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Pflegekongress 2022: Deutschlands Pflegemanager*innen des Jahres gekürt

Christine Vogler, Geschäftsführerin des Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe und Präsidentin des Deutschen Pflegerats, ist am 27. Januar vom ´Bundesverband Pflegemanagement´ als „Pflegemanagerin des Jahres“ ausgezeichnet worden.

Elena Wuzel (im Bild 2.v.li.), Mitarbeiterin der Pflegedirektion des Deutschen Herzzentrums Berlin (DHZB), sicherte sich den Titel der „Nachwuchs-Pflegemanagerin des Jahres“.

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Jungmanagerin Elena Wuzel stehe für „Female Leaders“. Sie setze sich professionsübergreifend für eine selbstbestimmte Pflege ein und hole Mitarbeitende bei ihren individuellen Fähigkeiten ab. Dank ihres „ausgeprägten Engagements“ könne das DHZB als eines von 60 Krankenhäusern Europa-weit an der >Magnet4Europe-Studie teilnehmen. Die Nachwuchs-Pflegemanagerin habe die Jury mit ihrer begeisternden Art ebenso überzeugen können wie mit ihrem Ansatz, Pflege heraus aus dem „Jammertal“ zu führen und den Weg nach vorne aufzuzeigen.

Auf Platz 2 unter den Nachwuchs-Managern landete der Pflegedienstleiter des Klinikums Memmingen, Sebastian Söllner. Er hat das Projekt „Stärkung des Bereichs High Care“ ins Leben gerufen. Neben einer Intensivstation hat er eine neue Überwachungseinheit aufgebaut, die Patient*innen mit einem höheren Pflege- und Überwachungsbedarf nach operativen Eingriffen aufnimmt, um so Intensivbetten zu entlasten. Innerhalb von nur drei Monaten sei es Söllner mit seiner Expertise, Aufgeschlossenheit und mit klaren Strukturen gelungen, die Pflege um 20 Vollzeitstellen aufzustocken.

Platz 3 in dieser Kategorie ging an die Pflegebereichsleiterin am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Julia Mayer. Auf einer neurochirurgischen Station setzte sie ein Modell zur gemeinsamen Führung der Bereiche evidenzbasierte Pflege, Pflegebildung, modernes Stationsmanagement sowie Qualitäts- und Riskmanagement um.

„Die Energie und Innovationskraft, die von diesen jungen Menschen trotz der schon im normalen Berufsalltag enormen Belastung ausgeht, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Und in der aktuellen Krise sind viele von ihnen geradezu über sich hinausgewachsen“, kommentiert Peter Bechtel, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Pflegemanagement die Leistungen der diesjährigen Preisträger*innen.

Nachgefragt …

Wir fragten den zweitplatzierten, Nachwuchs-Manager, Pflegedienstleiter des Klinikums Memmingen, Sebastian Söllner. wie er das Projekt „Stärkung des Bereichs High Care“ in die Tat umgesetzt hat.

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Herr Söllner, wie kamen Sie auf die Idee, eine zusätzliche Überwachungseinheit zur Entlastung der Intensivstation(en) zu etablieren? Gab die aktuelle COVID 19-Pandemie der Anstoß dazu, neue Wege zu gehen?

In unserer Klinik sind derzeit zwei Intensivstationen beheimatet. Einmal für internistische und einmal für operative Patienten. Die internistische Intensiv wurde vor ca. drei Jahren umgebaut und komplett erneuert. Hier fanden neben 6 Intensivbehandlungsplätzen auch 4 IMC Behandlungsplätze Platz. Diesen „Luxus“ konnte die operative Intensivstation nicht genießen, da hier auf Grund der alten Räumlichkeiten kein Platz für IMC Betten bestand. Somit musste eine Alternative geschaffen werden. Tatsächlich gab es hierzu Räumlichkeiten, welche auf Grund der Pandemie immer wieder neu genutzt wurden, quasi als Ausweichfläche.

