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Dringender Handlungsbedarf: Gewalt gehört in Notaufnahmen oft zum Arbeitsalltag

 

Eine aktuelle Studie zu psychischen, physischen und sexualisierten Gewaltereignissen gegenüber Beschäftigten in der Notaufnahme zeigt (neuerlich) dringenden Handlungsbedarf im betrieblichen Personal- und Gesundheitsmanagement auf.

Notaufnahme-Eingang

Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe am Fachbereich Pflege und Gesundheit der Hochschule Fulda (Hessen) hat das Personal in Notaufnahmen zu körperlichen, verbalen und sexualisierten Gewaltereignisse onlinr befragt.: Wie oft kommen Gewaltereignisse vor? Was löst die Gewalttaten aus? Und welche Folgen haben sie für die Betroffenen?

Erste Ergebnisse: Drei Viertel(!) der Befragten gaben an, in den letzten zwölf Monaten mindestens eine Form körperlicher Gewalt erlebt zu haben. Bei der verbalen Gewalt bestätigten sogar 97 % der Befragten, eine solche erlebt zu haben. Jede/r zweite Beschäftigte gab zudem an, mindestens einer Form sexualisierter Gewalt ausgesetzt gewesen zu sein.

Gewalterfahrungen werden zur Normalität

Von jenen Personen, die in den vergangenen zwölf Monaten eine oder mehrere Formen verbaler Gewalt erlebt hatten, sagten 61,8%, diese täglich oder wöchentlich zu erleben. Bei körperlicher Gewalt sind es 24,1%, bei sexualisierter Gewalt 20,6%. Zugleich stimmten mehr als drei Viertel der Befragten zu, dass das Erleben von Gewalt gegen die eigene Person in der Notaufnahme ganz alltäglich geworden sei. Besonders im Nachtdienst ist des Sicherheitsgefühl für vier von zehn Mitarbeiter*innen in der Notaufnahme meist nicht oder nie gegeben.

Notaufnahme-Wartezone

Gewaltbetroffene reagieren mit Gereiztheit und Verlust der Freude am Beruf

Bezüglich der langfristigen Folgen, die Gewaltereignissen zugeschrieben werden, sind die fünf am häufigsten genannten Reaktionen, die die Befragten bei sich selbst beobachteten: Gereiztheit, gedrückte Stimmung, Abstumpfung, Verlust der Freude am Beruf und der Wunsch nach einem Berufswechsel.

Auch nach den Auslösern, dem Dokumentations- und Meldeverhalten fragte die Studie: Hier wurden am häufigsten der Einfluss von Alkohol oder Drogen (85 %), lange Wartezeiten (83 %), Verwirrtheit der Patient*innen (55 %), Unzufriedenheit mit der Versorgung und Verständigungsprobleme genannt. Dennoch dokumentieren nur vier von zehn Beschäftigten ihre Gewalterlebnisse, und nur jede/r Fünfte meldet diese auch stets intern weiter.

Handlungsbedarf für betriebliches Gesundheitsmanagement

„Mit Blick auf die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten in Notaufnahmen besteht ein dringender Bedarf, spezifische Maßnahmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements zu etablieren, das zeigen die Daten ganz deutlich,“ schlussfolgern die Wissenschaftlerinnen am Fachbereich Pflege und Gesundheit der Hochschule Fulda, Prof. Dr. Margit Christiansen und Prof. Dr. Gamze Güzel-Freudenstein. Dazu bedürfe es eines multidisziplinären Ansatzes aus Arbeits- und Gesundheitsschutz, Personalmanagement und Arbeitsorganisation.

 

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