Digitalisierung: Deutschland startet elektronische Patientenakte ePA – mehr als nur Schönheitsfehler?

Am 15. Januar 2025 ist die elektronische Patientenakte (ePA) in drei Modellregionen gestartet. In Kürze soll sie flächendeckend als ePA für alle verfügbar sein. Der Pflegeberufsverband DBfK sieht in der ePA einen zentralen Baustein für eine Sektoren-übergreifende und hochwertige Versorgung. Patientenschützern dagegen reicht die ePA bei weitem nicht.

„Die ePA birgt großes Potenzial für die professionelle Pflege, insbesondere bei der sicheren und effizienten Überleitung zwischen Versorgungssektoren, wie beispielsweise vom Krankenhaus ins Pflegeheim“, erklärt DBfK-Präsidentin Vera Lux (Bild).

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Foto: Susanne Schmidt-Domine

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Allerdings stünden derzeit noch Herausforderungen im Raum: So müssen die Einrichtungen und ambulanten Dienste der Langzeitpflege bis Sommer dieses Jahres an die Telematikinfrastruktur angebunden werden. Es gebe auch teilweise Bedenken bezüglich des Nutzens und der Finanzierung, da pflegebezogene Anwendungen in der ePA bislang nur unzureichend integriert seien. „Hier ist es entscheidend, bestehende Hürden abzubauen und die Profession Pflege in die Weiterentwicklung aktiv einzubeziehen. Aber dafür muss die ePA nun auch endlich starten“, so Lux.

Es gelte jetzt, die bekannten Sicherheitslücken zu schließen. „Statt uns jetzt auf emotionale Diskussionen über mögliche Bedenken zu konzentrieren, sollten wir den Patient:innen den Mehrwert der ePA für ihre persönliche Versorgung deutlich machen. So können sie fundiert entscheiden, ob die Vorteile der ePA für sie überwiegen oder ob sie von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch machen möchten“, erklärt Lux.

„Standardisierte Pflege-Fachsprache erforderlich“

Für die optimale Nutzung der ePA plädiert der DBfK für die Einführung einer einheitlichen Pflegefachsprache. „Eine standardisierte Fachsprache bildet die Grundlage für präzise und interdisziplinäre Kommunikation. Gleichzeitig stärkt sie die Professionalisierung und die wissenschaftliche Weiterentwicklung der Pflege“, so die DBfK-Präsidentin.

Stiftung Patientenschutz: Gefahr des Scheiterns ist hoch

Foto: zVg

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„Diese elektronische Patientenakte ist nicht der Start in ein neues Zeitalter der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Allein fotokopierte Befunde und Daten machen es den Ärztinnen und Ärzten nicht leichter, einen schnellen Überblick zu bekommen. Filterung, Verknüpfung und Analyse der Datenmengen lässt die E-Akte nicht zu“, bemängelt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch.

Dass Menschen ohne Zugang zum Internet außen vor bleiben, sei zudem „ein schwerer Webfehler“, kritisiert Brysch. Ebenso bestehe ihm zufolge die Gefahr, dass das digitale System in geschützte Grundrechte eingreift. Brysch: „Ein Scheitern vor dem Bundesverfassungsgericht würde der neuen digitalen Ära ein schnelles Ende setzen.“

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