Salzburg: „Das ist stark!“ – Reportage zur Hauskrankenpflege im Pinzgau

„Nach meiner Lehre in der Bank habe ich gemerkt, dass es nicht das ist, was ich machen möchte. Ich bin kein Büromensch: Ich muss raus, raus zu den Leuten. Jetzt mache ich etwas Sinnvolles“, erzählt DGKP Désirée Scharkaroff. Sie arbeitet für die mobile Hauskrankenpflege der Volkshilfe Pinzgau.

Ein harter Weg

„Ich habe noch keinen Tag bereut und hier meinen Traumjob gefunden“, ist Désirée sichtlich überzeugt von ihrer Entscheidung, die dreijährige Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin zu absolvieren. Nach einer abgeschlossenen Lehre eine weitere und ganz andere Ausbildung anzugehen, können sich viele kaum vorstellen. Das war auch für die gebürtige Wienerin nicht einfach. „Es war die größte Herausforderung meines Lebens. Und ohne die Unterstützung durch das Land wäre das finanziell nicht möglich gewesen“, so Désirée, die während ihrer Ausbildung nämlich auch schwanger geworden ist und in Karenz ging. „Das war die härteste Zeit für mich, aber ich hab’s dank Hilfe vieler Begleiter geschafft und fertig diplomiert“, fügt sie hinzu.

„Muats zfriedn“

In ihrer roten Jacke und dem gleichfarbigen Pflegerucksack wird die Wahl-Pinzgauerin schon von Weitem von ihren Klientinnen und Klienten sowie deren Angehörigen begrüßt. „Sie ist sehr zuvorkommend, einfühlsam und sie ist vor allem sehr behutsam beim Verbinden meiner Wunden“, zeigt sich Monika Schützinger, eine pflegebedürftige Pensionistin, „muats zfriedn“ über Désirée helfende und unverzichtbare Hand.

Durchschnaufen und weiter

„Mein tägliches Brot in der Arbeit ist die pflegerische Grundversorgung, ich kümmere mich um chronische Wunden und zum Beispiel auch um künstliche Darmausgänge“, schildert Désirée einen Teil ihrer Arbeit. „Ich muss sagen, dass manchmal der Wechsel von Klienten die recht wohlhabend sind, zu jenen, die sich nicht mal ordentliches Essen leisten können, hart ist. Da muss ich im Auto einfach fünf Minuten durchschnaufen“, gibt die ehemalige Bankkauffrau offen und ehrlich preis.

„Mit der Pflege solcher Wunden, die ich an den Klientinnen und Klienten versorge, wären die Angehörigen definitiv überfordert“, betont Désirée und fügt hinzu: „Wenn ich dafür ‚extra‘ zu ihnen nach Hause komme, ist die Dankbarkeit besonders gut zu spüren.“ Das ist auch genau das, was die mobile Krankenpflegerin an ihrer Arbeit schätzt, „dass ich bei den Menschen daheim bin und mir wirklich Zeit für sie nehmen kann“.

Salzburg-Pflegekampagne-Das-ist-stark_2022

Kein klassischer Schichtdienst

„Ich bin frei, kann mir meinen Tag und meine Pausen selbstständig einteilen und habe keinen klassischen Schichtdienst. Ich kann mich aber jederzeit an Kolleginnen und Kollegen wenden, wenn ich etwas brauche“, sagt die Gesundheitsexpertin, die wie die meisten ihrer Arbeitskollegen Teilzeit angestellt ist. „Das ist ein echter Vorteil für alle, die Kinder und oder Familie haben“, betont sie.

„Ich bin durch die Arbeit am Menschen wärmer, weicher und empathischer geworden. Und ich bin froh, dass ich jetzt meist Sportschuhe tragen kann und nicht mehr die Highheels aus der Zeit in der Bank“, so Désirée mit einem lauten Lachen.

Auch Quereinsteiger haben alle Möglichkeiten

„Désirée Scharkaroffs Weg in die Pflege zeigt, dass auch Quereinsteiger*innen alle Möglichkeiten haben, diesen wertvollen Beruf zu erlernen. Zudem wird sichtbar, dass Krankenpflegerinnen und –pfleger nicht nur in Spitälern Arbeit finden, sondern auch in den Regionen und direkt bei den Menschen Zuhause“, so Gesundheits-Lande4srat Christian Stöckl. Er hat im Rahmen der Salzburger „Pflegeplattform“ alle Partner und Entscheidungsträger an einen Tisch geholt. Eines der zahlreichen Ergebnisse davon war die Kampagne „Das ist stark!“, die seit 2019 die Bevölkerung über die vielfältigen Möglichkeiten und Vorzüge eines Pflegeberufs informiert.

Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter

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