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Christliche Krankenhäuser: Mehr Tempo bei Kooperationen bitte

Zweifellos nehmen Deutschlands Krankenhäuser in christlicher Trägerschaft – rund ein Drittel der gesamten Kliniklandschaft – in vielen Bereichen eine führende und vorbildliche Rolle ein. Dennoch gehe die dringlich gebotene Neuaufstellung – also der trägerübergreifende Zusammenschluss zu Verbünden, die (komplementäre) Spezialisierung einzelner Standorte sowie die proaktive Einbettung in eine umfassende „integrierte Versorgung“ in den jeweiligen Regionen – noch viel zu langsam vonstatten und bedürfe eines Turbos, wie auf der CKiD-Tagung in Berlin angemahnt wurde.

 

Im vollen Bewusstsein um die wichtige Rolle der christlichen Krankenhäuser fand der Pflege- und Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Laumann dennoch klare Worte im Rahmen einer Podiumsdiskussion: „Ich kann nicht überall erkennen“, dass konfessionelle Kliniken mit ihren Mitarbeitern besser umgingen als Kliniken in anderer Trägerschaft“. Das betreffe etwa die Personalschlüssel. Manches Haus streiche auch kurzerhand der Krankenschwester das Weihnachtsgeld, um mit den Mitteln Investitionen zu tätigen.

Laumann forderte die Häuser dazu auf, stärker zu kooperieren. Er könne nicht nachvollziehen, dass katholische und evangelische Krankenhäuser vor Ort sich oft als Konkurrenten verstünden anstatt zu überlegen, wie sie gemeinsam arbeitsteilig die Versorgung organisieren könnten. Der christdemokratische Politiker warnte zudem die Krankenhäuser, immer nur über eine mangelnde Finanzierung zu jammern und mehr Geld zu fordern. Namentlich griff er die DKG an: „Die Lobby der Krankenhäuser hat dazu geführt, dass das Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) so weichgespült wurde, wie man etwas nur weichspülen kann. Da steht man als Patientenbeauftragter staunend da.“ Der DKG warf er vor, bei den Qualitätsberichten Transparenz zu bekämpfen.

Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hatte zuvor in seinen Begrüßungsworten betont, dass in Zukunft  das Primat der Qualität in der Gesundheitsversorgung Vorrang vor der weiterhin wünschenswerten Trägervielfalt haben müsse.

CKiD-Grafik

Vieles geleistet – aber noch sehr viel mehr zu tun…

Welche Anpassungsprozesse die rund 700 kirchlichen Krankenhäuser in Deutschland in der Praxis bereits vollzogen haben, wurde in der Diskussionsrunde mit Vertretern katholischer und evangelischer Kliniken im „Forum Strategie“ deutlich: Verbundstrukturen, erfolgreiche Markenbildung, Profilierung in einer Metropolregion – das Wettbewerbsumfeld in der Kliniklandschaft hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und viele Häuser haben sich bereits entsprechend am Markt positioniert.

Ansgar Veer, Vorstandsmitglied des Katholischen Krankenhausverbandes (KKVD) betonte, dass es viele gelungene Beispiele für gute Kooperationen bereits gebe. Hierfür nannte er das evangelische Krankenhaus und das katholische St. Marien-Hospital in Hamm, die als „Gesundheitsverbund Hamm“ nach innen wie nach außen erfolgreich ihre ökumenische Unternehmensstrategie“ kommunizierten. Des Weiteren gebe es heute drei bis vier mal so viele Verbünde wie Ende des vergangenen Jahrzehnts. Veer nannte darüber hinaus Beispiele, wo konfessionelle Kliniken in strukturschwachen Regionen gemeinsam mit der Kommune und den Hausärzten die ambulante Versorgung sicherstellen.

Diese dezentralen Ansätze stocken aber regelmäßig an bürokratischen Hürden bzw. Vorgaben. Das machte der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnehmende Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes Martin Litsch deutlich und sprach von „sektorspezifischer Eigenbrödelei“. Dabei müssten sich Krankenhäuser viel stärker vernetzen, nicht nur untereinander, sondern auch mit den ambulanten Strukturen und mit Pflegeeinrichtungen. Sektorenübergreifende Qualitätsberichte müssten eine „Selbstverständlichkeit“ sein.

 

Neue Wege auch bei der Personalgewinnung wagen

 

Demografische Entwicklungen, Digitalisierung, Feminisierung, Globalisierung sowie die Diversifizierung von Lebens- und Arbeitszeitmodellen verändern den Arbeitsmarkt enorm, so die Referentin Monika Rühl von der Lufthansa AG, in ihrer Keynote. Das Personalmanagement der Lufthansa AG reagiert darauf mit neuen HR-Strategien, die derzeit Themen wie Talent-Management, Work-Life-Integration, flexible Arbeitsplatzmodelle, Hierachieabflachung und Interkulturalität fokussieren. Im Anschluss an den einstimmenden Vortrag wurden in sechs themenspezifischen Good- Practice- Beispielen nachahmenswerte Modelle dazu vorgestellt. Darunter das Modell „Employer Branding auf katholisch“ der Barmherzigen Brüder Trier, das mit einer crossmedialen Content-Marketing-Strategie unverkennbar und profiliert um Mitarbeitende wirbt. Weitere Themen waren die Möglichkeiten der Gewinnung ausländischer Mitarbeitenden, Personalstrategien in der Großstadt, Nachwuchsförderung durch ein Stipendiatenprogramm, die Rolle von Social Media im Personalgewinnungsprozess. Alle Beispiele enthielten nicht nur gute Anregungen sondern zeigten auch welchen wichtigen Strategiepart die Unternehmenskommunikation in der Personalgewinnung spielt.

 

Die 3. CKiD-Jahrestagung in Berlin hat neuerlich bestätigt, dass die christlichen Krankenhäuser ein wichtiger Stützpfeiler der Gesundheitsversorgung in Deutschland sind. In den Diskussionen und Foren wurde spürbar, mit welcher Innovationsfreude und überzeugtem Wertebewusstsein die Verantwortlichen – allerdings mit regional stark variabler Intensität und Geschwindigkeit –  in den Einrichtungen agieren, um eine patientennahe Gesundheitsversorgung umzusetzen. Die Teilnehmenden konnten sich wertvolle Anregungen mit nach Hause nehmen, die eine gelingende Umstruktierung und  – auch zwischen unterschiedlichen Trägern – wesentlich intensivierte Kooperation, Integration und Vernetzung zum Wohl und Nutzen der anvertrauten PatientInnen ermöglichen sollten.

 

Bildergalerie und Dokumentation unter www.christliche-krankenhaeuser.de/ckid-jahrestagung-2016