Pflegende Kinder und Jugendliche in der Schweiz: Jana Bär, Anja Vock und Vanessa Weiss, Absolventinnen der Berufsfachschule Gesundheit und Soziales BFGS in Brugg, beschäftigten sich in ihrer Berufsmaturitätsarbeit intensiv mit dem Alltag von Young Carers. In einem Video stellen sie ihre Arbeit auch persönlich vor.
Young Carers – so nennt man Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die ein Familienmitglied pflegen und betreuen. Geschätzte 2-4% der Kinder übernehmen solche Aufgaben. Eine im Februar 2016 eingereichte Berufsmaturitätsarbeit mit Film beschäftigt sich mit der Thematik.
Wenn Pflege zum Alltag wird
Die Verfasserinnen Jana Bär, Anja Vock und Vanessa Weiss sind beeindruckt, was solche Kinder bereits in jungen Jahren leisten. «Mit einer Selbstverständlichkeit erledigen sie gewisse Tätigkeiten, welche andere Kinder in ihrem Alter oftmals verweigern.» Zentrale Fragen ihrer 46-seitigen Berufsmaturitätsarbeit waren: Wie wirkt sich die Last der Verantwortung auf die Kinder und ihre Entwicklung aus? Wieso tabuieren sie ihre Situation oftmals selbst? Welche Stellen bieten ihnen Unterstützung an?
Kinder mit einem erkrankten Elternteil investieren einen Grossteil ihrer Freizeit in Pflege und Betreuung. Die betroffenem Kinder und Jugendliche sprechen jedoch kaum über die belastende häusliche Situation. Für sie wurde die Ausnahmesituation zur Normalität. Sie schweigen teilweise aus Scham, um die Familie zu schützen, Behörden nicht auf den Plan zu rufen oder aus Angst vor Ausgrenzung. Hilfestellung finden Young Carers in der Schweiz in erster Linie bei Organisationen wie Pro Infirmis oder Pro Juventute.
Schlechtere Bildungschancen und keine Freizeit
Young Carers können in der Schule Probleme bekommen, sei es wegen Konzentrations- und Schlafmangel, Absenzen oder der zu grossen Belastung. Jana Bär, Anja Vock und Vanessa Weiss: «Die Kinder können sich dann während des Unterrichts nicht mehr auf die Lerninhalte konzentrieren, weil die häuslichen Sorgen überragen oder auch die Hausaufgaben nicht mehr zuverlässig erledigt und kontrolliert werden.» Auch im sozialen Bereich müssen sie Abstriche machen. Sie haben vielfach kaum Freizeit, um zu spielen oder Freunde zu treffen.
Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung
Spätfolgen können sowohl positiv wie auch negativ sein. Positiv entwickeln sich Young Carers meist zu reifen, sozialen Persönlichkeiten. Oftmals findet man sie später in Pflegeberufen wieder. Die Pflegerolle kann aber auch die eigene persönliche Entwicklung beeinträchtigen. Jana Bär, Anja Vock und Vanessa Weiss: «Der Auszug aus dem Elternhaus wird verzögert und somit werden durch die ständige Pflegerolle auch eigene Pläne und persönliche Interessen beeinflusst.» Eine zu kurz gekommene Schul- und Ausbildung wirkt sich zudem negativ auf die spätere berufliche Laufbahn aus.
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Die Verfasserinnen führten Experteninterviews, u. a. mit Prof. FH Dr. iur. Agnes Leu von Careum Forschung. In einer eindrücklichen Fallstudie wird der Alltag eines 9-jährigen Mädchen gezeigt, das seine erkrankte Mutter unterstützt. Im zur Arbeit gehörenden, 15-minütigen Film kommen die drei Verfasserinnen selbst zu Wort und stellen ihre Ergebnisse vor:
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