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CARE Klima-Index 2022: Stimmung immer schlechter – die reale Lage der Pflegenden auch?

Sie blicken pessimistischer denn je in die Zukunft? Damit stehen Sie nicht allein da: Sieben von zehn Befragten der aktuellen CARE Klima-Index 2022 Umfrage glauben nicht daran, dass Deutschlands Pflegeversorgung im nächsten Jahrzehnt gewährleistet werden kann – der schlechteste Wert in den letzten fünf Jahren. Haben wir uns also erfolgreich krankgejammert?

Weiter fallende Werte im aktuellen CARE Klima-Index, der seit 2017 vom Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos erhoben wird. Alljährlich werden dabei  1.000 Personen aus bis zu 13 Ziel- oder Berufsgruppen befragt, die selbst Pflege benötigen oder einen pflegerelevanten Beitrag leisten. Oder ist die reale Lage doch besser als die vielfach herbeigeredete und öffentlich herbeigeschriebene Stimmung?

Daumen-hoch-Daumen-runter

Vielen Befragten kommen die Bedürfnisse der Pflege auf der Prioritätenliste der Politik offensichtlich zu kurz. So stufen 90 Prozent der befragten Pflegekräfte den politischen Stellenwert der Pflege im Vergleich zu anderen Themen als noch niedriger ein als bereits im Jahr 2017. Ebenfalls deutlich negativer als früher äußerten sich auch die Kostenträger (2021: 39 %, 2022: 72 %) – ein Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Abwärtstrend bei Arbeitsbedingungen der Pflege

Im Vergleich zum Vorjahr steigt die negative Wahrnehmung der Pflegenden zu den eigenen Arbeitsbedingungen weiter an: Sowohl 55 % der Berufsgruppe Pflege selbst als auch 59 Prozent der außenstehenden Personen erteilen den Arbeitsbedingungen das Urteil „schlecht“. Die Qualitätsbewertung der Pflegeversorgung bleibt für alle Sektoren der Pflege unverändert im Mittelfeld.

Auffällig ist die herbe Selbstkritik der Berufsgruppe Pflege mit ihrer eigenen Pflegequalität. Nur jeder Zehnte (10%) attestiert seiner Profession „hochwertige Pflege“. Anders bei den zu Hause Pflegenden: Hier lobt jeder zweite Angehörige (56%) die eigene/die häusliche Pflege.

Pflegende fordern Kompetenzerweiterung

Drei Viertel der Befragten (72%) sprechen sich außerdem für eine Kompetenzerweiterung der Berufsgruppe Pflege aus – deutlich häufiger im Vergleich zu anderen Gesundheitsberufen.  Jede/r zweite Teilnehmende (51%) glaubt nicht, dass die Pflegeversorgung in den kommenden zehn Jahren sichergestellt werden kann – der negativste Wert seit fünf Jahren.

„Der CARE Klima-Index kann als jährlicher Indikator oder eine Art Frühwarnsystem gesehen werden, um pflegerelevante Strategien ggf. nachzujustieren und auf aktuelle Bedürfnisse anzupassen. Denn was bringen die besten Gesetzesänderungen und Maßnahmen, wenn sie auf Seiten der Betroffenen keine spürbaren Veränderungen nach sich ziehen? Die Ergebnisse zeigen die Dringlichkeit auf, mit der das Fundament für eine gesicherte Pflege in Deutschland zeitnah gegossen werden muss.“

Stephanie Hollaus, Pflegeforschungsexpertin bei Ipsos

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