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Neue Serie – Teil 7: Community Health Nurses – wir lassen niemanden zurück!

Jetzt – inmitten der Covid-19-Pandemie – wird das Fehlen eines niedrigschwelligen, lokalen Zugangs für hunderttausende pflegende Angehörige immer schmerzlicher spürbar. Stehen wir vor einer Renaissance der schon vor Jahrzehnten so erfolgreichen Gemeindeschwestern als ´Community Health Nurses´? Die engagierte Pionierin Rosa Maria Eglseer (NÖ) berichtet.

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Community Health Nurses lassen niemanden zurück. Weder 940.000 pflegende An- und Zugehörige, kranke, ältere oder beeinträchtigte Menschen. „Leaving no one behind“ ist ein zentraler Handlungsansatz in der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele – den Sustainable Development Goals. Wie bzw. in welcher Form und Qualität dies erfolgt, wird maßgeblich in diesem Jahr gestaltet werden. Es lohnt sich unter den Pionier*innen zu sein!

Community Health Nurses erleben die Erfolge ihrer Arbeit unmittelbar. Wenn ein pflegender Angehöriger beispielsweise wieder einmal einen halben Tag ganz für sich alleine hat – einen Frisörbesuch oder Kultur genießt oder einfach durch die Stadt schlendert. In dem Wissen, dass jemand zu Hause ist, dem man vertraut und weiß, dass alles gut ist. Oder die Erleichterung einer Personenbetreuerin erlebt wird, die bei fachlichen Fragen in ihrer Muttersprache eine Anfrage an die CHN stellt.

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Community Health Nurses fangen oftmals die Überforderung auf, verhindern dadurch Krankenhausaufenthalte oder Pflegefehler und erleben Dankbarkeit und Herzlichkeit.

Niemand zurück lassen, auch keinen Menschen der Pflege oder Betreuung verrichtet. Derzeit krankt es massiv im System. Dabei müssen wir uns die Frage stellen, ob jemand gute Pflege verrichten kann, wenn

  • er/sie kaum auf die eigene Gesundheit schaut,
  • er/sie oft einspringen muss und die eigene Erholungszeit zu gering ist,
  • er/sie wenig mitgestalten kann,
  • Betreuungskräfte aus anderen Ländern ohne fachliche Unterstützung 24 Stunden zur Verfügung stehen  – oder
  • junge Menschen ohne Unterstützung einen Elternteil pflegen müssen?

Gerade in dieser Zeit können wir die Chance nutzen, den Beruf der Gesundheits- und Krankenpflege zu attraktivieren und die Versorgungslücken ausgleichen. Dazu schauen wir heute auf die Sustainable Goals von 5 – 16 und auf die daraus resultierenden Chancen und Möglichkeiten, die eine Community Health Nurse schafft:

  • SDG 5: Faire Verteilung von unbezahlter Arbeit

Pflege, vor allem im häuslichen Bereich, ist meist weiblich und oft nicht bezahlt. Gerade hier braucht es Bewusstseinsarbeit in der Bevölkerung. Die Auswirkungen der „Pflegearbeit“ innerhalb der Familien, mit Verzicht auf „Karriere“, Pensionseinbußen durch Teilzeitarbeit oder den Auswirkungen des „Generationenvertrages“ müssen öffentlich diskutiert werden. Gerade die Gefahr der Pensionseinbußen und der damit drohenden Altersarmut braucht unsere Zuwendung.

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  • SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum: Personenbetreuer*innen (meist aus dem Ausland pendelnd) brauchen faire Bedingungen. Ebenso benötigen Pflegekräfte Perspektiven für die späten Berufsjahre, wenn sie oftmals körperlich an ihre Grenzen stoßen (Nachtdienste, schwere körperliche Arbeit).
  • SDG 9: Innovationen + Infrastruktur fördern – Mobilität und Digitalisierung: Inklusion benachteiligter Gruppen (ältere oder beeinträchtigte Menschen, pflegende Angehörige, …). Es braucht Aufbau von nachhaltiger, widerstandfähiger und regionaler Infrastruktur. Digitale und analoge „Sorgenetzwerke“ mit CHN können dabei unterstützen.
  • SDG 11: nachhaltige + widerstandsfähige Städte und Gemeinden: Seit der Covid-Pandemie erhält die regionale und nachhaltige Entwicklung von Gemeinden und Städten eine neue Dimension. Beispielsweise, Zugang zu sicherem, bezahlbarem Wohnraum ermöglichen und Isolation verhindern.
  • SDG 16: Friedliche inklusive Gesellschaft: Dafür sorgen, dass die Entscheidungsfindung auf allen Ebenen bedarfsorientiert, inklusiv, partizipatorisch und repräsentativ ist.

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Community Health Nurses können mit ihrer regionalen Arbeit einen großen Beitrag leisten, damit niemand zurück bleibt. Menschen mit einem hohen Grad an Empathie, Mitgefühl oder sozialen Werten dürfen nicht zu gesellschaftlichen Verlierern werden. Eine friedliche und inklusive Gesellschaft braucht diese Werte, damit das Zusammenleben in den Dörfern und Städten (wieder) gelingt.

Eine kleine Übung zu ‚leaving no one behind‘:

  • Mache einen Menschen aus deinem Umfeld „digital fit“. Ermögliche diesem Menschen, mit dir über Videotelefonie regelmäßig zu kommunizieren.
  • Rufe einen Menschen aus deinem Umfeld an, von dem du schon länger nichts gehört hast.
  • Schreibe einen Brief an dich, was du alles an dir schätzt, welche Wünsche du dir 2021 erfüllen wirst. Sende den Brief ab.

Großartige Konzepte beginnen dann zu wirken, wenn Hirn, Herz und Hand zusammen spielen. Leaving no one behind – lass dich selber nicht zurück!

 Wie können Sie zur PIONIER*IN  werden?

Sie möchten mehr über Community Health Nurse erfahren? Dann bleiben Sie bitte dran! 14-tägig in dieser neuen Serie der LAZARUS Online-Pflegezeitschrift!

Sie wünschen mehr Informationen? Melden Sie sich direkt bei Rosa Maria Eglseer für einen Gesprächstermin unter Tel. +43 664 25 400 10 oder per Mail an: info@community-health-nurse.at

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Fotos:  Rabingerhof (Green Care)

Zur Autorin:

DGKP Dr.in Rosa Maria Eglseer, MSc, ist seit 38 Jahren Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Sozial- und Lebensberaterin. Sie hat bereits mehr als 350 Gesundheitsförderungs- und Ausbildungsprojekte begleitet. Ihre Dissertation erfolgte 2016 zum Thema: „Bedarf von kommunaler Pflege und Betreuung“. Frau Eglseer ist selbstständige Sozialunternehmerin und Initiatorin von: > „Vitale Gemeinden mit Community Health Nurse„. Im Jahr 2018 erhielt sie den Constantinus-Award in der Kategorie Pro-Ethik und soziale Verantwortung und wurde im Jahr 2020 für den Social Business Award nominiert .

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Ihre Passion ist ein NEUES Alt-werden: selbstbestimmt, aktiv und glücklich!

„Danke an Lazarus für Ihren Pioniergeist und Ihre freundliche Unterstützung!“