20 Jahre Pflegewissenschaft an der Uni Witten/Herdecke

Mit einem Festakt am 3. Juni 2016 feierte die Pflegewissenschaft der UW/H ihren 20. Geburtstag gemeinsam mit Freundne, Förderern und WegbegleiterInnen sowie Professoren, Studierenden und Alumni in Witten. Als Festrednerin war auch NRW-Gesundheits- und Pflegeministerin Barbara Steffens dabei.

 

Das 1995 an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) gegründete Department für Pflegewissenschaft hat als Pionier wesentlich zur Professionalisierung und Akademisierung der Pflegeberufe in Deutschland beigetragen. „Unser Antrieb damals war es, die Arbeit der Pflegenden genauso wissenschaftlich zu untermauern, wie es in der Medizin schon immer der Fall war. Ein Novum, denn in der Pflege herrschte der Grundsatz: Wir gehen so vor, weil es immer schon so gemacht wurde, leider nicht immer auch zum Wohle der Patienten. Genau das wollten wir ändern“, erklärt Prof. Christel Bienstein, Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft das Kernanliegen. Seither ist den Wittener Pflegewissenschaftler/innen mit vielen wissenschaftlichen Untersuchungen gelungen, dass Pflege nicht nur als medizinischer Arbeitsbereich, sondern auch als Gegenstand von Wissenschaft und Forschung wahrgenommen wird.
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Gesundheits- und Pflegeministerin Barbara Steffens würdigte die Arbeit des Departments und wies auf zukünftige Aufgaben hin: „Wir haben in Nordrhein-Westfalen früh erkannt, dass die Pflegewissenschaft wichtige Grundlagen liefert, um den Herausforderungen durch den demografischen Wandel zu begegnen. NRW nimmt seit 20 Jahren eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet ein. Dazu hat das Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke maßgeblich beigetragen und den Wissenschaftszweig bundesweit geprägt. Der enge Bezug zwischen Theorie und Praxis sorgt dafür, dass sich Verbesserungen in der Versorgung an den Bedürfnissen und Bedarfen der Pflegebedürftigen orientieren. Die Pflegewissenschaft liefert wichtige Fakten für nachhaltige politische Entscheidungen. Zum Beispiel, wie wir die Strukturen in der Pflege verändern müssen, um die Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe zu erleichtern sowie Systemgrenzen – auch bei der Finanzierung von Pflegeleistungen – zu überwinden. Ein wichtiger Schritt im Hinblick auf diese Aufgaben ist die akademische Pflegeausbildung. Die Absolventinnen und Absolventen in NRW bringen ihre wissenschaftlichen Kenntnisse in die Praxis ein und sind Fachkräfte, die in allen Aufgabenbereichen dringend gebraucht werden.“
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Zum Sommersemester 1996 startete die UW/H mit 28 Studierenden den ersten Studiengang für Berufspflegende an einer deutschen Universität. Das Programm wurde zunächst als neun-semestriger Diplomstudiengang ausgelegt, wurde dann aber im Rahmen des Bologna-Prozesses zu den ersten konsekutiven Studiengängen mit Bachelor- und Masterabschluss an der UW/H umgewandelt. Im April 1999 zeichnete das Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen die beiden konsekutiven Studiengänge als Modellprojekt aus.
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„Lehre und Forschung der Wittener Pflegewissenschaftler/innen bürgen für Qualität und erregen bundesweit immer wieder Aufmerksamkeit. Erst kürzlich haben die Publikationen „Nachts im Krankenhaus“ oder auch die Fortschreibung „Nachts im Altenheim“, hohe Medienresonanz erzielt, weil die Experten der UW/H Themen mit hoher Alltagsrelevanz aufgreifen. Sie schaffen es, dass der Kranken- und Altenpflege mit mehr als 1,1 Mio. Beschäftigten als einem bedeutenden Bereich unseres Gesundheitssystems mehr Aufmerksamkeit geschenkt und damit auch mehr Anerkennung gezollt wird“, hob UW/H-Präsident Prof. Dr. Martin Butzlaff hervor.
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Prof. Christel Bienstein blickte aus der Perspektive der Leiterin des Departments Pflegewissenschaft auf die letzten zwanzig Jahre zurück. Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung sei unermüdlich gearbeitet worden. Nicht Produktivität, sondern Originalität sei das Markenzeichen der Disziplin. Nach Anfangsschwierigkeiten habe es rasch mehr Bereitschaft gegeben, Forschungsvorhaben in der Pflege zu finanzieren. „Einen kleinen Nobelpreis in der Pflege haben wir gewonnen, als wir den Zuschlag für den Helmholtz-Standort für neurodegenerative Erkrankungen bekamen“, führte Bienstein aus. „Sowohl auf politischer als auch auf universitärer Seite musste viel Überzeugungsarbeit für die junge und innovative wissenschaftliche Disziplin geleistet werden. Ohne die hochschulpolitische Weitsicht sowie die tatkräftige Unterstützung des Universitätsgründers, Dr. Konrad Schily, wäre das sicher nicht möglich gewesen“ erinnerte sich Prof. Christel Bienstein, die die Pflegewissenschaft in Witten mit aufgebaut hat.

 

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