Der Zufall wollte es so, dass diese Station direkt neben der operativen Intensivstation ist und somit auch räumlich nahe am OP. Da das operative Spektrum im Klinikum Memmingen sehr groß ist, werden dementsprechend Intensivbetten benötigt. Mit der neuen Station können jetzt überwachungspflichtige Patienten postoperativ versorgt werden. Die ICU hat nunmehr Platz für intensivpflichtige OP´s, wie unsere großen Tumoroperationen.

Woher konnten Sie als Pflegedienstleiter einen solch großen Gestaltungsspielraum gewinnen – stand die Klinikleitung voll hinter Ihrem Vorhaben, oder mussten Sie im Vorfeld viel Überzeugungsarbeit leisten

Der Gestaltungsspielraum ist bei uns sehr groß. Die Klinikleitung stand von Anfang an voll hinter diesem Projekt, da die Platznöte der Überwachungspatienten schon länger bestand. Mir kam es natürlich zu Gute, dass durch die Pandemie genau hier Platz gefunden wurde. Durch den enorm großen Nutzen für die Klinik und vor allem für die Patient*innen kam es zu einem sehr konstruktivem Zusammenarbeiten mit allen unterschiedlichen Berufsgruppen.

Welche Bettenkapazität konnten Sie zusätzlich aufbauen – und mit welcher von Normalstationen abweichenden med.-technischen Ausstattung? Und bleibt diese neue Einheit als Teil der Regelversorgung auch nach Ende der Pandemie bestehen?

Es konnten insgesamt 10 neue Überwachungsplätze geschaffen werden. Die Ausstattung habe ich in Zusammenarbeit mit der Medizintechnik an unsere IMC – Einheit der internistischen Intensiv anpassen lassen. Bis auf ein Beatmungsgerät und ein paar weniger Infusomaten und Perfusoren gleichen diese einem Intensivbettenplatz. Hierzu wurden im Vorfeld über die Sommermonate die gesamte Station umgebaut. Diese Einheit bleibt definitiv bestehen. Wir haben einen komplett neuen Personalstamm inkl. einer Stationsleitung und einer stellv. Stationsleitung dafür rekrutiert.

Wie ist Ihnen das erstaunliche Kunststück gelungen, binnen drei Monaten unglaubliche 20 pflegerische Vollzeitstellen zu besetzen? Konnten Sie dabei auf Förderprogramme von Bund oder Land zurückgreifen?

Wir haben innerhalb der Klinik geworben und im Gespräch mit den Kolleg*innen auf den Stationen die neue Einheit erklärt. In meiner Klinik gab es in der Vergangenheit nur sehr wenig Veränderung, aber als die Kolleg*innen merkten, dass wir ernst machen, kamen die ersten Bewerbungen. Da die Bewerber*innen von den unterschiedlichsten Bereichen kamen, riss uns dies nirgends eine großes Lücke in die Stellenpläne anderer Stationen. Ebenfalls konnten wir Azubis aus unserer Klinik, aber auch viele Bewerber*innen aus den umliegenden Kliniken gewinnen. Ich denke dies liegt u.a. an der Einzigartigkeit in der Region. Weiterhin ist diese Station extrem gut beworben.

Zur Person:

Sebastian Söllner (34) absolvierte seine Ausbildung am Uniklinikum Augsburg, wo er auch zehn Jahre lang als Fachkrankenpfleger auf einer Intensivstation tätig war. Nach der Fachweiterbildung studierte Söllner berufsbegleitend „Business Administration“ an der Steinbeis Business Academy und befindet sich derzeit berufsbegleitend im Masterstudiengang „Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen“ an der TU Kaiserslautern. Eine Führungsposition strebte der Vater zweier Kinder deshalb an, da „..nur hier die Bedingungen für die professionell Pflegenden verbessert werden können“ (Söllner). Im Klinikum Memmingen ist der prämierte Jungmanager nun seit Juli 2020 als Pflegedienstleiter tätig.