Vor kurzen hat mich Pflegeassistentin Gerti Faraj angeschrieben, ob ich denn nicht zu einem Vortrag an den FH Campus Wien kommen wolle? Der dortige Aufschulungslehrgang zur Pflegefachassistenz mit 38 Teilnehmenden hatte einige Filme von Prof. Erwin Böhm gesehen und wollte mich persönlich kennenlernen.
Der Brief freute mich sehr und erhöhte meine Ich-Wichtigkeit. Aber aufgrund meiner Mehrfacherkrankungen und des Rollators sagte ich schweren Herzens ab. Doch Frau Gerti Faraj blieb hartnäckig und schrieb mich abermals an, dass sie ja auch zu mir kommen könnten.
Ich meinte, ich müsste die Heimleitung fragen und es wäre gegen meine Überzeugung denn ich sah als junger Mann den auch international renommierten Psychiater und Suizidforscher Prof. Erwin Ringel (1921-1994), den die Leute mit einem Rollstuhl auf die Bühne schleppten, und sagte mir damals als junger Mann, „das darf mir nie passieren“…
Aber das Leben läuft anders, als man denkt: Plötzlich stand Frau Gerti Faraj im Vorraum meines Pflegeheims und meinte, jetzt machen wir Nägel mit Köpfen. Sie würde mich abholen und wieder zurück bringen. Und ich solle meinen eigenen Satz, der da lautet, „solange man lebt, sei man lebendig“ nicht vergessen.
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Nun, dieser Hinweis traf ins Schwarze! Pflegeassistentin Gerti Faraj war zu beglückwünschen. Sie hat das Böhm-Modell verstanden und eine klassische „Reaktivierung „meiner Person durchgeführt. Es ist ihr gelungen, mein beginnendes Losigkeitssyndrom zu beenden.
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Alle Fotos: zVg
Dann kam der große Tag – ich wurde am 11. November 2024 abgeholt und in den Campus Favoriten gebracht. Die PFA-Auszubildenden erwarteten mich bereits im Hörsaal und waren gespannt auf meine Worte. Ein reger Austausch entstand über diverse Pflegethemen, meine Person und meinen Werdegang. Mein einstündiger Aufenthalt verging aufgrund des großen Interesses der Teilnehmer*innen wie im Flug. Und einige abschließende Fotos durften natürlich auch nicht fehlen.
Hut ab, danke Frau Gerti Faraj!
Prof. Erwin Böhm
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Über den Gastautor:
Prof. Erwin Böhm (84) ist gerontopsychiatrischer Fachkrankenpfleger (DPGKP), Lehrpfleger, über 5 Jahrzehnte hinweg international geschätzter Vortragender sowie Autor zahlreicher Bücher wie z.B. „Verwirrt nicht die Verwirrten“ oder „Total NORMAL“ oder „Sexualität in der Demenz“ oder „Zukunft Demenz“ sowie nicht zuletz das Hauptwerk, das zweibändige Standardwerk „Psychobiographisches Pflegemodell nach Böhm“.
Der junge Pfleger Erwin Böhm kämpfte als „Anwalt der Alten“ schon vor 60 Jahren unerschrocken gegen den herkömmlichen Mief der bewahrenden, deaktivierenden „Warm-satt-sauber-Pflege“ – und setzte dieser seine innovativen Ansätze wie die „Übergangspflege“ (Re-Patriierung von stat. psychiatrischen Patienten) sowie die „Re-Aktivierende Pflege“ entgegen.
Erwin Böhm wurde vielfach ausgezeichnet. Er erhielt im Jahr 2000 als Erster den „LAZARUS Ehrenpreis für sein Lebenswerk für die Pflege“ und wurde im gleichen Jahr vom Bundespräsidenten mit dem Berufstitel „Professor“ gewürdigt. Näheres zu Person und Werk finden Sie in der LAZARUS „Ehrenhalle der Pflege“ >hier.
Das aktuelle Bildungsangebot der ENPP Böhm Bildungs- und ForschungsGmbH (Bochum, NRW) finden Sie >hier.