1


Agnes Karll-Medaille: Höchste Ehrung für Franz Wagner

Für seine Verdienste um die Weiterentwicklung der Pflegeberufe erhielt Dr. h. c. Franz Wagner (Bild) jetzt die Agnes Karll Medaille des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK). Wir gratulieren herzlich.

Wagner-Franz-MSC_Agnes-Karll-Medaille-05-2022_DBfK

„Ohne Franz Wagner hätte es nicht geklappt, den DBfK zu einem Motor der Berufspolitik für die Pflegenden zu machen. Dank ihm werden wir gehört und sprechen mit“, würdigte DBfK-Präsidentin Christel Bienstein den diesjährigen Preisträger in ihrer Laudatio während der Delegiertenversammlung vor rund 90 Gästen.

Wagner hat sich als langjähriger Bundesgeschäftsführer des DBfK und Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR) für Verbesserungen der beruflichen Rahmenbedingungen, der Aus- und Weiterbildung sowie der Etablierung neuer pflegerischer Rollen verdient gemacht. Mit Franz Wagner erhält erstmalig ein Mann die Agnes Karll Medaille. Im Oktober 2021 hatte der Bundespräsident Wagner das Verdienstkreuz am Bande des Verdinestordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

„Als die Agnes Karll Medaille anlässlich des 100jährigen Jubiläums des DBfK 2003 begründet wurde, hätte ich nie gedacht, selber einmal damit ausgezeichnet zu werden. In einer Reihe mit den großartigen Frauen zu stehen, die die Medaille bisher erhalten haben, macht mich sehr stolz“, so Wagner bei der Verleihung.

Die Agnes Karll Medaille wird seit 2003 alle drei Jahre an herausragende Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Weiterentwicklung der Profession Pflege verdient gemacht haben. Zu den Preisträgerinnen gehören:

* die ehemalige ICN-Präsidentin Christine Hancock,

* Doris Schiemann, die Gründerin des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP),

* Renate Reimann, die lange Jahre das DBfK-Bildungszentrum in Essen geleitet hat,

* Ruth Schröck, die erste Pflegeprofessorin Deutschlands,

* die Schweizer Pflegewissenschaftlerin Silvia Käppeli sowie

* die langjährige Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (DHPV), Gerda Graf.

In eigener Sache …

Unterm Lazaruskreuz_01-1906-kopf

dbfk

Unsere respektvolle Beziehung zur deutschen Pflegeberufs-Pionierin Agnes Karll ist deshalb eine pflegehistorisch besondere, weil diese großartige Frau von 1906 bis zu ihrem Tod 1927 die erste deutschsprachige Berufszeitschrift für Pflegende „Unterm Lazarus-Kreuz“ (Faksimile-Abb. o.) herausgegeben hat, die 1933 von den Nationalsozialisten eingestellt wurde. Zudem führte der DBfK über viele Jahrzehnte das Lazarus-Kreuz (= Blattkreuz) in seinem Logo (li.).

lazaruskreuz-gruen

Warum Agnes Karll vor 116 Jahren diesen Titel – wahrscheinlich mit Bedacht und gutem Grund – für ihre bahnbrechende Berufszeitschrift wählte, ist uns nicht überliefert. Allerdings ist es aus pflegehistorischer Sicht höchst wahrscheinlich, dass sie das „Lazarus-Kreuz“ zum Titel erwählte,

* weil der Lazarusorden der mit großem Abstand älteste christliche Hospitalorden der Welt ist, dessen Wurzeln bis in das 4. Jahrhundert zurück reichen und der bereits im Jahr 1143 in einer Bulle von Papst Benedikt IX. erstmals von höchster Stelle urkudlich erwähnt wird,

* weil der Lazarus Hospitalorden der einzige „Pflege-Orden“ unter den späteren christlichen Hospitalorden war, der im Mittelalter in ganz Europa sogenannte „Siechenhäuser“ (in Wien z.B. in St. Marx sowie auf dem Areal des Alten AKH) betrieb und von Päpsten, Landesfürsten und Königen beschützt und beschenkt wurde, um seine sozialen Aufgaben an den Ärmsten und den Kranken („Siechen“) überhaupt durchführen zu können,

* weil der Lazarus Pflegeorden auch der einzige war, der Männer und Frauen(!) schon seit Jahrhunderten gleichberechtigt aufnahm, und nicht zuletzt vermutlich auch deshalb,

* weil der Lazarus-Pflegeorden als einziger ökumenisch ausgerichtet war und ist, d.h. ALLE christlichen Bekenntnisse gleichermaßen umspannt. Symbol des Ordens – der auch heute in aller Welt Hilfswerke betreibt – ist das (frühere) Blattkreuz bzw. das achtspitzige grüne Kreuz.

Erich M. Hofer