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In der modernen Pflegeausbildung wird zunehmend erkannt, dass eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis sowie eine intensive, individualisierte Betreuung der Auszubildenden entscheidend für eine qualitativ hochwertige Ausbildung sind. Vor diesem Hintergrund stellt die Einführung der zentralen Praxispädagogik einen bedeutenden Schritt dar, berichtet Gastautorin DGKP Heidrun Nycz.
Im Januar 2024 wurde dieser innovative Ansatz im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien (BHS Wien) erfolgreich implementiert.
Die Rolle der zentralen Praxispädagoginnen: Mehr als nur Anleitung
Seit Jahresbeginn 2024 sind DGKP Dorothea Christen, BSc, und DGKP Astrid Gaderbauer, BSc, als erste zentrale Praxispädagoginnen im BHS Wien tätig. Ihre Rolle geht weit über die klassische Praxisanleitung hinaus. Als zentrale Bezugspersonen für die Auszubildenden begleiten sie diese kontinuierlich während des gesamten Praktikums. Diese neue Position ergänzt und erweitert das bestehende System aus allgemeiner Praxisanleitung und dem Buddysystem, indem sie eine dritte, essenzielle Säule in der Praktikumsbegleitung bildet.
Ein wesentlicher Vorteil dieser zentralen Praxispädagogik ist die Spezialisierung und Fokussierung auf die individuellen Lernbedürfnisse der Auszubildenden. Während klassische Praxisanleiterinnen und -anleiter häufig ihre pädagogische Aufgabe neben ihrer regulären pflegerischen Tätigkeit ausüben, sind zentrale Praxispädagoginnen ausschließlich für die Ausbildung zuständig. Dies ermöglicht eine tiefere, intensivere Betreuung, die sich gezielt an den Stärken und Schwächen der einzelnen Auszubildenden orientiert.
Struktur und Funktion: Eine neue Qualität der Praxisanleitung
Dorothea Christen und Astrid Gaderbauer übernehmen jeweils drei bis fünf Auszubildende und tragen gemeinsam die Verantwortung für die Pflege und Behandlung von vier bis sechs Patient*innen. Diese Struktur erlaubt es den Praxispädagoginnen, individuell auf die Bedürfnisse und Lernfortschritte der Auszubildenden einzugehen. Der gesamte Pflege- und Behandlungsprozess wird so gestaltet, dass die Auszubildenden aktiv in die Patientenversorgung eingebunden sind und praxisnah lernen können.
Diese kontinuierliche und engmaschige Betreuung stellt eine wesentliche Verbesserung gegenüber herkömmlichen Modellen dar, in denen Auszubildende oft von wechselnden Anleiter*innen betreut und letztendlich auch beurteilt werden. Die fixen Bezugspersonen fördern ein tieferes Verständnis der pflegerischen Prozesse und erleichtern den Transfer von theoretischem Wissen in die praktische Anwendung. Durch kurze Feedbacksequenzen nach einzelnen Pflegetätigkeiten bekommen Praktikant*innen ihre Fertigkeit zeitnah veranschaulicht. Die enge und regelmäßige Zusammenarbeit sorgt zusätzlich dafür, dass das End- beziehungsweise Beurteilungsgespräch eine hohe Qualität und einen Mehrwert für die Auszubildenden darstellt.
Entlastung der Stationsteams und Verbesserung der Ausbildungsqualität
Ein weiterer innovativer Aspekt der zentralen Praxispädagogik ist die signifikante Entlastung des Pflegepersonals auf den Stationen. Da die Praxispädagoginnen die Hauptverantwortung für die Ausbildung übernehmen, kann sich das übrige Stationsteam stärker auf die direkte Patientenversorgung konzentrieren. Dies führt nicht nur zu einem verbesserten Betreuungsschlüssel, sondern auch zu einer insgesamt höheren Qualität der Patient*innenversorgung.
Die Entlastung durch die zentralen Praxispädagoginnen wirkt sich positiv auf die Ausbildungsqualität aus. Die Auszubildenden profitieren von einer intensiveren, spezialisierteren Anleitung, die nicht durch andere pflegerische Aufgaben beeinträchtigt wird. Dies trägt zur beruflichen Zufriedenheit der Auszubildenden bei und erhöht deren Kompetenzentwicklung, was langfristig die Qualität der Pflege im gesamten Gesundheitswesen verbessert.
Schlussfolgerung: Zentrale Praxispädagogik als Zukunftsmodell
Die zentrale Praxispädagogik stellt einen paradigmatischen Wandel in der Pflegeausbildung dar. Durch die Kombination aus spezialisierter, intensiver Betreuung, Entlastung des Pflegepersonals und einer verbesserten Verzahnung von Theorie und Praxis wird nicht nur die Ausbildungsqualität erheblich gesteigert, sondern auch eine nachhaltige Verbesserung der Patientenversorgung erreicht.
DGKP Dorothea Christen und DGKP Astrid Gaderbauer setzen mit ihrer Arbeit neue Maßstäbe in der Pflegeausbildung und zeigen, dass die zentrale Praxispädagogik das Potenzial hat, die Pflegeausbildung grundlegend zu revolutionieren. Dieses Modell bietet eine Antwort auf die wachsenden Anforderungen im Gesundheitswesen und stellt sicher, dass die nächste Generation von Pflegefachkräften bestens auf ihre anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet ist. Die Praxisbegleitung 2.0 ist somit mehr als nur eine Weiterentwicklung – sie ist die Zukunft der Pflegeausbildung.
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Über die Gast-Autorin:
DGKP Heidrun Nycz, BScN, MSc, ist Leiterin der Pflegeexpert*innen und Pflegequalitätsberaterin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien