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100 Jahre Krankenpflegeschule Innsbruck: Ehrendiplom für Landesrat Bernhard Tilg

Das AZW feierte am 17. Mai 2019 ein ganz besonderes Jubiläum: Vor 100 Jahren startete der erste Ausbildungslehrgang an einer städtischen Krankenpflegeschule in Innsbruck. In diesem Zeitraum wurden über 7.300 AbsolventInnen ausgebildet. In nur 30 Jahren hat das AZW annähernd so viele AbsolventInnen hervorgebracht wie die Vorgänger-Schulen in einem Zeitraum von 70 Jahren. Geschichte zum Nachlesen und viele historische Fotos bietet eine Online-Festschrift unter www.100jahre-pflegeschule.at, die eigens vom AZW zu diesem Anlass gestaltet wurde.

Nach Ende des ersten Weltkriegs erlaubte das provisorische Stadtamt 1919 erstmalig die Gründung einer Krankenpflegeschule am Städtischen Krankenhaus am Innrain. Unter der Schuloberaufsicht der schon damals bestehenden Landessanitätsdirektion und der Schulleitung der Barmherzigen Schwestern wurden die Schülerinnen in halbjährigen und später einjährigen Kursen von ÄrztInnen der Universitätskliniken und den Lehrschwestern unterwiesen.

Mit dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde der Schulbetrieb an der städtischen Krankenpflegeschule im Vinzenzheim jäh unterbrochen. Noch im Dezember desselben Jahres wurde die Ausbildung der deutschen Krankenpflegegesetzgebung unterstellt, die NS-Schwesternschaft mit der Ausbildung beauftragt und eine staatlich anerkannte Krankenpflegeschule gegründet. Die Krankenpflegeschule im Vinzenzheim durfte nun keine Diplome mehr ausstellen und gleichzeitig mussten sich die krankenpflegenden Ordensschwestern einem Nachschulungskurs und einer zusätzlichen Abschlussprüfung nach dem Reichsgesetz unterziehen.

Außenansicht Vinzenzheimes 1920_Fotoquelle AZW-ArchivUnmittelbar nach Kriegsende wurde die deutsche Gesetzesgrundlage für die Pflegeausbildung durch das Land Tirol widerrufen und eine jährliche Subvention für die Ausbildung von Pflegepersonen beschlossen. In den 1950er Jahren folgte eine bauliche Erweiterung des Vinzenzheims am Innrain 51 und bald wurde aus Platzgründen der Neubau der Krankenpflegeschule am Innrain 98 am jetzigen AZW ins Auge gefasst, wo die Krankenpflegeschule Innsbruck bis heute beheimatet ist.

Anfang 1991 wurde der TILAK, den heutigen tirol kliniken, vom Land Tirol die Rechtsträgerschaft über die Krankenpflegeschule übertragen und sie übernahm die Schul- und Internatsräume am Innrain 98. Diskussionen über fehlende Ausbildungsstellen, Ausbildungsmängel und hohe Fluktuationsraten in den Pflegeberufen führten schon am 1. August desselben Jahres zur Gründung des Ausbildungszentrums West für Gesundheitsberufe der TILAK (AZW), welches nun seit 28 Jahren für die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege zuständig ist.

Mit Beginn der AZW-Ära hielten neue und moderne Lehr- und Lernmethoden Einzug in die Innsbrucker Pflegeausbildungen. Ein eigene Lehrbuchreihe mit 18 Bänden und innovative pädagogische Ansätze garantierten eine zeitgemäße Wissensvermittlung. Mittlerweile wurden diese um E-Learning Anteile ergänzt und das 2017 geschaffene Interprofessionelle Trainings- und Simulationszentrum ermöglicht den Pflege-SchülerInnen des AZWs und den Pflege-Studierenden der fh gesundheit, an lebensechten Patientenpuppen jeden Handgriff für ihren späteren Beruf zu trainieren.

Das Spannende an einem Pflegeberuf sind die vielfältigsten beruflichen Spezialisierungs- und Karrieremöglichkeiten. Entsprechend hat sich auch das Ausbildungsrepertoire am AZW – im Vergleich zum Gründungsjahr 1919 – äußerst dynamisch entwickelt. Für im Beruf stehende Pflegepersonen werden aktuell sieben Sonderausbildungen und 20 Weiterbildungen angeboten. Von A – der Anästhesiepflege bis W dem Wundmanagement wurden von der WHO, der EU oder dem Bundesministerium empfohlene Gesundheitsthemen aufgegriffen und in umfassende und zeitgemäße Ausbildungen gegossen.

