40 Jahre mobile Pflege der Caritas St. Pölten: Personalmangel und Unterbezahlung bremsen weiteren Ausbau
Seit 40 Jahren engagiert sich die Caritas in Niederösterreich im Bereich Pflege und Betreuung zu Hause. Von 57 Sozialstationen im ganzen Bundesland aus, betreuen rund 1.300 gut ausgebildete und erfahrene MitarbeiterInnen knapp 9.000 KundInnen – doch es müssen wegen Personalmangels bereits weitere KlientInnen abgelehnt werden. Dass die mobilen Pflegefachkräfte aus unerklärlichen Gründen schlechter bezahlt werden, als ihre KollegInnen in Krankenhäusern und Pflegeheimen sollte als bereits erkannter Missstand von den Tarifpartnern möglichst rasch beseitigt werden.
„Die Caritas hat in den vergangenen 40 Jahren Pionierarbeit in der mobilen Pflege geleistet“, betont Caritas Präsident Michael Landau bei einem gemeinsamen Pressetermin mit Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und Hannes Ziselsberger, Caritas Direktor der Diözese St. Pölten, am Montag in St. Pölten. Mit 57 Sozialstationen im ganzen Bundesland leisten die MitarbeiterInnen der Caritas einen wichtigen Beitrag für pflegebedürftige, kranke und/oder alte Menschen, Personen, die ihre letzte Lebensphase bis zum Tod in der häuslichen Umgebung verbringen wollen, oder aber auch für die Unterstützung pflegender Angehöriger, so Landau.
Der ständig wachsende Bedarf spiegelt sich auch im Personalstand wieder. Derzeit sucht alleine die Caritas in Niederösterreich über 80 neue Pflegekräfte in allen Berufsgruppen. „Im Mostviertel gibt es erstmals Wartelisten von KundInnen, da wir aufgrund des Personalmangels nicht alle Betreuungen übernehmen konnten“, so der Caritasdirektor der Diözese St. Pölten, Hannes Ziselsberger. Ein Grund warum viele diplomierte KrankenpflegerInnen einen Job im stationären Pflegebereich jenem im Bereich der mobilen Pflege vorziehen, ist der Einkommensunterschied. „Aktuell ist das Einstiegsgehalt einer diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekraft in NÖ im stationären Bereich um über 350€ höher als in der mobilen Pflege“, so Ziselsberger, der sich von den VertreterInnen der Länder auch ein stärkeres finanzielles Bekenntnis zu mobilen Pflege wünscht.
„Wir sehen, dass der Bedarf in der mobilen Pflege weiter steigt. Im Jahr 2050 werden in Österreich mehr als doppelt so viele Menschen wie heute über 80 Jahre alt sein – insgesamt rund eine Million Männer und Frauen. Das ist zu allererst erfreulich. Aber es stellt uns auch vor enorme Aufgaben“, so Caritas Präsident Michael Landau. „Wir müssen heute reagieren, um auch morgen eine an der Würde des Menschen Maß nehmende Pflege sicherzustellen!“, so sein Appell.
„Allein im Vorjahr haben unsere MitarbeiterInnen knapp 9.000 pflegebedürftige Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher in mehr als einer Million Einsatzstunden zu Hause gepflegt und betreut. Klar ist: Diese Arbeit ist nur Dank der Unterstützung des Landes NÖ möglich. Und klar ist auch: Diese Arbeit wird auch in den nächsten 40 Jahren nur dann möglich sein, wenn uns eine solidarische Finanzierung des Pflegebereichs in Österreich gelingt.“, so Landau. „Die Abschaffung des Pflegeregresses kann eine umfassende Reform der Pflege nicht ersetzen. Unser Appell lautet daher: Bund und Länder sollten sich nun zu allererst rasch auf eine gemeinsame Gegenfinanzierung zur Abschaffung des Regresses einigen und sich dann eine langfristige und solidarische Finanzierung der Pflege in Österreich sicherstellen.“ betont der Caritas Präsident.
Bei einer aktuell durchgeführten KundInnenbefragung der Caritas der Diözese St. Pölten geben 86 % der Befragten an, mit der mobilen Pflege sehr zufrieden zu sein. 99 % haben das Gefühl, dass die MitarbeiterInnen der Caritas der Diözese St. Pölten ihre KundInnen gerne pflegt und betreut. 89 % würden sich wieder für die Caritas entscheiden. Dass 56 % der Befragten bereits mehr als 2 Jahre von der Caritas betreut und gepflegt werden sieht Caritas Direktor Hannes Zieselsberger als Indiz dafür, dass die mobile Pflege eine „langfristige Entlastung der viel teureren stationären Pflege darstellt“.
Die neue Landesrätin für Bildung, Familien und Soziales in NÖ Christiane Teschl-Hofmeister bedankte sich bei den beiden Caritasdirektoren für die ausgezeichnete Zusammenarbeit: „Die Caritas Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege leisten Einzigartiges und Vorbildliches.“ Auf Rückfrage betonte Teschl-Hofmeister, dass die mobile Pflege – unter Berücksichtigung des tatsächlichen Pflegebedarfs – immer der stationären Pflege in einem Pflegeheim vorzuziehen sei.
Fotos: Caritas/Franz Gleiss