Gekommen, um zu bleiben? Weil nur jede/r sechste junge Intensivmediziner*in und ein Drittel der Pflegefachpersonen in einer Umfrage angaben, sich nach der Einarbeitung ausreichend genug auf ihre Arbeit vorbereitet zu fühlen, hat die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) das Positionspapier zur multiprofessionellen Einarbeitung in der Intensivmedizin und -pflege erarbeitet und nun veröffentlicht.
„Wir haben zehn Empfehlungen formuliert, die zu einer umfangreichen, strukturierten Einarbeitung beitragen können“, erklärt Assistenzarzt Dr. David Josuttis (BG-Klinikum UKH Berlin). Ergänzend zum Positionspapier entwickelten die Mitwirkenden der Jungen DIVI einen umfangreichen Anhang mit Berufsgruppen-spezifischen Kompetenzchecklisten für Pflegefachpersonen, Ärzte und Therapeutische Gesundheitsfachberufe.
„Sicherlich kann unser Positionspapier als Vision gelten“, sagt deshalb der Anästhesiologe und Sprecher der Jungen DIVI, Dr. Matthias Deininger (Uniklinik Aachen). „Vermutlich lassen sich nicht alle in unserem Papier genannten Empfehlungen ad hoc in der Praxis umsetzen. Einige Empfehlungen bedürfen beispielsweise einer ausreichenden Finanzierung, andere einer entsprechenden Personalausstattung. Hier ist nicht zuletzt die Politik gefragt. Durch unser Positionspapier wollten wir eine Diskussion anstoßen, um das Thema mehr in den Fokus zu rücken!“ Denn dies sei angesichts des ggravierenden Personalmangels dringend geboten, mahnt Deininger.
So zeigte die Umfrage auch, dass die mediane Einarbeitungszeit bei Pflegefachpersonen 30 Tage betrug, bei Ärzten sogar nur eine einzige Woche. „Zur Erinnerung: Die DIVI-Strukturempfehlungen aus 2022 sehen drei Monate vor“, so Matthias Deininger. Und David Josuttis ergänzt: „Mit jedem, mit dem wir als Junge DIVI ins Gespräch kommen, landen wir irgendwann bei dem Thema Einarbeitung. Es ist beeindruckend und erschreckend zugleich, mit welcher Vehemenz wir das Thema zugeschoben bekommen haben! Nach dem Motto: Macht doch endlich mal was!“
Macht doch endlich mal was: Es gilt, alle neuen Teammitglieder abzuholen!
So fordert die Junge DIVI: Alle Fachkräfte, die auf die Intensivstation kommen, müssen abgeholt werden! Denn eine unzureichende Einarbeitung habe weitreichende Folgen: „Die Versorgung der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten mit immer komplexeren Erkrankungen könnte zukünftig gefährdet sein, weil sich die viel zu früh allein gelassenen Fachkräfte schnell überfordert fühlen“, weiß Josuttis. Das dringend benötigte Fachpersonal verließe deshalb schnell das Fachgebiet und der Personalmangel werde größer.
Es sei ein guter Zeitpunkt und eine Chance für jede Klinik, sich als attraktiver Arbeitgeber zu platzieren, die Einarbeitung anhand der DIVI-Empfehlungen jetzt neu zu strukturieren und kontinuierlich, selbstkritisch zu reevaluieren: mit dem Ziel, ein optimales Onboarding neuer Fachkräfte sicherzustellen und dadurch langfristig die hochqualitative Personalausstattung und Patientenversorgung der eigenen Intensivstationen sicherzustellen.