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„Wenn es in der Seele brennt“: 20 Jahre psychosoziale Krisenversorgung in Oberösterreich

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Was vor 40 Jahren in Wien als „Psychosozialer Dienst (PSD)“ durch den engagierten Psychiater Univ.Prof. Dr. Stephan Rudas (+ 2010, Bild li.) mit tatkräftiger fachpflegerischer Unterstützung durch das Pflegeteam unter Leitung von

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(Prof.) DPGKP Erwin Böhm (re.) begründet und erfolgreich aufgebaut wurde, war ein innovativer Wegweiser für ganz Österreich und weit über die Grenzen hinaus. Seit nunmehr 20 Jahren gibt es auch in Oberösterreich eine flächendeckend ausgebaute, mobile und aufsuchende psychosoziale Krisenversorgung.

Sie betreuen Betroffene und Angehörige in akuten psychischen Krisen, nach Unfällen, Naturkatastrophen und Suiziden vor Ort: „Seit 20 Jahren gibt es nun in Oberösterreich eine psychosoziale Krisenversorgung“, sagt Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer. Dies sei extrem wichtig, da dadurch vielen Menschen in psychischen Krisen im ganzen Land rasch und unbürokratisch geholfen werden kann. pro mente OÖ und die Krisenhilfe OÖ leisten hier einen wichtigen Beitrag für die gesamte Bevölkerung. Die Angebote sind kostenlos und vertraulich.

 Erste Hilfe für die Seele

Immer mehr Menschen leiden an psychischen Problemen. Dennoch ist dieses Thema bedauerlicherweise nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu. Obwohl ein Drittel der Bevölkerung mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen hat, schämen sich Betroffene häufig für ihre Krankheit und scheuen sich, öffentlich darüber zu sprechen. Gefühle von Angst, Panik, Hilflosigkeit, Überforderung, Einsamkeit oder Verzweiflung lassen das Leben mitunter ausweglos erscheinen – sei es durch einen unerwarteten Verlust, eine lebensverändernde Belastung oder eine psychische Störung. Immer mehr Menschen suchen professionelle Hilfe in psychischen Krisen.

„Aufgrund des stetig steigenden Bedarfs an rascher psychosozialer Unterstützung, besonders in Krisen, gründete pro mente OÖ den Psychosozialen Notdienst in Linz, Linz-Land, Steyr und Kirchdorf“, sagt Mag.a Sonja Hörmanseder, Geschäftsfeldleiterin der Krisenhilfe OÖ. „Im Jahr 2000 wurde das KaT-Team (Krisenintervention nach akuter Traumatisierung) ins Leben gerufen. Dieses Team ist bei tragischen Ereignissen direkt vor Ort und betreut Betroffene in psychischen Ausnahmesituationen.“

Den ersten großen Einsatz hatte das KaT-Team am 11.11.2000 beim Kaprun-Unglück, bei dem 155 Menschen ums Leben kamen. Auch die Hochwasserkatastrophe 2013 war für die MitarbeiterInnen sehr herausfordernd. 2020 kam dann die Corona-Krise. „Heuer stiegen in der akuten Corona-Krise vor allem Ängste in der Bevölkerung an, wir rechnen mit längerfristigen psychischen Problemen, die möglicherweise erst zeitversetzt sichtbar werden“, sagt Sonja Hörmanseder.

Das KaT-Team unterstützt Menschen nach einem tragischen Ereignis im Sinne einer psychischen Erstversorgung und Stabilisierung („Notarzt für die Seele“), nach Bedarf auch längerfristig. Zudem werden gegebenenfalls gemeinsam weiterführende psychosoziale oder therapeutische Nachbetreuungsangebote überlegt“, sagt Sonja Hörmanseder.

„pro mente OÖ bietet viele Angebote im Bereich der psychosozialen Vorsorge, Beratung, Therapie, Begleitung und Nachsorge. Menschen in Krisen werden zum Beispiel längerfristig von unseren Psychosozialen Beratungsstellen in ganz Oberösterreich betreut“, sagt  MMag. Gernot Koren MAS, Geschäftsführer von pro mente OÖ. „Eine wichtige Rolle in der psychosozialen Versorgung spielen auch unsere Sozialpsychiatrischen Ambulanzzentren, die direkt im Krankenhausbetrieb eingetaktet sind. Standorte haben wir dabei in Linz, Steyr, Vöcklabruck und Wels.“

Psychosoziale Versorgung NEU – 2016 wurde die Krisenhilfe OÖ ins Leben gerufen

Mit Beginn 2016 wurde die psychosoziale Versorgung in Oberösterreich neu organisiert. pro mente OÖ, EXIT-sozial, Rotes Kreuz, Telefonseelsorge OÖ und die Notfallseelsorge haben sich unter dem Namen „Krisenhilfe OÖ“ zu einem Trägerverbund zusammengeschlossen, um die zukünftige Krisenversorgung in Oberösterreich flächendeckend und noch umfassender gewährleisten zu können.

