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Oberösterreich: Pilotprojekt „Pflegelehre“ nimmt Gestalt an

Die oö. Langzeitpflege will sich für das im Herbst 2023 startende Pilotprojekt „Pflegelehre“ bewerben. Dies kündigte oö. Sozial-Landesrat Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer am vergangenen Freitag bei einem gemeinsamen Besuch mit Bundesarbeitsminister Dr. Martin Kocher im Pflegeheim Sonnenhof (Linz) an.

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BM Dr. Martin Kocher und LR Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer zu Besuch im Pflegeheim Sonnenhof. Fotos: Land OÖ/Antonio Bayer

Die Bundesregierung hat im Rahmen der Pflegereform zwei Maßnahmen im Kampf gegen den aktuell hohen Personalmangel ins Leben gerufen:

  •  die Einführung einer Pflegelehre
  •  das Pflegestipendium für Menschen, die eine Pflegeausbildung absolvieren. Damit sollen bundesweit 1.000 zusätzliche Ausbildungsplätze im Pflegebereich geschaffen werden.

Mit der Pflegelehre schafft der Bund eine neuartige Form der Pflegeausbildung. Die Bundesländer haben die Möglichkeit, sich am Pilotprojekt Pflegelehre zu beteiligen.

„Derzeit kann man im Pflegebereich noch keine Lehrausbildung absolvieren, wodurch viel qualifikatorisches Potenzial bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen verloren geht. Mit der Pflegelehre zielen wir also darauf ab, noch mehr Ausbildungspotenzial sowie -plätze im Pflegesektor zu schaffen.“

Arbeits- & Wirtschaftsminister Dr. Martin Kocher

Der Lehrberuf wird vorerst pilotmäßig im Herbst 2023 als Ausbildungsversuch eingerichtet und sieben Jahre nach Inkrafttreten wissenschaftlich evaluiert.
„Wir sind ein Vorreiter-Land, wenn es um Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen. In der Langzeitpflege stehen wir für diesen Pilot bereit und werden uns darum bewerben“, so Sozial-Landesrat Hattmannsdorfer.

Lehrlingseinkommen für Pflege-Lehrlinge

Der Vorteil der Lehre ist unter anderem, dass die Auszubildenden im Gegensatz zur schulischen Ausbildung ab dem ersten Tag ein garantiertes Lehrlingseinkommen bekommen.
Lehrlinge im 4. Lehrjahr bekommen dazu ein Mindesteinkommen von € 1.500 pro Monat zur finanziellen Absicherung und Attraktivierung der Lehrausbildung.
Ausbildungsbetriebe, die die Pflegelehre anbieten – dazu zählen unter anderem Pflegeeinrichtungen und Pflegeheime – erhalten die betriebliche Lehrstellenförderung, wie das auch bei jeder anderen Lehrausbildung üblich ist.

„Zentrales Thema ist es, junge Menschen zu begeistern, dass sie in den Pflegeberuf einsteigen. Mit der Pflegelehre gelingt uns das niederschwellig und bereits in jungen Jahren. Wir werden uns auch im Bereich der Langzeitpflege für die Pflegelehre stark machen und auch als Pilotland bewerben.“

Sozial-Landesrat Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer

Studie zeigt für Oberösterreich: Pflege ist für ein Viertel der Jugendlichen ein attraktiver Job!

Das Sozialressort des Landes befürwortet die Einführung einer Pflegelehre. Eine Studie im Auftrag des Landes und der Soziales Netzwerk GmbH hat erst kürzlich gezeigt, dass man junge Menschen für den Pflegeberuf gewinnen kann: Für mehr als ein Viertel ist ein Pflegeberuf in der Altenarbeit zumindest sehr bzw. eher
attraktiv (27%). Rund ein Viertel der Jugendlichen hat grundsätzliches Interesse am Pflegeberuf (23% mit Noten 5-7 auf siebenteiliger Skala).

„In der Praxis beschäftigt uns die Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die neue Ausbildungsform muss mit klaren Richtlinien umgesetzt werden. Einerseits für die Lehrlinge, aber auch für die Ausbilderinnen und Ausbilder. Es braucht viel Sensibilität, aber die Pflegelehre ist eine gute Initiative und eine weitere Chance, um den Mangel an Pflegekräften zu lindern.“

Mag. Mario Auinger, Heimleiter Pflegeheim Sonnenhof

„Schweizer Modell“ mit einer 3-jährigen und einer 4-jährigen Lehre

Die Pflegelehre ist ein Projekt, dessen praktische Umsetzung nur in Kooperation zwischen Bund und Bundesländern möglich ist. Die Ausbildungsinhalte der Pflegelehre werden im Rahmen des neuen Lehrmoduls vom Arbeits- & Wirtschaftsministerium im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Gesundheit per Verordnung festgelegt. Die Pflegelehre soll neben den Berufsbildern der Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes auch die Sozialbetreuungsberufe der Länder umfassen.

Das Beispiel Schweiz zeigt vor, wie es gehen kann: Dort ist der Lehrberuf Fachfrau/Fachmann Gesundheit (FaGe)“ seit langem ein Erfolgsmodell: Etwa 4.500 junge Menschen werden dort jährlich ausgebildet. Es handelt sich um die drittbeliebteste Lehre in der Schweiz. Diese duale Berufsausbildung ist allerdings KEIN Pflegeberuf, sondern ein Assistenzberuf!

Der weitere Fahrplan des Bundes

  •  Die Pflegelehre wird wie bereits erwähnt ab Herbst 2023 gestartet. Die Vorbereitungen dafür laufen aber jetzt schon auf Hochtouren.
  •  Die Lerninhalte für die Lehrausbildung Pflegelehre wurden bereits in
    Expertenworkshops unter der Leitung des ibw (Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) erarbeitet und befinden sich aktuell in Abstimmung mit dem Sozialministerium und den Sozialpartnern.
  • Das Bundesministerium geht davon aus, dass die Pflegelehre als Ausbildungsverordnung noch vor Weihnachten in Begutachtung geschickt werden kann, damit sie mit Anfang Juli im Parlament beschlossen, in Kraft treten und mit Herbst 2023 starten kann.