Schweiz: Drohenden Pflegenotstand abwenden – aber wie?

Das Schweizer Gesundheitswesen sei am Anschlag – denn der Fachkräftemangel, insbesondere in der Pflege, sei bereits alarmierend. Das berichtet das Branchenblatt ´Medinside´. Kliniken seien ebenso gefordert wie Pflegeheime, sich einiges einfallen zu  lassen, um gute Mitarbeiter*innen zu finden und zu halten.

Hände-Kooperation

Zudem ist es für die Einrichtungen auch schwierig,  das bestehende Stamm-personal zu halten. In kaum einer anderen Berufsgruppe ist die Ausstiegsquote – und die Flucht in die individueller gestaltbare Leiharbeit – so hoch wie in der Pflege. Es sei hoch an der Zeit, dass die Gesellschaft  bereit ist, mehr Ressourcen in die Care-Arbeit zu investieren.

Die Schweiz wird dem Bericht zufolge in den kommenden Jahren zehntausende neue, gut ausgebildete Pflegende brauchen. Sie im Ausland anzuwerben ist keine nachhaltige Lösung. Stattdessen müssten Bund und Kantone viel Geld in die Ausbildung von Pflegefachleuten stecken. Um den Beruf attraktiver zu machen, müssen Spitäler und Pflegeheime zudem kreative Wege finden, die Belastung ihrer Mitarbeitenden zu senken. …

> Zum Bericht auf ´Medinside´

> Zum Kommentar auf ´Medinside´

 

„Pflegen bis zum Kollaps? Ohne uns!“

Bereits Ende November des vergangenen Jahres hatten Gewerkschaften und Berufsverband neuerlich Politik und Öffentlichkeit alarmiert und „Fünf Sofortmassnahmen statt heisser Luft“ gegen den drückenden Fachkräftemangel in der Pflege gefordert:

logo_pflegeinitiative_deutsch_final

„(…)

Pflegequalität nimmt ab und Unterversorgung droht

Die Situation im Gesundheitswesen wird derweil immer prekärer. Viele Abteilungen und Heime sind stark unterbesetzt und zahlreiche Pflegeinstitutionen mussten Betten sperren der sogar Abteilungen schliessen. Die Überlastung des Personals führt zu Fehlern in der Arbeit, die Pflegequalität sinkt und es droht mancherorts sogar eine Unterversorgung der Bevölkerung. Das berichten 150 Kaderleute von unterschiedlichsten Pflegeeinrichtungen in der Umfrage von Swiss Nurse Leaders. Paula Will, Assistent:in Gesundheit und Soziales in Ausbildung bestätigt: «Das lange Ignorieren der Probleme durch die Politik und die langjährigen Sparmassnahmen führen nun dazu, dass unsere Bewohner:innen leiden und in krassen Fällen sogar daran streben.»

Fünf Sofortmassnahmen – jetzt!

Nur mit Sofortmassnahmen kann der Pflege-Exodus noch gestoppt und eine gute Pflege sichergestellt werden. Die Pflegenden fordern gemeinsam mit ihren Gewerkschaften und ihrem Berufsverband:

  1. Löhne/Arbeitszeit: Deutliche Lohnerhöhung bei gleichem Pensum bzw. Arbeitszeitreduktion bei gleichem Lohn.
  2. Zulagen: Massive Erhöhung der bestehenden Zulagen und Zeitgutschriften sowie Einführung von Zulagen für kurzfristige Dienstplanänderungen.
  3. Ferien: Mindestens 5 Wochen bis 49, ab 50 6 Wochen, ab 60 7 Wochen.
  4. Tatsächliche Erfassung und Abgeltung der Arbeitszeit: z. B. inkl. Umkleidezeit, Wegzeit von einem Einsatz zum nächsten in der Spitex (ambulante Pflege,Anm.d.Red.)
  5. Kinderbetreuung: Zuschüsse für familienergänzende Kinderbetreuung.

(…)“

image_pdfimage_print