v. l.: Prof. Dr. Stefan Wirth, Barbara Steffens, Prof. Christel Bienstein, Prof. Dr. Martin Butzlaff
Prof. Christel Bienstein hat maßgeblich dazu beigetragen, die Akademisierung der Pflege in Deutschland voranzutreiben. Nun gibt sie die Leitung des Departments für Pflegewissenschaft an der Uni Witten/Herdecke ab und geht in den Ruhestand. Ihre Nachfolge steht derzeit noch nicht fest.
Als sich die Universität Witten/Herdecke (UW/H) 1994 auf den Weg machte, die Pflegewissenschaft in Deutschland aus den Kinderschuhen zu heben, war sie bereits mit dabei: Prof. Christel Bienstein, die ihre akademische Disziplin seitdem geprägt hat wie kaum eine andere. Nun geht die langjährige Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft der UW/H in den Ruhestand – zumindest ein bisschen. Denn neben ihren Funktionen als Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe und Vorsitzende des unabhängigen Beirats Familienpflegezeit im Familienministerium wird sie bis zum September 2018 auch noch mit einer 20-Prozent-Stelle an der Uni Witten/Herdecke eingebunden sein, dort lehren und zudem noch zwei interdisziplinäre Projekte begleiten.
Zur feierlichen Verabschiedung von Prof. Bienstein Anfang Oktober waren viele ehemalige Wegbegleiter, Kolleginnen und Kollegen und prominente Laudatoren erschienen. Die ehemalige NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens sagte: „Frau Bienstein hat den Blick immer auf die Pflegenden und Pflegebedürftigen gerichtet und ist nie müde geworden, anzumahnen, wichtige Themen wie die Situation der pflegenden Kinder nicht aus den Augen zu verlieren.“ An die Geehrte gerichtet sagte sie: „Vielen Dank für Ihr Engagement und für alles, was Sie mir in dieser Zeit beigebracht haben.“
UW/H-Präsident Prof. Dr. Martin Butzlaff lobte Bienstein insbesondere für den positiven Einfluss von Lehre und Forschung auf das Gesellschaftswesen. „In der Pflegewissenschaft haben wir unseren Anspruch, einen Unterschied für die Gesellschaft zu machen, besonders stark untermauert.“ Die Pflege-Pionierin in Deutschland bezeichnete er als „hervorragende Krankenschwester, Lehrerin, Professorin, Wissenschaftlerin, Moderatorin und Unternehmerin“. Der Dekan der Fakultät für Gesundheit, Prof. Dr. Stefan Wirth, sagte: „Es ist eine Ihrer wesentlichen Stärken, nicht nur theoretisch zu arbeiten, sondern Dinge einfach auch einmal zu machen und auszuprobieren.“
Und das hat sie in den zurückliegenden Jahrzehnten immer getan. Die Bilanz des Departments kann sich sehen lassen: Mittlerweile haben die Wittener Pflegewissenschaftler rund 500 Alumni und 70 Promovenden hervorgebracht, 29 davon haben einschlägige Professuren in Deutschland und der Welt inne.
Dabei waren die Anfänge des Departments chaotisch. 1996 startete der erste Studiengang noch ohne staatliche Anerkennung. Erst wenige Wochen vor dem Abschluss erfolgte die Akkreditierung. „Die ersten Studierenden haben großen Mut bewiesen“, sagt Bienstein, die die Aufbruchszeit, in der in Deutschland aus der Pflege eine Wissenschaft wurde, von Anfang an miterlebt hat. Gemeinsam mit drei Mitstreiterinnen hat sie damals das erste Konzept für ein pflegewissenschaftliches Studium an einer deutschen Universität erstellt.
Ein Fernziel hat sich die gelernte Krankenschwester, die später Germanistik, Geschichte und Pädagogik studierte, für die Zeit ihres (Un-)Ruhestands noch auf die Fahnen geschrieben. „Ich werde mich mit aller Kraft für das Konzept der Pflegekammern einsetzen. Ähnlich wie bei den Ärzten dürfte das der Pflege einen höheren Stellenwert verschaffen und dafür sorgen, dass sich für die Pflegenden weitere Türen öffnen.