Paradox? Auslastung des Betreuten Wohnens in Deutschland sinkt trotz hoher Nachfrage stetig

Betreutes Seniorenwohnen wird weiterhin stark nachgefragt – dennoch sinkt die Auslastung der Einrichtungen seit 2017 deutlich. Das zeigt eine neue Trendstudie der Beratungsgesellschaft SozialGestaltung.

Lag die Auslastung vor sechs Jahren noch  bei 96 Prozent, sank sie bis 2023 auf durchschnittlich 86 Prozent. Gleichzeitig müssen Interessierte mit Wartezeiten von bis zu einem Jahr rechnen.

Abb.: SozialGestaltung

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Angesichts der demografischen Entwicklung ist Betreutes Wohnen ein unverzichtbarer Baustein, um die Versorgung der alternden Bevölkerung sicherzustellen. Ist die sinkende Auslastung der betreuten Wohnangebote trotz hoher Nachfrage also ein unerklärliches Paradoxon?

Keineswegs – vielmehr zielt das bestehende Angebot teilweise an den Bedürfnissen der alten Menschen vorbei: So ortet die Studie mehrere Gründe für den Rückgang der Auslastung: Zum einen gebe es Anzeichen für Überkapazitäten an einigen (meist städtischen) Standorten, zum anderen seien Wohnangebote oftmals nicht bedarfsgerecht gestaltet. Hinzu komme ein erheblicher Sanierungsbedarf – denn mehr als die Hälfte der Wohnanlagen sei älter als 20 Jahre, viele davon nicht modernisiert. Und während in Städten teilweise ein Überangebot aufgebaut wurde, hinkt das Angebot im ländlichen Raum noch deutlich dem tatsächlichen Bedarf hinterher.

Handlungsempfehlungen für Anbieter

Um den Herausforderungen zu begegnen, nennt die Studie vier zentrale Ansatzpunkte:

  1. Modernisierung der Bestandsimmobilien: Energetische Sanierungen und Verbesserungen der Wohnqualität sind dringend nötig, um Bewohnende langfristig zu halten.
  2. Optimierte Standortwahl: Faktoren wie Lage, Erreichbarkeit und die Anzahl der Wohneinheiten spielen eine entscheidende Rolle.
  3. Anpassung an Pflegebedarfe: Mit steigendem Anteil von Bewohnerinnen und Bewohnern mit Demenz reagieren Anbieter mit erweiterten Dienstleistungen und Kooperationen.
  4. Digitalisierung stärken: Trotz ihres Potenzials planen nur noch 36 Prozent der Betreiber Investitionen in technologische Lösungen – ein deutlicher Rückgang gegenüber 56 Prozent im Jahr 2022.

Die Studie basiert auf einer Befragung von über 500 Branchenvertretern und soll Anbietern helfen, ihre Angebote besser auf die Bedürfnisse der kümftigen Bewohner:innen abzustimmen.

>zur Studie

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