Dem Schwerpunkt „Personzentrierte Langzeitpflege“ widmet sich der erste Band 2017 der „Zeitschrift für medizinische Ethik“ (ZfmE). Wissenschaftler/innen der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) haben dieses Schwerpunkheft mitgestaltet.
Dank der Erfolge der Medizin ist die Lebenserwartung in den westlichen Industrienationen stark gestiegen. Diese erfreuliche Entwicklung wird jedoch von einer stetig wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen begleitet, die eine ambulante oder stationäre professionelle Langzeitpflege erforderlich macht. Die Verlagerung von der traditionellen familialen zu einer professionellen Pflege stellt fachlich und menschlich hohe Anforderungen an die Pflegekräfte. Insbesondere für die hochvulnerable Gruppe dementiell erkrankter Menschen hat der britische Theologe und Sozialpsychologe Tom Kitwood in den 1990er Jahren die Grundlagen für eine personzentrierte Pflege entwickelt, die in der Altenpflege als allgemeiner Standard anerkannt ist.
Die Beiträge des Themenheftes „Personzentrierte Langzeitpflege“ untersuchen aus je unterschiedlichen Perspektiven, wie dieser anspruchsvolle Qualitätsanspruch einer die Personenwürde von Pflegebedürftigen wie Pflegeleistenden achtenden Pflegepraxis unter den Bedingungen der Ökonomisierung des Gesundheits- und Versorgungsbereichs im ambulanten und stationären Feld der Altenpflege zu realisieren ist. Vor dem Hintergrund der in der Pflegecharta garantierten Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen thematisiert JProf. Dr. Erika Sirsch, Lehrstuhl für Akutpflege, die pflegefachlichen und -organisatorischen Implikationen für das Schmerzmanagement in der stationären Altenhilfe.
Helen Güther, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pflegewissenschaftlichen Fakultät, nähert sich dem Thema im Kontext einer an Axel Honneths Sozialphilosophie anschließenden Analyse der Beziehung zwischen professionell Pflegenden und pflegenden Angehörigen.
Prof. Dr. Renate Adam-Paffrath (ehemals PTHV; jetzt Fliedner Fachhochschule Düsseldorf) macht auf die spezifischen Belastungen und Integritätsverletzungen aufmerksam, denen ambulant Pflegende ausgesetzt sind und hinterfragt kritisch die Leistungsfähigkeit des vieldiskutierten Resilienzkonzepts.
Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Prodekan der Pflegewissenschaftlichen Fakultät und Lehrstuhl für Gemeindenahe Pflege und sein Projektmitarbeiter Dominic Depner eruieren in ihrem Beitrag die Frage, inwiefern eine fortschreitende Automatisierung durch Pflegerobotik eine personzentrierte Pflegepraxis zu unterstützen vermag oder diese letztlich unterwandert.
Sandra Postel, Stabsstelle Pflege der Marienhaus Holding GmbH und Alumni der PTHV und Prof. Dr. Klaus Baumann, Direktor des Arbeitsbereichs Caritaswissenschaft und Christliche Sozialarbeit am Institut für Praktische Theologie der Universität Freiburg kommentieren die Beiträge jeweils aus pflegepolitischer und aus caritaswissenschaftlicher Sicht.
Dr. Heike Baranzke, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pflegewissenschaftlichen Fakultät und Dozentin für Theologische Ethik an der Universität Wuppertal, war neben Prof. Dr. Hermann Brandenburg, Dekan der Pflegewissenschaftlichen Fakultät, Mitherausgeberin des Bandes.
Der Band „Personzentrierte Pflege“ – Heft 1 (2017) der „Zeitschrift für medizinische Ethik“ kann bestellt werden unter E-Mail: