Prof. Rudas war ein Psychiatrie-Facharzt und -Forscher, der die herkömmlichen stationären Psychatrien am liebsten abgeschafft hätte (wie zeitgleich Prof. Klaus Dörner in Deutschland, siehe oben). Das bisherige Konzept des Wegsperrens irgendwo am Stadtrand stammte aus dem 18. Jahrhundert, wovon u.v.a. der „Narrenturm“ in Wien bis heute ein bauliches Schreckenszeugnis ablegt).
Rudas wurde 1977 vom Gesundheitsstadtrat Univ.Prof. Dr. Alois Stacher zum Psychiatriebeauftragten der Stadt Wien ernannt. Ende der 1970-erjahre gestaltete er – tatkräftig unterstützt vom psychatrischen Oberpfleger Erwin Böhm und dessen Pflege-Team – die Wiener Psychiatrie-Reform, die Beispiel gebend für ganz Europa wurde.
Den hierzu neu begründeten „Psychosozialen Dienst (PSD)“ leitete Prof. Rudas bis zu seiner Pensionierung Ende 2009. Dieser mobile Dienst repatriierte hunderte sog. LangzeitpatientInnen, also Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen, erfolgreich in normale Wohnungen und betreute sie dort ambulant und dauerhaft. Menschen, denen nach damaliger Behandlungsmaxime ein Leben als „Anstaltsinsassen“ sicher gewesen wäre.
Auch wenn Rudas immer wieder ins Visier von Kritikern geriet, war ihm doch stets der Abbau von Vorurteilen, Diskriminierung und Stigmata von an psychischen Leiden Erkrankten ein zutiefst persönliches Anliegen. Sein großes Talent, Zusammenhänge für jederman verständlich zu erklären, verschaffte ihm große Popularität und Medienpräsenz.
Zitat:
– “Gefühle sind erlaubt! (…) Jetzt ist es aus mit der Schwarzwaldklinik. Wir brauchen auch eine neue Einstellung zu Krankheit, Leiden, Spital, Patienten, Ärzten und Schwestern. (…) Es muss Schluss sein mit dem verlogenen Spiel rund um die Krankenhäuser. Das Bild vom armen, aber lieb und brav im Bett liegenden Patienten entspricht nicht der Wirklichkeit. Wir dürfen auch nicht erwarten, dass die Schwestern stets freundlich, adrett gekleidet, immer verfügbar und aufopfernd sind.” (Rudas nach dem Bekanntwerden der Mordfälle am Krankenhaus Lainz im Jahr 1989)
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Ausführlicher Nachruf in: LAZARUS Pflegezeitschrift Nr. 26 vom 28.06.2010
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Näheres zu Person und Lebenswerk auf Wikipedia unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Stephan_Rudas