DBfK: Mehr Geld für ein marodes Gesundheitssystem? Besser wären gründliche Strukturreformen

Ein jetzt vom Bund beschlossenes 500 Milliarden Euro-Paket soll die Instandsetzung der maroden Infrastruktur (Schulen, Straßennetz, Bahn, …) ermöglichen – auch das Gesundheitssystem erhofft sich ein Stück vom Kuchen. Doch: Mehr Geld in ein marodes System zu stecken ist keine Lösung, meint der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und fordert stattdessen tiefgreifende Strukturreformen.

„Die aktuellen Bestrebungen, das Gesundheitssystem durch zusätzliche Mittel aus dem gerade beschlossenen Sondervermögen zu retten, kaschieren gravierende strukturelle Defizite“, kritisiert DBfK-Präsidentin Vera Lux (Bild).

Foto: Susanne Schmidt-Dominé

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Den OECD-Daten zufolge liegt Deutschlands Gesundheitswesen zwar unter den Spitzenreitern bei den Ausgaben, aber nur im Mittelfeld bei den Ergebnissen. Das macht deutlich, dass höhere Gesundheitsausgaben nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen führen und dass schon jetzt (zu) viel Geld im deutschen System steckt.

Mehr Geld reduziert jedoch den Druck, die dringend notwendigen Reformen anzugehen. „Anstatt immer mehr Geld in ein marodes System zu geben, muss das deutsche Gesundheitssystem jetzt grundlegend modernisiert werden: Das Aufbrechen von überkommenen Hierarchien, eine neue Aufgabenverteilung, mehr Kompetenzen für die professionelle Pflege sowie ein verstärkter Fokus auf Prävention und Gesundheitsförderung sind unabdingbar, um die Gesundheitsversorgung effektiv, demografiefest und kostengünstiger zu gestalten“, so Lux.

Dazu sei auch ein Bürokratieabbau in der Langzeitpflege dringend notwendig, damit professionell Pflegende mehr Zeit für die direkte Versorgung und Prävention haben. Der DBfK fordert daher neue Vergütungsmodelle, die den Pflegefachpersonen mehr Entscheidungsspielraum geben und gezielte präventive Maßnahmen ermöglichen. Außerdem brauchen pflegende An- und Zugehörige professionelle Unterstützung, damit sie die Pflegesituation gut bewältigen können.

Community Health Nurses – Schlüsselrolle im „Gesundheitssystem-neu“

„Um chronisch Kranke besser zu begleiten und die Gesundheitsversorgung in Stadt und Land nachhaltig zu sichern, müssen lokale Netzwerke aus professioneller Pflege, Medizin und Sozialarbeit gezielt gefördert werden“, betont Lux. Besonders Community Health Nurses (CHN) spielen dabei laut DBfK eine Schlüsselrolle: Sie sichern die Versorgung vor Ort, verbessern die sektorenübergreifende Zusammenarbeit und bieten wohnortnahe Unterstützung für Menschen aller Altersgruppen – auch mit komplexem Versorgungsbedarf.

„Anstatt in ein überholtes System weiter zu investieren, appellieren wir an die zukünftige Bundesregierung: Es ist höchste Zeit, den Mut für echte Reformen aufzubringen und die Zukunft des Gesundheitswesens neu zu gestalten“, so die Forderung von DBfK-Präsidentin Lux.

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