Alt oder behindert oder beides – wie kann Teilhabe dennoch gelingen?

Eine Behinderung oder ein hohes Lebensalter sollen und dürfen Menschen nicht darin hindern, ein selbstbestimmtes Leben als Teil unserer Gesellschaft zu führen. Aber wie kann man Menschen mit Behinderung oder Menschen im Alter ermöglichen, gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben – vor allem jetzt, in einer Zeit des demografischen Wandels?

 

Mit diesen Fragen beschäftigt sich der seit 2010 bestehende Forschungsschwerpunkt Teilhabeforschung an der Katholischen Hochschule NRW. Den Ausbau dieser langfristig angelegten Forschungsstruktur zu einem Institut für Teilhabeforschung wird das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW in den nächsten fünf Jahren mit rund einer Millionen Euro fördern. Die Gründung des Instituts für Teilhabeforschung ist eines von sieben Forschungsstrukturprojekten an Hochschulen in NRW, dessen Förderung eine unabhängige Gutachterkommission dem Ministerium empfohlen hat. Insgesamt hatten sich im Förderwettbewerb „FH-Kompetenz“ 20 Hochschulen aus NRW mit 33 Anträgen beworben. Ein wichtiger Baustein aller Konzepte ist die Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch Promotionen in enger Zusammenarbeit mit Universitäten.
„Das Institut will Antworten auf zentrale gesellschaftliche Herausforderungen geben, wie sie auch von der Landesregierung NRW formuliert wurden“, erklärt der Leiter Prof. Dr. Friedrich Dieckmann das Ziel des neuen Instituts. „Im Fokus stehen die Teilhabe, Selbstbestimmung und Inklusion von Menschen mit Behinderung und Menschen im Alter sowie die altersgerechte und inklusive Entwicklung städtischer und ländlicher Wohnquartiere explizit auch für Menschen mit Migrationshintergrund oder mit lebenslanger Behinderung“. Ziel der Forscherinnen und Forscher ist es, in Zusammenarbeit mit den relevanten Akteuren Gelegenheiten für die gleichberechtigte Teilhabe und die dazu notwendigen Unterstützung zu verbessern. Konkret bedeutet das, in den nächsten fünf Jahren soziale Innovationen in den folgenden Themenschwerpunkten zu entwickeln:

1. Sozialraumorientiertes Wohnen von Menschen mit geistiger Behinderung bei komplexem Unterstützungsbedarf (Prof. Dr. Friedrich Dieckmann, Prof. Dr. Christiane Rohleder / Münster)

2. Palliative Versorgung und hospizliche Begleitung von Menschen mit geistiger Behinderung (Prof. Dr. Sabine Schäper / Münster)

3. Sexuelle Selbstbestimmung bei Frauen und Männern mit Behinderung (Prof. Dr. Barbara Ortland / Münster)

4. MigrantInnen im Alter – Inanspruchnahme von Wohlfahrtsdiensten/-leistungen für ältere Menschen mit Migrationserfahrung in Deutschland (Prof. Dr. Marc Breuer, Prof. Dr. Sabine Engel / Paderborn)

5. Häusliche Versorgungsstrukturen für Menschen mit geriatrischem Unterstützungsbedarf und deren Angehörige unter besonderer Berücksichtigung des ländlichen Raums (Prof. Dr. Liane Schirra-Weirich / Aachen)

„Das innovative Potential entfaltet sich durch die Zusammenführung bisher getrennter Forschungsstränge“, so Dieckmann, „weil sich die Zielgruppen, ihre Sozialräume und Unterstützungsstrukturen sowie inhaltliche und methodische Forschungsfragen überschneiden.“ Beteiligt sind 12 Professorinnen und Professoren aus den Abteilungen Münster, Paderborn, Aachen und Köln sowie Wissenschaftliche MitarbeiterInnen, für die in den Schwerpunkten eine Promotion möglich wird.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Friedrich Dieckmann,
(Redaktion: Julia Uehren, )

image_pdfimage_print