Langzeitpflege: Telepflege-Beratung mittels Mixed-Reality hilft Pflegebedürftigen und Pflegekräften

WU-Projekt-Fernunterstützung_Pflege-App_2022

Im Rahmen des europäischen Projekts „Care about Care“ testen Pflegeassistent*innen und Heimhilfen in Österreich, Luxemburg und Belgien eine Pflege-App sowie ein spezielles Headset, um so während der Hausbesuche bei Bedarf  direkten Kontakt zu einer beratenden Pflegeexpertin zu halten. Damit können unklare Fragen vor Ort gelöst und so den häuslichen Klient*innen und Angehörigen rasch geholfen werden.

Die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen steht vor großen Herausforderungen. Auf vielen Ebenen müssen Maßnahmen getroffen werden, um Arbeitsplätze in der Langzeitpflege attraktiver zu gestalten und die Versorgung pflegebedürftiger Menschen sicherzustellen. Die WU-Forscherin Birgit Trukeschitz evaluiert mit ihrem Team am WU Forschungsinstitut für Altersökonomie in nationalen und europäischen Projekten die Praxistauglichkeit und Auswirkungen von neuen Technologien, die für ältere Menschen und für die Langzeitpflege- und -betreuung entwickelt wurden. Für Ihre Arbeit zeichnetE die WU Birgit Trukeschitz als „Researcher of the Month“ aus.

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Telepflege_Fernunterstützung_AAL_WU-Wien_2022

Im Rahmen des europäischen Projekts „Care about Care“ testen Pflegeassistent*innen und Heimhilfen in Österreich, Luxemburg und Belgien Mixed-Reality-Anwendungen der Fachhochschule Wiener Neustadt. Diese verbinden die reale mit der virtuellen Welt: Die Pflegekraft kann über eine App am Diensthandy oder über ein spezielles Headset (Abb.) Kontakt mit einer Expert*in der Pflegeorganisation aufnehmen, während sie bei Kund*innen zu Hause ist.

Der Live-Stream von Ton und Bild ermöglicht der Expert*in, sich ein Bild von der Situation zu machen und gemeinsam mit der Kollegin vor Ort eine Lösung zu finden. Markierungstools erleichtern der Expert*in auf bestimmte Sachverhalte visuell hinzuweisen – z.B. welches Verbandsmaterial im konkreten Fall genutzt werden soll oder an welcher Stelle die Haut problematische Veränderungen aufweist. Zudem hat die Pflegekraft vor Ort auch ein Live-Bild der Expertin vor sich.

Das Potenzial der Fernunterstützung in der Langzeitpflege

CARE-about-CARE-Projekt_AAL_WU-Wien

Eine gelungene technologische Gestaltung und organisatorische Einbettung dieser Form der Fernunterstützung leistet einen sinnvollen Beitrag:

  • Erfahrene Pflegekräfte finden im Expert*innen-Center ein neues Betätigungsfeld und können ihr Know-how an Kolleg*innen bedarfsgerecht weitergeben.
  • Neu eingestellte Betreuungs- und Pflegepersonen können virtuell unterstützt und angeleitet werden. Workflow und Training-on-the-job erhalten neue Formen; die Live-Übertragung von Ton und Bild erleichtert die Kommunikation mit Kolleg*innen, die Schwierigkeiten haben sich auf Deutsch auszudrücken; der Austausch im Team zu einer konkreten Situation erfolgt sofort.
  • Auch Kund*innen können profitieren: Pflegebedürftige Personen erhalten selbst in schwierigen Situationen gleich vor Ort kompetente Unterstützung. Dies verbessert die Versorgungsqualität.
  • Die Fernunterstützung kann helfen Fahrzeiten zu reduzieren. Wertvolle Arbeitszeit kann dadurch anders eingesetzt und umweltbelastende Emissionen vermieden werden.

Ein Projektbericht zur Evaluation der Fernunterstützung erscheint Mitte 2023.

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Über die Forscherin

Die promovierte Volkswirtschaftlerin Dr. Birgit Trukeschitz leitet seit 2007 Forschungs- und Entwicklungsprojekte am Forschungsinstitut für Altersökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien. Dort baute sie u.a. die Forschungslinie „Digitalisierung und ältere Menschen/Langzeitpflege (AAL)“ mit dem Schwerpunkt Evaluierung digitaler Technologien auf. Birgit Trukeschitz erhielt mehrere Auszeichnungen für ihre Forschung und universitäre Lehre. Sie veröffentlicht Forschungsergebnisse in hochrangigen, zumeist interdisziplinären Fachzeitschriften.

Mit dem „Researcher of the Month“ stellt die WU herausragende Arbeiten von Forscher*innen vor, die mit ihrer Forschung maßgeblich zur Lösung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und rechtlicher Fragen beitragen. Das monatliche Video „Researcher of the Month“ präsentiert die Arbeit der Forscher*innen und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der vielfältigen WU-Forschung.

Fotos: WU Wien

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Weiterführende Informationen:

>Film über Birgit Trukeschitz und ihre Forschung
>Europäische Projekt-Website „Care about Care
>Zum Projekt „Care about Care“ bei der WU Wien

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