Alle Pflegefachpersonen und Hebammen erhalten den Deutschen Pflegepreis 2022, der vom Deutschen Pflegerat (DPR) im Rahmen des diesjährigen Deutschen Pflegetags verliehen wurde. Dass die Pflegebranche zu diesem Akt des Eigenlobs greifen muss, wirft ein beschämendes Licht auf den Mangel an Wertschätzung, an gesellschaftlicher Anerkennung – sowie auf fehlende Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die berufliche Pflege.
Jede*r Einzelne von ihnen und damit von uns sei ein*e absolut würdige Preisträge*rin. Sie alle würden zu Recht mit dem Deutschen Pflegepreis für ihre Leistungen und ihren Einsatz geehrt, so DPR-Präsidentin Christine Vogler. Sie forderte:
„Beide Professionen benötigen zusätzliche Kolleginnen und Kollegen, eine bessere Vergütung, bedarfsgerechte Aufgabenzuschnitte, Karrieremöglichkeiten und Selbstbestimmung in ihrem Beruf.“ Pflegefachpersonen und Hebammen benötigten sowohl Respekt für ihre Leistungen als auch „Arbeitsbedingungen, die sie unterstützen anstatt sie zu behindern und aufzureiben“, betonte Vogler.
In Deutschland aber dürften sie mangels rechtlicher Grundlagen ihre Kompetenzen nicht vollumfänglich ausüben. Wenn sich dies nicht „zwingend“ ändere, gingen „diese wertvollen Kompetenzen in unserem deutschen Gesundheitssystem auf Dauer“ verloren.
Individuelle Urkunde für jede/n als persönliche Anerkennung
Im Zuge der Preisverleihung werden alle auf dem Deutschen Pflegetag 2022 anwesenden Pflegefachpersonen und Hebammen geehrt: Sie erhalten einen Button mit der Aufschrift „Deutscher Pflegepreis 2022“.
Über die Homepage des DPR kann die > Urkunde zur Preisverleihung (Abb.) heruntergeladen und mit dem eigenen Namen individualisiert werden.
DPR-Präsidentin Vogler forderte die Politik auf, endlich mutige Lösungen für die Pflege aufzuzeigen und den Weg für eine Selbstverwaltung (Pflegekammern) zu ebnen. Vier zentrale Forderungen an die Bundesregierung hatte sie zur Tagung mitgebracht:
- Pflege braucht mehr Befugnisse.
- Pflege braucht einen Weg zur Mündigkeit (Selbstverwaltung).
- Pflege braucht bessere Arbeitsbedingungen.
- Pflege braucht bundeseinheitliche Bildungsstrukturen.
Es gehe darum, Versorgungswege zu verkürzen sowie alle Gesundheits- und Pflegeberufe zu befähigen, unabhängig und selbstständig Pflege und Therapie auszuüben. Das bedeute: Ausgebildete Pflegefachpersonen übernehmen die pflegerische Versorgung souverän, selbstständig und eigenverantwortlich. Sie könnten z. B. impfen, Heil- und Hilfsmittel sowie definierte Medikamente bei Erkältungen oder Schmerzen verschreiben bzw. empfehlen und Aufklärungsgespräche führen. Das sei international längst Standard – hierzulande dürften diese Tätigkeiten jedoch nur Ärztinnen und Ärzte ausüben.
„Ein Allgemeines Heilberufegesetz würde die Pflegeberufe befähigen, eine qualitativ bessere Versorgung zu sichern. Die Attraktivität und Wertschätzung des Berufs ließen sich steigern, da Zusammenarbeit auf Augenhöhe entsteht.“
Christine Vogler
Pflegekammern für eine selbstständige und eigenverantwortliche Profession gefordert
Um aus dieser Unmündigkeit auszubrechen, sei nötig, dass die Länder die Selbstverwaltung, also Pflegekammern, zwingend anordneten. Vogler betonte:“Bis heute herrscht eine Haltung in der Politik vor, der Pflege die gleichberechtigte strukturelle Stimme zu verweigern.“ Vielmehr sei die Selbstverwaltung der Pflege in allen Bundesländern nötig – unabhängig von Personen- und Parteiüberzeugungen -, damit Pflegende ihre pflegefachliche Kompetenz souverän, selbstständig und eigenverantwortlich ausführen könnten.
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Fotos: Jan Pauls / Deutscher Pflegetag