Mit der Novellierung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes im Jahre 2016 wurde auch am AZW in den letzten Jahren intensiv an einer Neu-Konzeption der Pflege-Ausbildungen gearbeitet. Neben der einjährigen Ausbildung zur Pflegeassistenz – vormals Pflegehilfe – wurde die zweijährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz neu geschaffen. Gleichzeitig wurde die Akademisierung der dreijährigen Diplomausbildung minutiös vorbereitet. Seit Oktober 2018 wird diese als FH-Bachelor-Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege an der fh gesundheit in Innsbruck und an fünf weiteren Standorten in Tirol angeboten.

Ehrendiplom für Landesrat Bernhard Tilg

Verleihung Ehrendiplom_01_2019-05-17
v.l.n.r: Direktorin für den Fachbereich Pflege Dr.in Waltraud Buchberger, MSc, Gesundheits- und Pflegelandesrat Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Tilg, Waltraud Kostner (hat vor 50 Jahren ihr Diplom in der Gesundheits- und Krankenpflege gemacht) und AZW-Direktor Mag. Walter Draxl, MSc (Quelle: AZW / frischauf-bild)

Der Jubiläumsfestakt wurde auch zum Anlass genommen, jenem Vertreter des Landes Tirols zu danken, der sich unermüdlich für die Belange der Pflege einsetzt. In diesem Sinne wurde dem Gesundheits- und Pflegelandesrat Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Tilg das Ehrendiplom in der Gesundheits- und Krankenpflege seitens der Ehrenkommission der tirol kliniken und des AZWs verliehen.

In seiner Funktion als Gesundheitslandesrat für das Land Tirol hat er sich durch seinen besonderen Einsatz für die Berufsgruppe der Pflege ausgezeichnet. Landesrat Tilg hat erkannt, dass es in Zeiten der Überalterung der Gesellschaft nicht nur um strukturelle und bauliche Maßnahmen geht, sondern, dass es für eine gute Pflegeversorgung in erster Linie gut ausgebildetes Pflegepersonal benötigt. Festgehalten wurden alle Strategien und Maßnahmen rund um eine gute Pflegeversorgung in Tirol in seinem „Strukturplan Pflege“.

Mit viel Weitsicht hat er deshalb in den vergangenen Jahren die Akademisierung der Pflege in den politischen Gremien in Tirol in die Wege geleitet und dafür gesorgt, dass rund 1.100 Studienplätze an der fh gesundheit in Innsbruck und in fünf weiteren Tiroler Bezirken verankert wurden. Im Rahmen des Akkreditierungsverfahrens des Studiengangs betonten die GutachterInnen der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria, dass „hier für Tirol ein einmaliger und flächendeckender Beitrag zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung auf den Weg gebracht wird.“

Neben dem Bachelor-Studiengang unterstützte Landesrat Tilg auch die Erhöhung der Ausbildungsplätze in der einjährigen Pflegeassistenz- und in der zweijährigen Pflegefachassistenz-Ausbildung am AZW. Eine tirolweite Wertschätzung erfahren die Berufsgruppen ab dem Jahr 2020, wenn eine einheitliche Entlohnung der PflegeexpertInnen in den Heimen, Sprengeln und im Krankenhaus umgesetzt ist.

„Darüber hinaus verdanken wir Landesrat Bernhard Tilg mit seinem kontinuierlichen Bemühen, Pflegeinitiativen wie HerzMobil Tirol zu forcieren, Ressourcen für die mobile Pflege zu stärken und eine verbesserte Koordination der Pflegeangebote in den Tiroler Bezirken zu erreichen, deutliche Verbesserungen der Pflegestrukturen für Tirol,“ so Waltraud Buchberger, Direktorin für den Fachbereich Pflege am AZW.

Das Ehrendiplom der Gesundheits- und Krankenpflege wurde in Summe sechs Mal durch die Ehrenkommission, bestehend aus der Pflegedirektion und dem Betriebsrat der tirol kliniken und der Direktion für den Fachbereich Pflege am AZW, an verdiente Persönlichkeiten vergeben.