Welt-Tag der beruflich Pflegenden 12. Mai 2023: Viele anerkennende Worte, aber auch herbe Kritik
Eine Vielzahl an Wortmeldungen begleitete den diesjährigen Ehrentag der professionell Pflegenden im deutschsprachigen D-A-CH Raum. Hier eine kleine Auswahl – mit teilweise brisanten Aussagen:
UKB: Eine Kultur des Berufsstolzes beginnt immer im eigenen Pflegeteam
Bei einer Podiumsdiskussion am Uniklinikum Bonn wurde rasch klar: Erwünschte Änderungen beginnen nicht in der großen Politik, sondern im eigenen Pflegeteam. Hier müsse eine Kultur geschaffen und gelebt werden, die die eigenen Erfolge und Leistungen zelebriert und somit zum Berufsstolz beiträgt. Dazu UKB-Pflegedirektor Alexander Pröbstl: „Es liegt auch an jeder einzelnen Pflegefachkraft, sich bewusst zu werden, wie sinnvoll und unabdingbar die eigene Pflegetätigkeit ist und wie die Gesellschaft davon profitiert“.
Foto: UKB/M. Steinhauer
So wurden – durch die Pflegenden selbst hierfür nominiert – „Nursing Excellence Awards“ an drei Pflegekräfte des UKB verliehen. Im Bild (v.li.): Alison Twine, Birgit Eichbaum und Heide Pohl. Pflegedirektor Alexander Pröbstl und die Organisator*innen der Preisverleihung, Andreas Kocks und Michelle Kimmich freuten sich mit den drei ausgezeichneten Kolleginnen.
Pflege in Bewegung e.V.: „Wir spielen viel zu oft einfach mit“
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ÖGKV: Zeit – Geld – Qualität. Petition „Recht auf Pflege“ gestartet
Der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) startete die Pflegeinitiative „Recht auf Pflege“. Dies soll „allen Menschen in Österreich einen niederschwelligen Zugang zu professioneller Pflege sicherstellen, erklärt, ÖGKV Präsidentin Elisabeth Potzmann. „Recht auf Pflege bezieht sich aber auch auf die Kolleginnen und Kollegen. Sie müssen Bedingungen vorfinden, wo sie das Recht der professionellen Ausübung ihres Berufes wahrnehmen können.“ Dazu brauche es ZEIT – GELD – QUALITÄT.
Die Bezahlung von professionell Pflegenden müsse deutlich verbessert, der Personalmangel in der Pflege durch zeitgemäße Arbeitsbedingungen und Dienstplansicherheit behoben werden. Diese Forderungen unterstützt auch Birgit Meinhard-Schiebel (Bild), Präsidentin der „Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger (IG-Pflege), im Namen von knapp einer Million pflegender An- und Zugehöriger in Österreich, die auf Unterstützung durch professionell Pflegende angewiesen sind. Ebenso zählt auch der Bundesverbands Selbsthilfe Österreich zu den Unterstützern dieser Petition.
Prof. Dr. Margareta Halek: „Nicht nur Applaus in Krisenzeiten…“
„Pflegende sind der Motor einer funktionierenden Gesundheitsversorgung. Das bedeutet, dass wir dieser Berufsgruppe nicht nur in Krisensituationen applaudieren sollten, weil wir plötzlich erkennen, wie wichtig sie ist. Pflegende sind für alle Gesellschaftsschichten und für jede Bürgerin und jeden Bürger von Bedeutung. Sie kümmern sich um die Schwächsten der Gesellschaft und stehen denen bei, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Sie tragen zu einer gesunden, verantwortungsvollen und stabilen Gesellschaft bei.“ (…)
(Prof. Dr. Margareta Halek, Leitung Dept. Pflegewissenschaft, Uni Witten/Herdecke)
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Gewerkschaften: >Protestaktion vor Gesundheitsministerium in Wien
Anlässlich des Internationalen Tages der beruflich Pflegenden haben die österreichischen Gewerkschaften vida, GÖD, younion und GPA mit einer Aktion vor dem Gesundheit- und Sozialministerium in Wien auf die angespannte Situation in der Gesundheit und Pflege hingewiesen. Der Tenor: Es braucht rasch Verbesserungen!
