Eine aktuelle Online-Umfrage zur digitalen Kompetenz in der Pflege zeigt hohe Motivation und positive Haltung gegenüber digitalen Technologien bei den professionell Pflegenden. Handlungsbedarf besteht im Bereich einer zielgerichteteren Fortbildung und Umgang mit Datenschutz. Teilweise setzen Pflegende auch Fragezeichen hinter dem derzeitigen Nutzen der Digitalisierung für Patient*innen.
Digitale Technologie spielt eine immer wichtigere Rolle, wenn es darum geht, Pflegebedürftige effizient und professionell zu versorgen. So soll die Mitte Januar eingeführte elektronische Patientenakte, ePA, nach einer Testphase deutschlandweit in allen Praxen und Kliniken verwendet werden. Das Telematikinfrastrukturgesetz sieht vor, dass die Pflege ab 1. Juli 2025 ebenfalls damit arbeitet.
Vor diesem Hintergrund haben der internationale Wissenschaftsverlag Springer Nature und die Berliner Akkon Hochschule für Humanwissenschaften eine Online-Umfrage zur Selbsteinschätzung zu Kompetenz und Nutzung digitaler Technologien in der Pflege durchgeführt.
„Die Pflege-Branche in Deutschland sieht sich in Zeiten großer digitaler Veränderung gut mit digitalen Kompetenzen gewappnet und ist hoch motiviert, dazuzulernen,“ erläutert Prof. Dr. Denny Paulicke, der die Umfrage vonseiten Akkon geleitet hat. „Allerdings besteht offensichtlich Handlungsbedarf dabei, die entsprechenden Fortbildungsangebote tatsächlich zugänglich zu machen, und es scheint nicht klar, ob der digitale Fortschritt der Pflege auch den Patienten zugutekommt.“
Die Umfrage fand im Oktober und November statt. Teilgenommen haben professionell Pflegende aus Wissenschaft, Management und der direkten pflegerischen Versorgung. Repräsentative Teilnahmen sind aus allen Bundesländern und Pflegebereichen zu verzeichnen. Die soziodemografischen Daten bildeten alle Altersgruppen und unterschiedliche Berufserfahrung ab. Auszubildende und Studierende nahmen ebenfalls teil. Erste Ergebnisse wurden in Berlin auf dem Kongress Pflege am 24. Januar 2025 vorgestellt:
- 95 Prozent der Befragten geben an, ihre Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien durch weitere Schulungen zu verbessern. Dies zeigt ein starkes Engagement und Interesse an kontinuierlicher Weiterbildung, was die digitale Transformation im Pflegebereich unterstützt.
- 92 Prozent der Befragten stimmen zu, dass digitale Technologien für ihre berufliche Zukunft relevant sind. Diese positive Einstellung ist ein gutes Zeichen dafür, dass Pflegekräfte offen für Innovationen sind und bereit sind, neue Technologien in ihre Arbeit zu integrieren.
- Eine große Mehrheit der Befragten Pflegepersonen glaubt, dass digitale Technologien die klinische Versorgung verbessern können. Dies zeigt, dass digitale Lösungen als wertvolle Werkzeuge zur Steigerung der Qualität und Effizienz in der Pflege angesehen werden.
Diese positiven Nachrichten zeigen, dass die Pflegebranche in Deutschland gut auf die digitale Zukunft vorbereitet ist und dass es eine starke Bereitschaft gibt, digitale Technologien zu nutzen und weiter zu entwickeln.
Trotz der positiven Einstellung und hohen Fortbildungsbereitschaft bestehen noch einige Herausforderungen, um die fortgeführte digitale Transformation im Gesundheitswesen sicherzustellen:
- Nur 63 % der Befragten fühlen sich sicher im Umgang mit Vertraulichkeitsfragen im Zusammenhang mit digitalen Technologien. Dies deutet darauf hin, dass es Unsicherheiten und möglicherweise Schulungsbedarf im Bereich Datenschutz gibt.
- Rund jede/r zweite Befragte geht davon aus, dass Patienten über digitale Technologien nicht informiert genug sind, um ihre Daten selbst zu verwalten. Dies zeigt erheblichen Handlungsbedarf, im Sinne eines mündigen Patienten und der Nutzung von digitalen Gesundheitsanwendungen.
- 57 Prozent der Befragten stimmen zu, dass digitale Technologien den Gesundheitszustand der Patienten verbessern, aber es gibt immer noch 43 Prozent, die sich unsicher sind oder nicht zustimmen. Dies zeigt, dass mehr Aufklärung und konkrete Beispiele (Best Practices) notwendig sind, um die Vorteile digitaler Technologien für die Patientenversorgung deutlicher zu machen.
Die Befragung zeigt, dass im deutschen Gesundheitssystem souverän arbeitende Pflegende tätig sind. Es besteht aber auch ein deutlicher Bedarf an individuellerer Fortbildung angepasst an die eigene Tätigkeit. Genauso wichtig: Stärker Schulungen für Patienten und Patientinnen anbieten, für ein besseres Verständnis und Management eigener Gesundheitsdaten – auch für die Angehörigen.