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Schweiz: Rückzug der Pflegeheime durch Coronakrise verstärkt

Der langjährige Trend hin zur häuslichen Pflege und Betreuung verstärkt sich auch in der Schweiz. Während Pflegeheime über mangelnde Nachfrage und Auslastung klagen, boomen der ambulante Bereich (Spitex) sowie neue Wohnformen im Alter. Vor allem die deutschsprachige Ostschweiz – mit einer hohen Dichte an Heimen – hat hier noch großen Aufholbedarf beim Strukturwandel, wie die NZZ aktuell analysierte.

Flagge Schweiz

Viele ältere Personen in der Schweiz haben in der Corona-Krise ihren Eintritt in ein Alterszentrum hinausgezögert. Das hat zu einem höheren Betten-Leerstand und zu bislang dreistelligen Millionenverlusten allein im Vorjahr geführt. Die Pandemie hat damit jedoch nur einen schon länger anhaltenden Trend verstärkt. So verzeichnete etwa die Stadt Zürich eine um 10 Prozent geringere Auslastung der Pflegezentren. Wer kann, der schiebt heute den Eintritt in eine staionäre Einrichtung hinaus. Die Folge: So will etwa der Kanton Zürich bis 2035 nach geänderter Planung 1.200 der bestehenden 18.700 Pflegebetten abbauen.

Gerade die Deutschschweiz weist eine vergleichsweise sehr hohe Dichte an Alters- und Pflegezentren auf, da bis zu 75 Prozent der Menschen dort ihr letztes Lebensjahr in einem Pflegezentrum verbringen. In anderen Landesteilen ist es dagegen nur mehr jede*r Zweite, weil dort bereits seit Jahren die ambulante Betreuung zu Hause massiv gefördert wird.

spitex-schweiz

Mit dem Abbau der Plätze geht aber auch ein markanter Umbau der Institutionen einher. Wenn Betagte erst bei wirklicher Bedürftigkeit in ein Alterszentrum eintreten, steigt der Unterstützungs- und Pflegebedarf. Zudem wird es mehr spezialisierte Angebote brauchen, etwa an Tages- und Ferienplätzen und im Bereich der Gerontopsychiatrie. Bereits heute leiden rund 70 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner eines Pflegezentrums an Demenz.

Der notwendige massive Umbau hin zurn Pflege betrifft aber auch die Spitäler. Weil zu Hause lebende Betagte in ihrem letzten Lebensjahr deutlich häufiger in ein Spital eingewiesen werden als Heimbewohner*innen, muss auch die Kapazität auf den gerontologischen Abteilungen ausgebaut werden, zeigte jetzt ein Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatorium (Obsan) auf. Für die Spitäler bedeutet das, dass sie künftig noch mehr hochbetagte Patient*innen mit besonderen Bedürfnissen betreuen müssen. …

> zum ausführlichen Artikel (mit Übersichtskarten) in: Neue Zürcher Zeitung, 26.06.