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Pflege mit Matura regulär schon ab 2023: Überhastetes Vorgehen der Politik – viele Fragen offen

Ab Herbst 2023 werden Österreich-weit 5-jährige Höhere Lehranstalten für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP) sowie neue dreijährige Fachschulen für Sozialberufe (mit inkludierter Pflegeassistenz) ins Regelschulsystem überführt. Dieser Frühstart des Gesetzgebers nach nur zwei Jahre laufenden Schulversuchen lässt viele wichtige Fragen offen, so die Kritik.

Die 5-jährige HLSP kombiniert den Maturaabschluss mit der Ausbildung zur Pflegefachassistenz bzw. wahlweise zum/zur Diplomsozialbetreuer*in. Einen anderen Weg zur Pflege(fach)assistenz bieten die dreijährigen Fachschulen für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung, welche nach der Pflichtschule oder berufsbegleitend absolviert werden können.

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Seit zwei Jahren läuft ein Schulversuch an 12 Privatschulen. Mit der vorzeitigen gesetzlichen Überführung ins Regelschulwesen – ein Ergebnis der Pflegereform – soll möglichst rasch mit bis zu 8.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen dem großen Fachkräftemangel entgegen gewirkt werden.

Attraktive Ausbildung, noch zu wenig bekannt

Die Kombination einer vollwertigen Pflege- oder Sozialbetreuer-Ausbildung mit Matura stellt eine völlige Neuheit dar. Der Abschluss an einer HLSP eröffnet Absolvent:*nnen sowohl einen direkten Berufseinstieg als auch ein anschliessendes – um ein Jahr auf zwei Jahre verkürztes – Bachelor-Studium der Gesundheits- und Krankenpflege an einer Fachhochschule. Hierfür gibt es einenAusbildungszuschuss von 600 Euro für jedes Praktikumsmonat.

Dennoch hält sich der Andrang der Schüler*innen bisher in Grenzen, weil das neue Angebot noch viel zu wenig bekannt ist. Insgesamt 357 Mio Euro nimmt der Bund für den Ausbau der neuen Schulformen in die Hand. Die genauen Standorte der neuen Schulen stehen derzeit noch nicht fest.

Ohne Evaluierung in den Turbo-Modus

Erste Absolvent*innen der 5-jährigen Ausbildung wird es in drei Jahren geben. Da die Überführung ins Regelschulwesen bereits für 2023/24 angekündigt ist, wird die ursprünglich geplante Evaluierung wohl erst nachträglich erfolgen können. Kritik an der voreiligen Erstellung des Gesetzesentwurfs äußerten auch SPÖ, FPÖ und NEOS. Zentrale Fragen zur Umsetzung der neuen Schulformen, – etwa zu Lehrpersonal und Pflichtpraktika – seien nicht ausreichend behandelt worden, so die parlamentarische Opposition.

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