Klagenfurt: Erste Zertifizierung für altenfreundliches Krankenhaus

Erstmals wurde eine Klinik mit dem neuen Prädikat „altersfreundliche Gesundheitseinrichtung“ des ONGKG ausgezeichnet.
Das Elisabethinen-Krankenhaus ist bundesweit die erste „altersfreundliche Gesundheitseinrichtung“ und speziell auf die Bedürfnisse von Patient*innen mit Demenz und ihrer Angehörigen ausgerichtet. Dieses Prädikat verlieh das Österreichische Netzwerk gesundheitsfördernder Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen (ONGKG).
 04-Altersfreunliches KH © EKH
Über diese Zertifizierung freuen sich (v.l.n.r.): Pflegedirektorin Silvia Lueger, Stationsleiterin DGKP Isabella Egarter, Patientin Maria Hasch, Physiotherapeutin Cornelia Leitner und DGKP Alina Schottak

Fotos: EKH

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Geriatrische Spezialisierung

Für die besondere Ausstattung, das Therapiekonzept und die Leistungen rund um ältere und demenzerkrankte PatientInnen hat sich das Kärntner Ordenskrankenhaus nun als erstes Krankenhaus in Österreich mit dem Qualitätssiegel „Altersfreundliches Gesundheitseinrichtung“ zertifizieren lassen. Vor über zwei Jahren wurde das EKH als Pilot-Krankenhaus für eine österreichweite Einführung einer „altersfreundlichen Gesundheitseinrichtung“ ausgewählt.
Für die Ärzt*innen und Pflegefachkräfte ist der Umgang mit älteren und demenzerkrankten Patient*innen ein wesentlicher Bestandteil des Alltags.
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„Bereits vor einigen Jahren wurde eine interdisziplinäre Demenzgruppe, mit dem Ziel eine altersfreundliche und demenzsensible, pflegerische Betreuung und Versorgung im Krankenhausalltag zu ermöglichen, implementiert“ berichtet DGKP Alina Schottak. Sie hatte den aufwändigen Zertifizierungsprozess gemeinsam mit dem Geriater und Oberarzt Dr. Walter Müller sowie weiteren ÄrztInnen, Pflegefachkräften, Physio- und ErgotherapeutInnen, Klinische PsychologInnen und SozialarbeiterInnen maßgeblich verantwortet.
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Insbesondere während der Corona-Krise hat man immer wieder gesehen, welche große Herausforderung es bedeutet, wenn bei Menschen als zweite Erkrankung noch Demenz hinzukommt. Durch die regelmäßigen Sitzungen der interdisziplinären Demenzgruppe wird das Konzept der altersfreundlichen Grundsätze des Hauses stetig weiterentwickelt. Hervorzuheben ist die enge Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Selbsthilfegruppen. Besonderer Wert wird auf die Fort- und Weiterbildung der Mitarbeitenden gelegt, um die speziellen Bedürfnisse der älteren Patient*innen im stationären Aufenthalt zu unterstützen.

Altersfreundliche Standards im gesamten Krankenhaus

Mit Anpassungen in der Architektur und Ausstattung der Stationen stärkt das Haus das Wohlbefinden von PatientInnen mit Demenz (Alzheimer) während eines stationären Aufenthalts. Sowohl die akutgeriatrische, als auch die neuen internen Stationen erfüllen bereits die Vorgaben einer demenzsensiblen Gestaltung. „Ziel ist es die Reizüberflutung im Rahmen eines stationären Aufenthalts zu verringern und eine wohnliche Umgebung schaffen, um ein Wohlgefühl in den Patient*innen auszulösen“, weiß Prim. Dr. Hans Jörg Neumann (Abt. Innere Medizin). Das beginnt bereits damit, für ausreichende Helligkeit am Tag sowie Dunkelheit in der Nacht zu sorgen. Dies hilft, den Tag-Nacht-Rhythmus der Patient*innen zu stabilisieren.
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Zusätzlich setzt man im Bereich der Architektur der Stationen auf gliedernde architektonische Elemente wie Nischen oder Loggien. Diese vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit. Personalisierbare und leicht wiedererkennbare Zimmertüren erleichtern die Orientierung. Da demenzerkrankte Menschen häufig an ausgeprägten Störungen der räumlichen Wahrnehmung leiden, wurden satte, warme und hell leuchtende Farben bei der Gestaltung vorgezogen. Eine helle, schattenarme und indirekte Beleuchtung ohne Blendung unterstützt die Orientierung zusätzlich.
03-Altersfreundliches KH Physiotherapeutin Cornelia Leitner und Maria Hasch2© EKH
Aktiv gegen das Vergessen
Im Rahmen der Zertifizierung wurden nicht nur bauliche, sondern auch therapeutische Maßnahmen umgesetzt. Durch die Implementierung einer Aktiven Gruppe, welche von den Therapeut*innen des Elisabethinen Krankenhaus geleitet wird, werden Maßnahmen zur Steigerung der Mobilität und Sturzprophylaxe erklärt und geübt, um diese nach der Entlassung Zuhause selbständig durchzuführen.
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Beispielsweise wurden für PatientInnen mit demenziellen Erkrankungen auf den internen Stationen sowie auf der Akutgeriatrie/Remobilisation (AGR) „Demenzschatzkisten“ eingeführt. Die Utensilien in der Kiste, wie etwa Demenzpuppen und Aktivierungsmaterial (Greifzopf) etc. dienen als Beschäftigungsangebot während des stationären Aufenthaltes. „Durch die Betätigung der Hände wird die innere Unruhe nach außen abgeleitet und Spannung abgebaut“, erklärt DGKP Alina Schottak die Demenzpuppe „Lucy“. Durch gezielte Bewegungen wie dem Öffnen und Schließen der Demenzschatzkiste werden motorische Fähigkeiten trainiert – und Erfolgserlebnisse erzielt.
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Zusätzlich finden physio- und ergotherapeutische Einzel- und Gruppentrainings statt – auch mit dem Ziel der Sturzprävention. Zur Unterstützung in der Orientierung werden ältere und demenzerkrankte Patient*innen durch den hauseigenen Transportdienst zu den Untersuchungen und wieder retour auf die Station gebracht. Die Anpassung des Speiseangebotes während des stationären Krankenhausaufenthaltes erfolgt nach den Bedürfnissen der älteren Patient*innen.
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