Claudia Moll: „Neue Aufgabenverteilung zwischen den Berufsgruppen“
„(…) Wir brauchen eine moderne Aufgabenverteilung zwischen den Berufsgruppen, aber auch innerhalb der verschiedenen Qualifikationen der professionell Pflegenden. Sie müssen noch viel besser von Bürokratie und berufsfremden Aufgaben entlastet werden. (…) Darin liegt der Schlüssel, damit die Pflege auch künftig ihren wichtigen Beitrag zur Versorgung von Patient*innen und Menschen mit Pflegebedarf leisten kann.“
(Die Pflegebevollmächtigte der deutschen Bundesregierung, Claudia Moll)
Steiermark: Krankenhäuser als Frauen- und Familien-freundlich mehrfach ausgezeichnet
In der steirischen Krankenhausgesellschaft (KAGes) sind rund 11.000 Pflegepersonen im Einsatz. Pflegedirektorin Eveline Brandstätter (Bildmitte): „Mit ihrem Facettenreichtum und tiefgehender Spezialisierung bis hin zur wissenschaftlichen Lehre und Forschung nimmt die Krankenpflege in den steirischen Spitälern eine Spitzenposition ein. Die KAGes – als mehrfach prämiertes frauen- und familienfreundliches Unternehmen – investiert laufend in die Attraktivierung des Berufsfeldes. Zielgerichtet werden auf die geänderten Bedürfnisse dieser Berufsgruppe verbesserte Rahmenbedingungen geschaffen.“
Eveline Brandstätter, MSc, Direktorin für Pflege in der Zentraldirektion der KAGes nutzt diesen besonderen Tag für die Pflege, um im Namen der Vorstände einfach „Danke“ zu sagen und lässt jene zu Wort kommen, die tagtäglich großartige Arbeit leisten.
Foto: KAGes/© Erwin Scheriau
VDAB: „Wir brauchen den New Deal – eine Strukturreform für die Pflege“
Auch die Pflegeunternehmen haben große Wünsche zum Tag der Pflegenden. Trotz der „auffallend dynamischen Lohnentwicklung“ seien zentrale strukturelle Probleme erhalten geblieben bzw. hätten sich diese während und nach der Pandemie sogar noch verstärkt. Rund fünf Millionen Pflegebedürftige werden bundesweit durch derzeit 16.115 Pflegeheime und 15.376 ambulante Pflegedienste versorgt, so der Unternehmerverband VDAB in einer Aussendung.
Dazu Geschäftsführer Thomas Knieling: „Es ist höchste Zeit, eine strukturelle Reform der Pflegeversicherung voran zu bringen, die sowohl die flächendeckende Versorgungssicherheit als auch eine generationengerechte Finanzierung gewährleistet. Wir brauchen den New Deal, eine Strukturreform für die Pflege. Wichtige Punkte sollten dabei die Flexibilisierung des Leistungsrechts und mehr Gestaltungsfreiheit für Unternehmen sein. Die Unternehmerinnen und Unternehmer in der professionellen Pflege verdienen die gleiche Wertschätzung wie die Pflegenden selbst. Auch diese Botschaft sollte vom Tag der Pflegenden ausgehen.“
Deutscher Pflegerat: So steht es wirklich um die Profession Pflege
Anlässlich der Ausschussanhörung im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages zum Gesetzentwurf zur Unterstützung und Entlastung in der Pflege (Pflegeunterstützungs- und –entlastungsgesetz – PUEG) nimmt Christine Vogler (Bild), Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR) Stellung:
„Der Deutsche Pflegerat ist erschüttert darüber, dass die notwendigen und längst ausstehenden Reformen politisch weiterhin nicht angepackt werden. Es droht der Zusammenbruch der Versorgungsstrukturen in Deutschland, da die Akteur*innen im erheblichen Maße nicht mehr ihren Auftrag sicherstellen können. Gleichzeitig macht die Politik trotz Pflegekrise einfach weiter wie bisher“.
„Weder die Pflegebedürftigen und deren Pflegepersonen und erst recht nicht die beruflich Pflegenden und ihre Arbeitgeber*innen profitieren nachhaltig von dem vorliegenden Gesetzesentwurf“.
„Der Deutsche Pflegerat fordert die Politik auf, das finanzielle Pokern um die Pflegereform aufzugeben, um endlich tragfähige und zukunftsfähige Rahmenbedingungen zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung zu schaffen. Anderenfalls rast die pflegerische Versorgung in einem hochentwickelten Land wie Deutschland auf eine humanitäre Katastrophe zu“.
„Eine schnelle und spürbare qualitative Verbesserung der pflegerischen Versorgung und deren Sicherung ist möglich, wenn jetzt endlich die Handlungsautonomien der beruflich Pflegenden gestärkt und die Bedingungen für Pflegepersonen verbessert werden.“
>zur Stellungnahme des DPR vom 10.05.2023