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Vom Krankenbett in die Pflegepädagogik: Was ändert sich bei den Pflegelehrer*innen?

Eine Studie „Zur Transformation des professionellen Habitus von Pflegelehrer*innen“ untersucht jetzt den Übergang von der Pflegepraxis in den pädagogischen Bereich. Die Kernfrage: Wie wird das am Krankenbett erworbene Praxiswissen wieder in wissenschaftlich fundiertes Lehrwissen rückverwandelt bzw. mit diesem vermischt?

Die Teams um Prof. Dr. Heidrun Herzberg, Fachgebiet Bildungswissenschaften und Berufspädagogik in Gesundheitsberufen (BTU), und Prof. Dr. Anja Walter, Professur Gesundheit und Pflege/Berufliche Didaktik (TUD), untersuchen in ihrer Studie, welche Schritte es braucht, um das im Pflegeberuf benötigte Praxiswissen in didaktisch vermittelbares Handlungswissen zu verwandeln. Dieser Prozess setzt bei vielen der betroffenen Berufspädagog*innen, wie die Projektleiterinnen sagen, eine Transformation des beruflichen Habitus „vom Pflegen zum Lehren“ voraus.

Lernsituation-Pflegeausbildung
Foto: BTU, Ralf Schuster

Prof. Herzberg erläutert den Fokus der Forschungen: „Von besonderem Interesse ist für uns das sogenannte „implizite Wissen“ – Wissen, das aus praktischer Erfahrung kommt und sich mit wissenschaftlichem Wissen mischen muss. Wir nennen es „Zwischenwissen“. Wie diese Mischung zustande kommt und wie entscheidend sie für die berufspädagogische Praxis gerade in den Gesundheitsberufen tatsächlich ist, wollen wir untersuchen. Dabei werden wir nicht nur Expert*innen befragen, sondern auch Unterrichtssituationen beobachten. Es geht in der Tat darum, den schwierigen Lernprozess nachzuvollziehen, den Akteur*innen durchlaufen, deren Basisberuf die Pflege war, und die nun zu reflektierten Lehrpersonen werden sollen.“

Doch die Rekonstruktion verschiedener Wissensformen hat nicht nur das Potenzial, bei Pflegelehrer*innen den notwendigen Professionalisierungsschritt vom Pflegen zum Lehren empirisch nachzuzeichnen. Sie eignet sich darüber hinaus zur theoretischen Aufklärung eines für die Professionsforschung prinzipiell interessanten Prozesses, den der französische Soziologe Pierre Bourdieu als „Habitustransformation“ beschrieben hat, eine Art Modifikation der Haltung, die Akteur*innen zu ihrer (beruflichen) Welt einnehmen. Solche Veränderungen laufen zu beträchtlichen Teilen implizit ab und stützen sich auf die erwähnten Zwischenwissensbestände.

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