Alle Angebote der Krisenhilfe OÖ werden vom Sozialressort des Landes OÖ finanziert und können kostenlos in Anspruch genommen werden.

„Eine rasche psychosoziale Krisenversorgung ist essentiell, um Menschen viel Leid zu ersparen. Dabei sind Organisationen wie die Krisenhilfe OÖ genauso wichtig wie andere Blaulichtorganisationen – bildlich gesprochen: Ein Hausbrand ist genauso tragisch wie ein ‚Brand‘ in der Seele und muss ähnlich rasch versorgt werden“, sagt Birgit Gerstorfer.

„Im Laufe der letzten 20 Jahre hat sich das Krisenversorgungsangebot in Oberösterreich erweitert und zunehmend dem Bedarf angepasst. Unsere Leistungen können wir nun flächendeckend, rund um die Uhr, niederschwellig und bei Bedarf direkt vor Ort anbieten“, sagt Sonja Hörmanseder. „Wir sind besser vernetzt als vor 20 Jahren – mit anderen Sozialorganisationen, Krankenhäusern und auch mit den Blaulicht- und Einsatzorganisationen. Wichtig ist uns – besonders im Kontext ‚Mobile Kriseninterventionsangebote‘ – die Vernetzung und der Austausch mit Trägern aus anderen Bundesländern“.

Immer mehr Menschen suchen professionelle Hilfe bei psychischen Krisen

Die Inanspruchnahme der Angebote ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Seit 2000 kontaktierten rund 260.000 Menschen die Krisendienste von pro mente OÖ, bzw. ab 2016, die der Krisenhilfe OÖ. Waren es anfangs in etwa 3.600 pro Jahr, so sind es heute beinahe 30.000 Kontakte jährlich. Damit hat sich die Nachfrage in den letzten 20 Jahren knapp verzehnfacht.

„Einerseits ist es natürlich tragisch, dass so viele Menschen psychisch stark belastet sind bzw. psychische Krisen zu bewältigen haben, andererseits zeigt es uns auch, wie wichtig Institutionen wie die Krisenhilfe OÖ sind. Zudem ist es erfreulich zu sehen, dass so eine große Anzahl an Menschen den Mut findet, uns zu kontaktieren“, sagt Sonja Hörmanseder.

Die Anliegen, warum sich die Menschen an die Krisenhilfe OÖ wenden, haben sich in den letzten 20 Jahren kaum verändert: Es sind vor allem (Zukunfts-)Ängste, Trauer, Perspektivenlosigkeit (z.B. aufgrund der hohen Anforderungen am Arbeitsmarkt) und Überforderung (z.B. Burnout). Beziehungsthemen – vor allem gerade in der Corona-Zeit sehr aktuell – Suizidalität und große Sorge um eine nahestehende Person, sind auch häufige Anlässe, die Krisenhilfe OÖ zu kontaktieren.

„Das Thema Mobbing hat zugenommen, bzw. die Art und Weise wie gemobbt wird, hat sich durch die Digitalisierung stark verändert und verschärft. Dies betrifft vor allem Jugendliche und vermehrt den social media-Bereich“, sagt Sonja Hörmanseder.

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Suizidpostvention und  Suizidprävention zählen zu den wichtigsten Aufgaben der Krisenhilfe OÖ.  Im Laufe der Jahre ist die Zahl an Suiziden in Oberösterreich gesunken (siehe Abb.). Das zeigt, dass die Zusammenarbeit der Organisationen gut funktioniert und professionelle Hilfe vermehrt in Anspruch genommen wird.

Krisenhilfe OÖ – Erste Hilfe unter: 0732 / 2177

Die Krisenhilfe OÖ steht Menschen mit psychischen Problemen rund um die Uhr unter der Nummer 0732 / 2177 zur Verfügung. Weitere Angebote sind neben der telefonischen auch die persönliche Krisenintervention, die Online-Krisenberatung, Hausbesuche bei psychiatrischen und psychosozialen Notfällen, die Krisenintervention nach traumatischen Ereignissen und die Unterstützung für Einsatzkräfte nach belastenden Einsätzen.

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