem ist nicht auf Erwerb von Gesundheits-Kompetenz von Bürger*innen ausgerichtet. Eine regionale Community Health Nurse kann hier eine zentrale Anlaufstelle sein. Beispielsweise in Kindergärten, Schulen bis zu Beratungsstelle für chronisch erkrankte Menschen – gemeinsam in multiprofessionellen Teams.
  • Aufwendungen für Gesundheitsförderung in Gemeinden liegen bei ca. € 1,- pro Jahr pro Bürger*in (geschätzt). Meist finden wir unzählige Angebote – von Impulsvorträgen bis Kochveranstaltungen. Für persönliche Gesundheitsförderung bräuchte es jedoch eine Prozessbegleitung in der Erstellung und Begleitung des „Gesundheits-Pflegeplans“. Diese Tätigkeit findet sich im Berufsbild des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege.
  • Chancengerechtigkeit – Gesellschaftliche Ausgrenzung von Pflegenden Angehörigen, die kaum in der Öffentlichkeit sichtbar sind und kaum Veranstaltungen besuchen können. Community Health Nurses beraten und unterstützen bei Entlastungsangeboten.
  • SDG 4: Hochwertige Bildung und lebenslanges Lernen. Empowerment auch für ältere Mitmenschen, für Frauen und Menschen anderer soziokultureller Gruppen. Hier erleben wir gerade im ländlichen Bereich, dass niederschwellige Schulungen und Bewusstseinsarbeit aus gefestigten Denkmustern befreien. Manchmal in einer „Strickrunde“ oder einem Reparatur-Cafe, wo sich Jung&Alt trifft.

Bildung muss ebenso für pflegende Jugendliche – die „Young Carers“- möglich sein. Zu diesen jungen Menschen haben oftmals Communtiy Health Nurses  als einzige Kontakt bzw. Zugang.

Communtiy Health Nurses brauchen eine regionale Einbettung, damit sie diese Vernetzungs- und Beratungsleistungen durchführen können. Was garantiert nicht funktioniert ist, wenn ein Rädchen in diesem sensiblen Zusammenspiel glaubt, dass es alleine agieren kann…

 Wie können Sie zur PIONIER*IN  werden?

Sie möchten mehr über Community Health Nurse erfahren? Dann bleiben Sie bitte dran! 14-tägig in dieser neuen Serie der LAZARUS Online-Pflegezeitschrift!

Sie möchten mehr Informationen? Melden Sie sich direkt bei Rosa Maria Eglseer für einen Gesprächstermin unter Tel. +43 664 25 400 10 oder per Mail an:

CHN_Eglseer_2020©Vitale Gemeinde

Fotos:  zVg

Zur Autorin:

DGKP Dr.in Rosa Maria Eglseer, MSc, ist seit 38 Jahren Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Sozial- und Lebensberaterin. Sie hat bereits mehr als 350 Gesundheitsförderungs- und Ausbildungsprojekte begleitet. Ihre Dissertation erfolgte 2016 zum Thema: „Bedarf von kommunaler Pflege und Betreuung“. Frau Eglseer ist selbstständige Sozialunternehmerin und Initiatorin von: > „Vitale Gemeinden mit Community Health Nurse„. Im Jahr 2018 erhielt sie den Constantinus-Award in der Kategorie Pro-Ethik und soziale Verantwortung und wurde im Jahr 2020 für den Social Business Award nominiert .

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Ihre Passion ist ein NEUES Alt-werden: selbstbestimmt, aktiv und glücklich!

„Danke an Lazarus für Ihren Pioniergeist und Ihre freundliche Unterstützung!“

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