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Pflegnotstand in Deutschland: Offizielle Zahlen und hohe Dunkelziffer

&quot;Der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ist wie leer gefegt&quot;: Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Fraktion der Grünen im Deutschen Bundestag. <paragraph align="right">Foto: Harry Weber</paragraph> In der Altenpflege waren in Deutschland im Vorjahr 14.785 Stellen nicht besetzt (mit regionalen Schwankungen), in der Krankenpflege waren es 10 814. Zudem fehlten in den beiden pflegerischen Bereichen rund 10 000 Hilfskräfte. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen hervor.

„Wir stehen in der Pflege vor einer echten Fachkräftekrise“, sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt (Bild oben) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), „die kleinteiligen Maßnahmen der großen Koalition in den letzten Jahren bleiben wirkungslos, der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ist wie leer gefegt.“ Erneut forderte die Politikerin ein umfassendes Pflege-Sofortprogramm mit je 25.000 zusätzlichen Pflegefachkraftstellen für die Alten- und Krankenpflege.

 

Berufsverband DBfK kontert scharf: Amtliche Zahlen sind nur Spitze des Eisberges

„Diese Zahlen sind aber nur die Spitze des Eisberges, denn wir wissen, dass die meisten Arbeitgeber ihre freien Stellen gar nicht mehr bei der Bundesagentur melden, da diese nicht mit Arbeitssuchenden helfen können,“ konterte Prof. Christel Bienstein (Bild unten), Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e.V. (DBfK). „Hinzu kommt, dass die nicht besetzten Stellen auf der Basis viel zu niedriger Stellenpläne berechnet werden. Denn wir brauchen in der Pflege insgesamt mindestens 100.000 Stellen mehr, um gute Versorgungsqualität in der Pflege sicherstellen zu können. In der Summe sprechen wir also von einem Mangel von deutlich über 126.000 Stellen in der professionellen Pflege.“

Bienstein Prof Christel UWH 01-2017

Der Mangel  verschärft die Ausbeutung der Pflegenden mit der Folge chronischer Überlastung, des Ausbrennens und letztendlich des Ausstiegs aus dem Beruf. Er ist entstanden durch Rahmenbedingungen, die pflegerische Qualität nur schwer möglich und deshalb den Beruf insgesamt unattraktiv gemacht haben. Und er ist verursacht worden durch eine verfehlte Personal- und Ausbildungspolitik, die eine notwendige Ausbildungsreform viel zu lange verzögert hat und auch Ausbildungskapazitäten, die nicht ausreichend geplant wurden, kritisiert der Berufsverband zum wiederholten Male.

 

Foto: Harry Weber