Deutschlands Anwerbung ausländischer Pflegefach-kräfte: Ein langjähriges Desaster mit x-ter Verlängerung
Jetzt sind also Arbeitsminister Heil und Aussenministerin Baerbock auf Anwerbereise in Brasilien. Das bringe nahezu nichts, rechnen Patientenschützer vor. Der Fachkräftemangel müsse im eigenen Land gelöst werden.
„Seit Jahrzehnten fliegen Bundesminister um die Welt und wecken überall große Erwartungen, die in der Realität platzen“, kritisiert Eugen Brysch (Bild), Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz in Dortmund. Obwohl der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte hierzulande leergefegt ist, zählte die Bundesagentur für Arbeit im Vorjahr rund 44.000 Arbeitssuchende. Brysch nüchtern: „Im gleichen Zeitraum konnten 656 Pflegekräfte außerhalb der EU gewonnen werden. Davon kamen 34 professionell Pflegende aus Brasilien.“
Ernüchternde Fakten versus politischem Aktionismus
Diese Fakten sind sehr ernüchternd, obwohl sich Deutschland seit 2018 intensiv um die Ausbildung und Anwerbung aus diesem südamerikanischen Land bemüht. Die Delegation des Regierungsfliegers ist damit um ein Vielfaches größer. Jetzt wollen der Bundesarbeitsminister und die Außenministerin die Anwerbung brasilianischer Pflegeexperten weiter ankurbeln. Denn es tut sich in den nächsten 12 Jahren viel bei den knapp 1,7 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland. Es ist davon auszugehen, dass 500.000 Fachkräfte in Krankenhäusern, stationären und ambulanten Diensten in Rente gehen.
Dazu Eugen Brysch: „Doch nichts wird getan, um das Dilemma in Deutschland zu lösen.“ Die Planbarkeit der Beschäftigung sei weiterhin mangelhaft. Überstunden, spontane Freizeit- und Urlaubsunterbrechungen seien weiterhin Alltag. „Sowohl Hubertus Heil als auch Annalena Baerbock verkennen die Herausforderung vieler ausländischer Pflegekräfte bei der Integration in den Arbeitsmarkt“, so der Patientenschützer in einer Aussendung. Doch an dem notwendig hohem Sprachniveau dürfe aus Sicht der Kranken und Pflegebedürftigen nicht gerüttelt werden. Oft leiden angeworbene Mitarbeiter an drastisch eingeschränkten Kompetenzen des Berufsstandes im Vergleich zu ihrem Heimatland. Brysch: „Auch hier ändert sich in Deutschland nichts.“