Was bringt die Entbürokratisierung der Pflege-Doku (SIS) wirklich?
… und wie kann das neue Dokusystem optimiert werden? Pflegewissenschaftler*innen der Universität Bremen werden im neuen Forschungsprojekt „EvaSIS“ in Kooperation mit der Universität Halle-Wittenberg sowie dem Fraunhofer-Institut (ISI) die Effizienz und Qualität des neu entwickelten „entbürokratisierten“ Dokumentationssystems (strukturierte Informationssammlung – SIS) für die Pflege in Heimen und ambulanten Diensten analysieren. Zwar machen immer mehr Pflegeheime und ambulante Pflegedienste mit – derzeit mehr als jeweils ein Drittel – doch ist eine flächendeckende Ausrollung noch in einiger Ferne…
Das Bundesministerium für Gesundheit hat im Jahr 2013 unter der Federführung von Elisabeth Beikirch Empfehlungen zur Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation entwickelt, die 2014 erstmals in der Praxis getestet wurden. Am 1. Januar 2015 startete auf Initiative der Bundesregierung die flächendeckende Einführung der neuen Pflegedokumentation. Seitdem haben bundesweit knapp 10.000 Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtungen (rund 40 %) auf das neue Dokumentationssystem umgestellt.
Bislang fehlen allerdings Erkenntnisse, inwiefern die Einführung der neuen Pflegedokumentation zu Effizienzsteigerungen und Verbesserungen der Qualität in der ambulanten und stationären Pflege geführt hat. Um dies herauszufinden, bezieht das EvaSIS-Projekt verschiedene Akteursgruppen und Untersuchungsebenen ein: Die Erfahrungen von Pflegekräften und Heimleitungen werden ebenso erfasst wie die von Prüfinstanzen wie dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) und Heimaufsichten. Zudem erfolgt ein Vergleich zu anderen Pflegedokumentationssystemen.
Die Datenerhebung im Rahmen der Qualitätsprüfung greift auf vielfältige Untersuchungsmethoden zurück: Beispielsweise werden zwischen Oktober 2016 und Mai 2017 standardisierte Befragungen mit involvierten Akteuren (Einrichtungsleitungen, Pflegefachkräften, Mitarbeiter/-innen der Heimaufsicht und des MDK) geführt, ebenso Fokusgruppen-Interviews mit Pflegekräften und Prüfinstanzen sowie Interviews mit Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen. Darüber hinaus kommen Dokumentenanalysen von Pflegeakten zum Einsatz. Die Untersuchung bezieht alle Einrichtungen ein, die seit mindestens drei Monaten mit der neuen Pflegedokumentation arbeiten.
Dr. Tanja Bratan, Projektleiterin am Fraunhofer ISI, nennt wichtige Untersuchungsaspekte: „Wir evaluieren unter anderem, welchen Einfluss unterschiedliche Rahmenbedingungen in den Pflegeeinrichtungen auf die Nutzung der neuen Pflegedokumentation haben, beispielsweise die Größe oder der Personalschlüssel. Zudem untersuchen wir, wie praktikabel das System für die Pflegekräfte ist. Nicht zuletzt prüfen wir, ob die Individualität und die Selbstbestimmung der Pflegebedürftigen angemessen berücksichtigt werden können.“
Ziel des Projekts EvaSIS ist, Erkenntnisse zur Umstellung auf die neue Pflegedokumentation zu gewinnen und die Erfahrungen der beteiligten Akteure zu ermitteln. Aus den Ergebnissen werden Handlungsempfehlungen für den Implementierungsprozess und die Weiterentwicklung beziehungsweise Optimierung des Pflegedokumentationssystems entwickelt. Diese Handlungsempfehlungen sollen im Sommer 2017 vorliegen.
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