Rapid Recovery-Konzept: Rasche Remobilisation nach Knie- und Hüftprothetik im Krankenhaus sehr erfolgreich
Waren es vor der Jahrtausendwende noch etwa 30 Tage, so sind es heute dank eines rasch mobilisierenden Reha-Konzeptes nur noch 3 Tage, die zumeist ältere Patient*innen nach einem operativen Ersatz von Knie- oder Hüftgelenk stationär im Spital verbringen müssen. Dies minimiert das Thromboserisiko enorm und steigert die Zufriedenheit der Betroffenen erheblich.
Das Herz-Jesu Krankenhaus Wien gehört mit weit über 2.000 endoprothetischen Eingriffen (2019) zu den führenden Krankenhäusern auf diesem Gebiet. Durchschnittlich drei Tage verbringen Patient*innen heute stationär nach einer Hüft- oder Kniegelenksersatz-Operation im Herz-Jesu Krankenhaus. Das war nicht immer so: In den 1990er Jahren verbrachten Operierte durchschnittlich ein Monat im Spital. Vor rund 10 Jahren startete die orthopädische Fachklink stufenweise ein Behandlungskonzept, welches zum Ziel hat, die Belastung für die Patient*innen nach endoprothetischen Eingriffen so gering wie möglich zu halten.
Seit 2015 arbeitet man offiziell nach dem Programm „Rapid Recovery“, das für eine rasche Genesung durch ineinander greifende interdisziplinäre Maßnahmen steht. „Es ging uns bei der Einführung nicht darum, schneller zu werden.“, so Prim.Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Schneider, Vorstand der I. Orthopädischen Abteilung im Herz-Jesu Krankenhaus. „Im Vordergrund stand und steht für uns, die Belastung durch große Operationen für die Patientinnen und Patienten so gering wie möglich zu halten. Die rasche Mobilisierung ergab sich daraus von alleine.“
Schnellere Mobilisierung – geringeres Risiko – hohe Zufriedenheit
Das Herz-Jesu Krankenhaus hat rund 11.000 Patient*innen, die seit Bestehen der Abteilung eine Hüft- oder Knie-Endoprothese erhalten haben, zu ihren persönlichen Erfahrungen nach der Operation befragt und die Aussagen analysiert. Das Ergebnis zeigte deutlich, dass seit der Einführung des neuen Konzeptes die Verweildauer von durchschnittlich 10,2 Tagen vor Beginn des Behandlungskonzepts auf rund 3 Tage heute reduziert wurde. Gleichzeitig kam es aufgrund der rascheren Mobilisierung zu einem kompletten Rückgang von tiefen Beinvenenthrombosen und Lungenembolien auf 0 Prozent. Die subjektive Zufriedenheit der Patient*innen zeigte nach Einführung der schnelleren Mobilisierung ein besseres Ergebnis.
Schlüssel zum Erfolg: Patienteninformation und Zusammenarbeit
Beginnend bei der Erstberatung der Patient*innen bis zum Abschluss der Rehabilitation gehen die Expert*innen aus Anästhesie, Pflege, Orthopädie und Physiotherapie neue Wege und arbeiten eng zusammen. Die Anästhesie wendet Narkoseverfahren an, die für eine frühere Mobilisation besser geeignet sind und passt die Schmerztherapie an. Durch den Einsatz minimal invasiver Operationsverfahren und intensivierter Frührehabilitation gelingt es den Physiotherapeutinnen, gemeinsam mit den speziell geschulten Pflegekräften eine Mobilisierung bereits am Tag der Operation zu ermöglichen und die Verweildauer deutlich zu kürzen.
Eine umfassende Patienteninformation schon vor der Operation ist dabei ein Schlüssel zum Erfolg. Deshalb werden die Patient*innen von Anfang an geschult. So besuchen sie z.B. vor der Operation eine Krückenschulung, bei der sie gemeinsam mit Physiotherapeuten üben, wie man mit Krücken richtig geht. „Wir alle – die Ärztinnen, Physiotherapeutinnen und Patientinnen – mussten lernen, dass nicht eine gewisse Verweildauer nach der Operation, sondern die Erreichung von sogenannten funktionellen Entlassungskriterien maßgeblich dafür ist, wie der Rückweg in die eigenen vier Wände aussieht“, sagt Dr. Gerhard Vavrovsky, Leiter der Abteilung für Physikalische Medizin und Rehabilitation. „Besonders wichtig dabei ist die enge Zusammenarbeit aller Abteilungen und die aktive Mitarbeit der Patientinnen und Patienten.“
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Das Herz-Jesu Krankenhaus
Das HJK Wien ist eine orthopädische Fachklinik mit hoher internistischer Expertise in Rheumatologie, Osteologie und Remobilisation. Als eine der größten Kliniken im Bereich Gelenksendoprothetik bietet sie mit den Abteilungen für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Radiologie, Innere Medizin, Intensivmedizin und Schmerztherapie eine Rundum-Versorgung für rund 50.000 Patient*innen (stationär und ambulant) jährlich. Das Herz-Jesu Krankenhaus ist ein Unternehmen der Vinzenz Gruppe (Fotos: HJK, 2, Archiv, 1).