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Pflege-Thermometer 2016: Gravierender Personalmangel (auch) in der ambulanten Pflege

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Nicht nur in Krankenhäusern und Pflegeheimen, auch bei den ambulanten Pflegediensten wird die Personallücke größer und größer. Dies offenbart das aktuelle „Pflegethermometer 2016“ des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) in Köln. Obwohl die Pflegedienste kräftig wachsen und immer mehr Kund/innen gewinnen, setzt der Fachpersonalmangel diesem steigenden Bedarf zunehmend Grenzen. Weiterhin stellen nicht kostendeckende Leistungen ein finanzielles Risiko für die mobilen Dienste dar. Unterfinanziert sind insbesondere erhöhte Betreuungszeiten in Krisensituationen und bei der Sterbebegleitung, Anfahrtswege von mehr als 25 Minuten sowie Beratungsbesuche, die im Rahmen der Pflegeversicherung vorgeschrieben sind.

Darüber hinaus können derzeit über 40 % der Dienste eine Mitarbeit an weiterführenden quartiersbezogenen und gemeinwesenorientierten Ansätzen nicht leisten, da sie vollständig in das Tagesgeschäft eingebunden sind. Dieses Handicap jedoch bremst den immer dringlicheren Umbau des Gesundheitswesens.

 

Download Pflegethermometer 2016

 

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Kommentar:

Der steigende Mangel an Pflegefachpersonal in allen Bereichen kommt keineswegs überraschend und hat nur teilweise mit der Alterung der Bevölkerung zu tun. Vielmehr wurde der Pflegeberuf über viele Jahre hinweg krank gejammert und als „Burnout-Falle“ mit schlechten Rahmenbedingungen ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Was Wunder, dass diese unsinnigen Botschaften nun bei der Bevölkerung angekommen sind und die junge Generation zunehmend abschrecken..? Verschärfend wirken sich auch das Nachrücken geburtenschwacher Jahrgänge und die Konkurrenz mit der Wirtschaft aus, die ebenso händeringend zehntausende Fachkräfte in vielen Branchen sucht.

LAZARUS hat diesen Kampf um die besten Köpfe („war for talents“) zu Lasten der Pflegeberufe seit vielen Jahren vorhergesagt – nun bestätigen diverse Studien leider diese Prognose. Die Lösung des Problems liegt hauptsächlich in einer Umverteilung der vorhandenen Personalressourcen: Das „Gesundschrumpfen“ der völlig überblähten Krankenhauslandschaft zugunsten der stationären Langzeitpflege sowie vor allem der ambulanten Dienste muss deutlich rascher stattfinden als bisher – sonst führt die Überversorgung im Akutbereich geradewegs in die chronische Unterversorgung im ambulanten und Langzeitpflegebereich…