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Oberösterreich erprobt Modell Burgenland: Anstellung und Ausbildung von pflegenden Angehörigen soll bereits im Sommer 2021 starten

Mit der Anstellung von zunächst 30 pflegenden Angehörigen ab Sommer 2021 folgt das Land OÖ in einem Pilotprojekt dem „burgenländischen Weg“ und schafft damit eine Win-win-Zukunft für alle Beteiligten (wir berichteten seit 2019 ausführlich >hier und >hier).

Geldübergabe

Die Sicherstellung der Pflege und Betreuung stellt eine enorme Herausforderung dar. Mit der Anstellung pflegender Angehöriger soll ein innovativer Beitrag dazu geleistet werden, dass Menschen mit hohem Pflegeund Betreuungsbedarf gut im vertrauten Wohnumfeld verbleiben können. Mit dem Pilotprojekt „Anstellung betreuender Angehöriger“ erhalten Personen, die primär die Betreuung ihrer Angehörigen durchführen und daher keiner Erwerbstätigkeit nachgehen können, eine Anstellung.

Diese Personen absolvieren eine Grundausbildung zum/zur Alltagsbegleiter/in, welche das Modul „Unterstützung in der Basisversorgung“ beinhaltet. Das Berufsbild der Alltagsbegleitung soll noch heuer im OÖ. Sozialberufegesetz verankert werden, womit die berufsrechtliche Grundlage für das Anstellungsmodell in Oberösterreich geschaffen wird. Die betreuenden Angehörigen werden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben von Pflegefachkräften unterstützt und begleitet. Je nach Pflegegeldstufe des Angehörigen wird das Ausmaß des Anstellungsverhältnisses festgelegt. Die betreuenden Angehörigen leisten einen Beitrag zur Finanzierung dieses Modells aus dem Pflegegeld.

Win-win-win-Lösung für alle Beteiligten:

  • Dem vorrangigen Wunsch, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden betreut zu werden, wird Rechnung getragen.
  • Betreuende Angehörige werden umfassend sozial abgesichert, im Dienstverhältnis verlieren sie keine anrechenbaren Pensionsjahre, müssen nicht auf ein Erwerbseinkommen verzichten und haben Anspruch auf Arbeitslosenentgelt.
  • Für Frauen kann eine nachhaltigere Erwerbsbiografie (Reduktion prekärer Arbeitsverhältnisse) sichergestellt werden. Die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger wird aber auch für Männer zu einer einkommenssichernden Berufstätigkeit.
  • Es wird ein Potenzial künftiger Betreuungsund Pflegefachkräfte geschaffen. Durch die Ausbildung zur/zum Alltagsbegleiter/in wird ein nahtloser Einstieg zur Höherqualifizierung in andere Sozialund Pflegeberufe ermöglicht.
  • Arbeitsplatzsicherheit: Nach Beendigung der Betreuung des Angehörigen ist auf Grund der großen Nachfrage eine weitere Berufstätigkeit im Altenund Behindertenbereich möglich.

pflegedaheim

Bei dem Anstellungsmodell betreuender Angehörige wird auf die Erfahrungen des Burgenlandes zurückgegriffen.Das Modell ist sowohl für Menschen mit Beeinträchtigungen als auch für pflegebedürftige Senior*innen geeignet. In einer ersten Pilotphase ab dem Sommer sollen rund 30 Personen angestellt werden. Es wird laufend evaluiert und bei Erfolg entsprechend ausgeweitet. Im Dienstvertrag werden entsprechend der Pflegestufe der/des pflegebedürftigen Angehörigen die wöchentliche Normalarbeitszeit, das davon abhängige Entgelt, der Dienstort und der Urlaubsanspruch festgelegt. Dienstgeber ist eine gemeinnützige Organisation. Der Dienstvertrag wird unter Einbeziehung von Expert*innen der Arbeiterkammer erstellt. Auf Basis der derzeitigen Planungen ist bei 38 Wochenstunden von einem Bruttogehalt von rund 1.900 Euro auszugehen.

Voraussetzung für die Anstellung ist die Absolvierung der Ausbildung zur Alltagsbegleitung. Der Umfang beträgt 152 Stunden Theorie und 80 Stunden praktische Ausbildung und muss innerhalb des ersten halben Jahres nach dem Anstellungszeitpunkt erfolgt sein. Die Ausbildung wird vom Land OÖ finanziert.
>> Zur Nachlese: Neue Wege im Burgenland ab Oktober 2019
>>Alle Details zum Vorreitermodell Burgenland finden Sie >hier